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Die große Verschwendung

Die große Verschwendung

Titel: Die große Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schoemel
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Jahr kam so etwas immer noch vor, meist an Freitagen oder Samstagen. Glabrecht hatte nie gefragt, worauf diese gelegentlichen Revitalisierungen des sexuellen Ehelebens, für die er, alles in allem, natürlich äußerst dankbar war, zurückzuführen waren. Das wäre viel zu riskant gewesen. Auf der einen Seite gab es nämlich seine Verletzungen, seinen Trotz. Aber auf der anderen Seite gab es seine Geilheit. Vielleicht hatte sie einen Liebhaber und konnte sich vor diesem erregenden Hintergrund leichten Herzens auch ihres Mannes bedienen, als Zugabe, wenn ihr danach war? Für Glabrecht war diese Erklärung ausgesprochen naheliegend.
    Der Wein diente Marianne gewiss auch dazu, sich ein wenig an Glabrechts Person und Alkoholfahne heranzutrinken. Glabrecht setzte sich zu ihr, und bald lehnte sie sich an ihn. Sie müsse die Tatsache feiern, sagte Marianne, dass sie wahrscheinlich vom NDR in eine halbe feste Stelle übernommen werde. Dann werde sie zwei- bis dreimal pro Woche nach Hamburg fahren müssen.
    Glabrecht roch die frisch geduschte nackte Haut. Es gab dann tatsächlich ein paar Minuten mit dieser schwindligen, hitzigen Ficklust, die er von früher her kannte, und über deren explosives Erscheinen er sich wunderte. Sie war offenbar nicht annähernd so gründlich verschwunden, wie er das mit nüchternem Alltagsverstand annahm. Verwilderte Lüste stellten sich ein, aufsteigend aus unterirdisch versunkenen Anfangsbeziehungszeiten und historischer Schönheit, und bei Marianne war es vielleicht ähnlich. Die vor vielen Jahren entwickelte Penetrationsroutine funktionierte nach wie vor reibungslos.
    Glabrecht steckte seiner Frau die Zunge in den Hals, sie tat das Gleiche mit ihm, während sie mit ausgestrecktem Arm das Licht der Standleuchte runterdimmte. Alles lief sehr zielgerichtet und ohne Umwege ab, und nach ein, zwei Minuten griff man sich gegenseitig zwischen die Beine, er an ihre nackte Möse, sie durch die Hose an seinen Schwanz – ein Ritual mit kalten, aber umso nasseren Küssen, später mit wechselseitigem Blasen beziehungsweise Lecken, Vorgänge, die sie früher exzessiv und zur wechselseitigen Begeisterung eingeübt hatten. Sie brachten es dann auf dem großen Wohnzimmerteppich zu Ende, vor dem Fernsehgerät, das sie mit wechselnden Farben beleuchtete, beide auf den Knien, Glabrecht keuchend und Marianne von hinten stoßend. Nach vorne gebeugt, konnte er Marianne umfassen und ihre Brüste kneten, die schwer und provozierender denn je hinabschwangen, ein wenig wie Flaschenkürbisse, also an den Spitzen dicker als oben, wo sie auf relativ kleinen Grundflächen entsprangen und dann erst einmal zwei vergleichsweise dünne Schläuche bildeten, die Glabrecht hätte umfassen, würgen oder abreißen können – ehe sich das alles nach unten hin wieder verdickte und herrlich obszön aufblies.
    Vielleicht stellte sich seine Frau gerade ihren Schweizer Fitness-Trainer Beat vor? Beat, der so wunderbar erzählen konnte, wie sie häufig sagte! Vielleicht hatte sie es genau heute mit ihm getrieben, vielleicht war das ein Grund dafür, mit ihrem Mann noch ein wenig nachzulegen? – Glabrecht rammte derart wütend gegen sie an, dass beide rasch den Teppichrand erreichten und sich die ganze Anordnung, damit sie weiter effektiv funktionieren konnte, um einhundertachtzig Grad wenden musste.
    Von Mariannes Gesamterscheinung sah er dabei nicht viel mehr als den Arsch, der zwar breiter und flacher geworden, aber immer noch einigermaßen straff war, jedenfalls dann, wenn sie ihn, wie gerade jetzt, nach oben streckte, und bei gedämpftem Licht. Und so ein Gesäß, das war ja zum Glück recht seelenlos. Glabrechts Wut ließ langsam nach. Eigentlich brachte er dieses Fleisch, aus der beschriebenen Perspektive und während er seine Stöße jetzt deutlich romantischer setzte, gar nicht mehr mit Marianne in Verbindung – und die ganze Marianne nicht mit sich selbst. Mit diesem persönlichen und Seelenkram musste er sich nicht beschäftigen. Minutenlang, die dicken Brüste in den Handschalen walkend, war er ein elementarer, erdverbundener Ficker, und dass dabei die dramatischen Unterschiede um seine Aufmerksamkeit bettelten, die zwischen den Bildern in seiner pornografieverwöhnten Wunschwelt und denjenigen herrschten, die er sah, wenn er nach unten schaute und seinen Schwanz sowie dessen Zielobjekt beobachtete, das störte den Rausch nicht. Marianne begann zu stöhnen – ob sie jemals einen Orgasmus gehabt hatte mit Glabrecht, konnte

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