Die grosse Fahrt der Sable Keech
Hüter.
Als Antwort schickte Sniper auch der KI die Bilder.
Nach einer Pause sagte der Hüter. »Ich verstehe; du möchtest noch eine weitere Bestätigung. Mein eigener Versuch, diese Pradorpanzerung zu sondieren, führte sowohl zu ihrer Zerstörung als auch der ihres Trägers. Was hoffst du hier zu erreichen?«
Sniper sendete jetzt einen Brocken aus einer Vorlesung, die er vor mehreren Jahrhunderten aufgezeichnet hatte. »In jedem Krieg neigen Kombattanten dazu, ihre Wachsamkeit bezüglich jener Dinge zu senken, die nicht direkt mit diesem Krieg zu tun haben.«
»Ja, Sniper, mir stehen auch fünfzigtausend Stunden Aufnahmen von Geheimdienstbesprechungen zur Verfügung. Warum, denkst du, habe ich meine sämtlichen Satellitenaugen in der Gegend konzentriert?«
»Es geht nicht einfach nur darum«, entgegnete die alte Drohne schließlich. »Hier läuft noch etwas anderes ab. Und falls ich herausgefunden habe, was dieser verdammte Vrell im Schilde führt, finde ich vielleicht irgendeine weitere Lücke in seiner Abwehr.«
»Sehr gut. Halte mich auf dem Laufenden.« Der Hüter zog sich zurück.
Sniper zog weiterhin seine Bahn hinter dem Rudel und probierte es mit jeder unterschwelligen Sondierung, die er zuwege brachte. Er fragte sich allmählich, ob er im Interesse des ECS-Geheimdienstes einen der gepanzerten Prador abschießen sollte, sobald das Gefecht begann, um ihn für eine spätere Untersuchung zu mopsen. Eine Analyse der Daten aus den zurückliegenden Ereignissen machte ihm jedoch deutlich, dass das nicht in Frage kam. Zusätzlich zu der vom Hüter ausgelösten Explosion waren während des früheren Angriffs auf Vrells Schiff weitere eingetreten, sowohl unter Wasser als auch in der Luft – und waren zweifellos darauf zurückzuführen, dass gepanzerte Individuen irreparabel beschädigt wurden und sich demzufolge selbst vernichteten. Vrost würde keinen seiner Soldaten intakt zurücklassen, ja in überhaupt irgendeinem Zustand, der mehr Konsistenz aufwies als radioaktives Gas.
Als Sniper gerade eine Mikrowellensondierung mit gebündeltem Strahl durchführte, bemerkte er zufällig eine Störung im Wasser unter ihm. Er blickte hinab und sah etwas unter Wasser rasch dahinfahren. Zuerst vermutete er einen Heirodonten, aber es war dafür zu schnell. Gerade richtete er den Mikrowellenstrahl nach unten, als das Objekt aus dem Meer aufstieg und sich als Mitglied der gepanzerten Königsgarde entpuppte. Dieser hatte sich wahrscheinlich gerade auf dem Meeresgrund repariert und beeilte sich jetzt, zu seinen Kameraden aufzuschließen. Auf einmal stellte Sniper fest, dass seine Messung nicht blockiert wurde, und richtete seine gesamten Sensoren nach unten, als der Prador aus dem Meer aufstieg. Sniper stellte fest, dass er einfach alles herausfand. Die Kamerabilder aus dem Drohnenfach hatten viele Informationen geliefert, aber jetzt das ganze Spektrum abzusuchen, das lieferte ihm so viel mehr! Er schaltete kurz die AG ab, sank auf gleiche Höhe zu dem gepanzerten Wesen hinab und sondierte tief, kartierte die Architektur der Panzerung und der gesamten externen und internen Anatomie darin. Seine Aufzeichnung der Hirnstruktur erwies sich gewiss als unschätzbar wertvoll für die forensischen Polis-KIs. Dann erkannte er Signale ähnlich denen, wie sie die wilden Tiere Spatterjays lieferten. Dieser Prador war mit dem Virus infiziert und hatte diesem seine erkennbaren Mutationen zu verdanken.
Unvermittelt drehte sich der Prador zu Sniper um und begann, die Abwehrschirme zuzuknöpfen wie eine Frau, die feststellte, dass ihre Bluse offen stand. Zu spät. Sniper kannte jetzt die Gestalt des Ungeheuers. Und die Körperprobe aus dem Drohnenfach, die er im eigenen Innern verwahrte, lieferte ihm die genetische Blaupause. Das Geheimnis war gelüftet.
Erst als der gepanzerte Prador mit hoher Geschwindigkeit das Weite suchte, entdeckte Sniper an diesem speziellen Individuum noch etwas anderes, und er lachte über den Äther vor sich hin.
»Was ist denn so komisch?«, wollte Dreizehn wissen, als sie den Funk wieder aktiviert hatte.
»Ja, erzähle es!«, mischte sich der Hüter in recht scharfem Ton ein.
»Bald«, sagte Sniper. »Bald.« Dann sperrte er den Hüter aus.
Wie sie dort saß und den Funkmonitor auf ihrem Schreibtisch betrachtete, fühlte sich Olian Thay richtig froh über ihre neue Inkarnation als Präsidentin der Bank von Spatterjay. Der enorme Reichtum, den sie ansammelte, half ihr, das eigene Lebenswerk zu
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