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Die große Verschwendung

Die große Verschwendung

Titel: Die große Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schoemel
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der nicht sagen –, und dieses Geräusch brachte ihn selbst auf den Weg zur Ejakulation.
    Zu seiner eigenen Überraschung grunzte er ihren Namen, als er sich zitternd entlud, den Rücken nach hinten gebogen, den Schwanz tiefstmöglich und in seinen Vorstellungen mindestens bis in den Brustkorb dieses fremden Leibes hinein versenkt.
    »Marianne!«, kam es oben aus ihm heraus, während unten sein Samen strömte.
    Unmittelbar danach entstand eine den Raum gallertartig ausfüllende Peinlichkeit. Glabrecht hatte den Eindruck, als bremste sie seine Fluchtbewegungen ab. Als er sich, nach dem Verstreichen einer kurzen Schamfrist, aus Mariannes Leib zurückzog, trat sein Sperma schaumig und in unangemessenen Mengen aus Mariannes Geburtskanal zutage und lief an ihren Oberschenkeln hinunter. Am liebsten hätte er es zurückgerufen, denn es hatte dort, wohin er es gepumpt hatte, absolut nichts zu suchen.
    Beide erhoben sie sich vom Teppich, gingen, ohne einander noch einmal anzufassen, in ihre Bäder, und Glabrecht beeilte sich, im reinigenden Wassersturz den gerade stattgefundenen Akt so rasch wie möglich zu vergessen, den Normalzustand wiederherzustellen. Sie setzten sich anschließend noch einmal zusammen auf die Couch, nunmehr beide im Morgenmantel, und leerten die Weinflasche. Im Fernsehen lief das Nachtmagazin der ARD.
    »Wie viel musst du eigentlich trinken, damit du das nicht mehr bringst?«, sagte Marianne.
    Obwohl sie Glabrechts Haare dabei wuschelte, klang die Frage alles andere als zärtlich, sondern so, als habe sie lange unter Druck gestanden, ehe sie aus Mariannes Mund hinaustrat.
    »Ich bemühe mich, aber er steht eben immer noch auf Pfiff«, sagte er. »Das Alter wird es hoffentlich richten.«
    »Vielleicht geht’s dir dann besser. – Es ist nur so«, sagte Marianne, »ich hatte wieder einmal das Gefühl, du meinst mich gar nicht dabei.«
    Das sagte sie, sie! , sie, die ihn jahrelang wie einen lästigen Hund abgewiesen hatte! Einmal, er hatte damals mit quälender Geilheit im Ehebett neben ihr gelegen, hatte sie ihm gutmütig lachend davon erzählt, wie Krankenschwestern Erektionen von Patienten mittels tüchtiger Klapse auf das freche Organ abstellten. Sie hatte in den Semesterferien einige Male als Hilfskrankenschwester gearbeitet. – Glabrecht hatte damals das Licht angeschaltet und seinem steifen Schwanz vor ihren Augen klatschende Hiebe versetzt.
    Mein Gott, wie lange war das her! Es gab Verletzungen, die alterten nicht, die fielen lediglich manchmal in eine Art Winterschlaf, um verjüngt und stark wieder aufzuwachen, wenn die Situation sie rief. Die Wut stieg Glabrecht in den Kopf.
    »Du lieber Gott!«, rief er. »Und du? Meinst du denn mich? Hast du mich je gemeint? Und überhaupt, was soll das jetzt auf einmal?«
    Auf der Zunge lag ihm der Vorschlag, die Fickerei doch bitte künftig völlig zu lassen, aber auch dieser Satz blieb unausgesprochen, ebenso wie all die anderen, viel brutaleren Sätze, die er hätte sagen können und die mit Sicherheit ihre Ziele getroffen hätten. Er stand sofort auf, ging in die Küche, holte sich ein kaltes Bier und setzte sich nicht mehr auf die Couch neben Marianne, sondern auf einen Sessel.
    Der Geschirrspüler sei heute kaputt gegangen, sagte Marianne, so, als sei gerade eben rein gar nichts gewesen. Er pumpe das Wasser nicht mehr ab. Das kommende Wochenende über, ohne Handwerker und ohne Alicija, müsse der Abwasch leider mit der Hand durchgeführt werden. Glabrecht versprach, dabei zu helfen, gähnte leise, fühlte sich plötzlich sehr betrunken. Er leerte die Bierflasche und sagte »Gute Nacht«, bloß um im Arbeitszimmer gierig die Vorsehung hochzufahren, mit dem nicht völlig vor sich selbst eingestandenen Plan, die Geilheit noch einmal aufzupeitschen, nunmehr mit schönen jungen Pornodarstellerinnen und ungestört durch die Anwesenheit irgendeines menschlichen Wesens.
    Aber dieser Plan wurde eliminiert. In seinem Outlook waren nämlich »Drei neue Nachrichten« eingetroffen. Absender waren Ryanair , Sixt und [email protected]. Tatsächlich, unfassbar, sie hatte sich gemeldet! Und dies ausgerechnet heute Abend, an dem er fast gar nicht an sie gedacht hatte. Um Gemütszeit zu gewinnen, öffnete Glabrecht zunächst Ryanair . Man bot hunderttausend kostenlose Sitze an. Er schloss die Mail und verschob sie in den Ordner »Gelöschte Objekte«. Dann erst klickte er [email protected] an.
    »Hallo Herr Dr. Glabrecht, ich wollte mich einfach nur mal melden bei

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