Die große Volksverarsche
erforderlichen 25 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um dieses Kostenleck zu stopfen?
Aber auch in den Reihen der Solarenergiebefürworter gibt es inzwischen ökonomische Egoismen, die der ökologischen Energiewende in den Rücken fallen: Nachdem viele deutsche Solarmodulhersteller dank staatlicher Förderungen bombig verdient haben, pochen sie nun aus Angst vor billigen chinesischen Solarmodulen auf Einfuhrzölle. Fraglos versuchen sie damit, ihre eigene Marktfähigkeit und Arbeitsplätze in ihren Unternehmen zu sichern. Doch gleichzeitig wird der Bau von Solaranlagen in Deutschland so teuer und damit so unrentabel, dass viel weniger Anlagen gebaut werden.
KONSUMENTEN-NAVI
Eine Solaranlage auf dem Dach ist in der Anschaffung wahrlich kein Klacks. Doch nach zehn Jahren rechnet sie sich – auch ohne staatlich garantierte Einspeisevergütung – und macht ihren Besitzer unabhängig vom Strompreis.
Ganz anders bei Öl-, Gas- und Fernwärmeheizung: Keine von ihnen wird sich irgendwann rechnen.
Es stimmt, die Energiewende ist ein hartes Stück Arbeit, für jeden von uns. Aber spätestens unsere Kinder und Enkel werden davon profitieren – ökologisch wie ökonomisch ...
Wegweiser
GEOBIO-CENTER der LMU München: Prof. Florian Siegert und sein Team versuchen, mit dem intakten Regenwald einen ökonomischen Wert zu verknüpfen. Denn nur so ist die Industrie für Umweltprojekte zu ködern.
Die Idee: Wer in der Industrie CO 2 freisetzt, muss zum Ausgleich CO 2 -Anteile am Urwald kaufen. Siegert und sein Team haben deshalb eine Methode entwickelt, die gespeicherte CO 2 -Menge von Regenwald inklusive Torfboden zu errechnen. ( www.rssgmbh.de )
Der Ort Feldheim in Brandenburg ist energieautark, »weil die Menschen es wollten«, so der Bürgermeister Michael Knape.
Zum Schluss eine Frage aus dem Nähkästchen: Warum führen wir eigentlich beim Strompreis keine Progression ein
wie bei der Einkommensteuer? Bis zu einem Verbrauch von x Kilowattstunden zahlt der Privatkunde zum Beispiel zehn Cent, danach 50 Prozent mehr, und ab einem Verbrauch von y Kilowattstunden zahlt er 100 Prozent mehr. Dann würden wir vielleicht mit Energie etwas vorsichtiger umgehen, oder?
»Ich heiße Lima und arbeite seit drei Jahren und fünf Monaten als Näherin. Ich verdiene 2.400 Bangladeschi Taka [umgerechnet knapp 23 Euro]. Mit diesem geringen Gehalt kann ich meine monatlichen Ausgaben nicht finanzieren. Ich komme normalerweise gegen 22.15 Uhr nach Hause. In der Fabrik werden wir mit Arbeit zugeschüttet. Wir bekommen kein Trinkwasser und dürfen nicht auf die Toilette gehen. Wenn wir dringend nach Hause müssen oder sonstige persönliche Probleme haben, erhalten wir keine Papiere, um gehen und wiederkommen zu können. Uns wird gesagt, dass wir dann auch gleich für immer gehen können. Das Management versucht, unsere Gehaltsabrechnungen zu unseren Ungunsten zu manipulieren ... Wir stehen im Dunkeln. Vielleicht werden wir den Rest unseres Lebens in der Dunkelheit verharren.«
Die meisten Näherinnen in den großen Textilfabriken von Bangladesch, Pakistan, Kambodscha oder Indien arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen – und doch ist es schwer, Frauen zu finden, die bereit sind, über die katastrophalen Zustände vor Ort zu sprechen. Zu groß ist ihre Angst vor Repressalien und dem Verlust des Arbeitsplatzes. Zu groß ist ihre Abhängigkeit. Selbst Mitarbeiter/innen ausländischer Nichtregierungsorganisationen wie FEMNET und Clean Clothes Campaign (CCC), die sich ein Bild von der Situation der Näherinnen machen wollen, werden von den örtlichen Behörden, bisweilen vom Geheimdienst persönlich, auf Schritt und Tritt beobachtet. Wie praktisch
für all die gut betuchten Bekleidungsfirmen aus Europa und den USA: Als externe Auftraggeber müssen sie weder die Drecksarbeit machen noch befürchten, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber genau hier liegt ein, wenn nicht das Grundübel in dem globalen Bekleidungswettbewerb, der den Unternehmen hohe Gewinnmargen, uns Käufern niedrige Preise und den Fabrikarbeitern Hungerlöhne und ein Leben am Abgrund beschert ...
Beispiel Bangladesch: Mit seinen 160 Millionen Einwohnern ist es das Land mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt. Allein in der Hauptstadt Dhaka leben im Schnitt 7.000 Menschen auf einem Quadratkilometer (Berlin: 3.900 E/qkm). Arbeitsplätze sind Mangel-, Arbeitskräfte entsprechend »Massenware« – und die Textilfabriken nichts anderes als Legebatterien, in denen
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