Die grosse Fahrt der Sable Keech

Wenig später erreichte er Drum, der den Anker vom Grund angehoben hatte. Jeder packte eine Zinke mit festem Griff.
    »Na, los geht’s«, sagte Ambel.
    Er wusste, dass Polisbürger schockiert auf diese Art Kraftentfaltung reagiert hätten, aber für ihn und Drum war das inzwischen ein normaler Umstand geworden, der sich über die Jahrhunderte noch stärker ausprägte. Früher mal hätten er und Drum sich abplagen müssen, diesen Anker gemeinsam anzuheben, aber jetzt war es für sie keine große Sache mehr, an ihm zu zerren und dadurch eine Tonne Kette straff zu ziehen – schließlich hatten sie den größeren Teil von tausend Jahren gebraucht, um diese Fähigkeit zu erwerben.
    »Dann ziehen wir sie mal an Land«, knurrte Drum.
    Sie schleppten sich ans Ufer und zogen die Treader hinter sich her. Sobald sie auf trockenem Grund waren, wateten sie unter dem Gewicht und der eigenen Anstrengung bis zu den Knien im Sand. Am oberen Rand des Strandes fanden sie einen Vorsprung Vulkangestein, auf dem sie Position bezogen, um die Kette Hand über Hand weiter einzuholen, bis der Schiffsbug aus dem Wasser heraus war.
    »Los, Leute, Tempo!«, brüllte Ambel, ließ die Kette fallen und klatschte in die Hände, dass es wie Pistolenschüsse krachte.
    Die Mannschaft entlud rasch die Boote und schleppte Harpunen und sonstige Ausrüstung auf den Strand. Von der Moby blieben nur treibende Splitter übrig, und hinter der Treader näherte sich ein beweglicher Hügel rasch dem Ufer.

 
Kapitel 18
     
    Turbul:
    Vor einer Milliarde Jahren noch unterschied sich dieses Tier kaum von einem beliebigen terranischen Fisch. Es wies eine Wirbelsäule auf, die nötigen inneren Organe, Kiemen, Flossen, einen Schwanz und Zähne. Nachdem diese Spezies lange Zeit den Blutegeln als Nahrungsquelle diente, führte der entsprechende Evolutionsdruck zu einigen seltsamen Veränderungen. Der Turbul weist nach wie vor alle oben genannten Elemente auf, heute jedoch in einer bestimmten Konfiguration, die es ihm ermöglicht, Egelangriffe zu überleben. Die Flossen sind direkt mit der Wirbelsäule verbunden, und die steuernden Muskeln verlaufen innerhalb der Knochen. Muskelfasern ziehen sich auch durch die Wirbelsäule bis in den Schwanz, und die Kiefermuskeln sind ähnlich geschützt – gerade so, dass das Tier beweglich bleibt und fressen kann. Die übrigen inneren Organe sind in einem Sack enthalten, der an der Wirbelsäule hängt, und können sich schnell regenerieren. Um all dies herum bildet der Turbul einen dichten Zylinder aus nahrhaftem Fleisch, aus dem die Flossen nach außen ragen; dieses Fleisch ist frei von Nerven und dient den Blutegeln ab primäre Beute. Ein Turbul kann selbst dann noch überleben, wenn er das komplette Fleisch verliert. Es scheint, als hätte der Turbul, statt eine dickere Haut oder Panzerung auszuprägen, sich einfach mit der Unausweichlichkeit von Egelangriffen abgefunden, die Abwehr aufgegeben und sich mit den lebenswichtigen Teilen ins eigene Zentrum zurückgezogen. Er opfert also seine Außenschicht, um das innere Selbst am Leben zu halten. Viele weitere Fischformen haben die gleiche Entwicklung genommen, vor allem der Boxy …
     
    Forlam kapierte den versteckten Befehl, den ihm sein Kapitän erteilt hatte, und ihm war auch klar, dass andere den Befehl möglicherweise absichtlich missverstanden, um den damit verbundenen Gefahren auszuweichen. Gefahr war jedoch nichts, was Forlam geängstigt hätte – nur die eigene Faszination für Gefahr machte ihm Angst.
    »Geht in eure Kabinen; ich kümmere mich darum«, sagte er zu den Hoopern in seiner Begleitung. »Ich bezweifle, dass eine größere Zahl von uns dabei hilfreich ist.«
    »Aber wir gehen doch sowieso dorthin«, wandte Dorleb ein.
    Forlam seufzte. Manchmal schien ihm, dass die Fasern in den Gehirnen vieler Hooper das Denken abwürgten. »Ein Laser kann eine Polisdrohne nicht abschießen«, erklärte er. »Käpten Ron möchte unsere Kumpel da unten befreien. Er hat mir befohlen, sie zu retten.«
    »Huh?«, lautete Dorlebs brillante Reaktion.
    Auf dem Kabinendeck vor der Brücke blieb Forlam stehen, blickte sich um und brüllte unvermittelt: »Dreizehn!« Die anderen musterten ihn und zeigten dabei einen Ausdruck, an den er sich längst gewöhnt hatte. Sollten sie doch denken, dass er verrückt war!
    Als sie den Durchgang zu den Mannschaftskabinen erreichten, ging eine der Hooper sofort hindurch, während sie den Kopf schüttelte und sagte: »Orbus … die