Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Jahreszeit stets aus Osten wehten, sie erreichten die Malediven und passirten Ceylon von der Pointe de Galles bis zur Trinquemalay-Bucht. Bei der Rückkehr war der Mousson umgeschlagen. Die vorherrschenden Winde kamen, der Voraussage de Grenier’s entsprechend, jetzt aus Westen und Südwesten. Der von diesem vorgeschlagene Weg bot also unzweifelhafte Vortheile. Die Erfahrung hat diese auch fernerhin so vielfach bestätigt, daß man dort überhaupt keinen anderen mehr einschlägt.
Am 8. December nach Isle de France zurückgekehrt, beschleunigte Kerguelen die Vorbereitungen zu seiner weiteren Reise derart, daß er schon am 12. Januar 1772 die Anker lichten konnte. Er steuerte geraden Weges nach Süden, denn wenn er in dieser Richtung Land entdeckte, mußte ja das nächstgelegene für die alte französische Kolonie am werthvollsten sein.
Am 1. Februar schienen zahlreiche Vogelschwärme auf die Nachbarschaft von Land hinzudeuten. Auf das eben herrschende Schneewetter folgten jetzt Hagelschauer. Man hatte gleichzeitig mit schlechtem Wetter, widrigem Winde und grober See zu kämpfen. Das erste Land kam am 12. in Sicht. Am nächsten Tage sah man ein zweites und bald darauf ein ziemlich hohes Vorgebirge. Als die Sonne am folgenden Tage Morgens um sieben Uhr die Wolken zerstreute, erkannte man deutlich eine sich auf fünfundzwanzig Meilen erstreckende Küstenlinie. Die Schiffe befanden sich da unter 49°40’ südlicher Breite und 61°10’ östlicher Länge.
Leider folgte jetzt nur ein Sturm auf den anderen und die Fahrzeuge hatten große Mühe, sich nicht an der Küste festhalten zu lassen. Kerguelen wurde, als er eben ein Boot zum Zwecke eines Landungsversuches abcommandirt hatte, von heftigen Strömungen weit nach Norden verschlagen.
»Als ich mich vom Lande so weit entfernt sah, berichtet Kerguelen, überlegten wir, was nun zu thun sei; in Anbetracht des Zustandes meines Mastwerkes mußte ich mir sagen, daß ich nicht genügende Segel führen könne, um mich sicher von der Küste frei zu halten, an der uns, wegen Mangels einer Schaluppe zur Auslegung der Anker, die ernstlichsten Gefahren bedrohten; daß es bei der nebeligen Witterung so gut wie unmöglich sein werde, die ›Gros-Ventre‹ wieder aufzufinden, von der ich schon seit mehreren Tagen getrennt war, zumal da der Wind sehr häufig wechselte und wir einen tüchtigen Sturm abgewettert hatten… Diese Betrachtungen und dazu die Ueberzeugung, daß die ›Gros-Ventre‹ ein vortreffliches Schiff und für sieben Monate mit Lebensmitteln versehen sei, bestimmten mich, nach Isle de France zurückzukehren, wo ich am 16. März eintraf.«
Glücklicherweise war auch der »Gros-Ventre« kein Unfall zugestoßen. Ihr Boot konnte zu derselben wieder zurückgelangen. De Boisguehenneuc, der an’s Land gegangen war, hatte unter Beachtung aller herkömmlichen Formalitäten von demselben Besitz genommen und ein Protokoll darüber in einer Flasche zurückgelassen, welche Kapitän Cook im Jahre 1776 wieder auffand.
Kerguelen kehrte nach Frankreich zurück, wo der Erfolg seiner Reise ihm nicht wenig Feinde erworben hatte. Ihre Gehässigkeit gegen ihn nahm nur noch mehr zu, als er am 1. Januar 1772 vom Könige zum Schiffskapitän und Ritter des heiligen Ludwig ernannt wurde. Bald verbreiteten sich die schmählichsten Verleumdungen, welche sich sogar bis zu der Beschuldigung erhoben, er habe die begleitende »Gros-Ventre« absichtlich zugrunde gehen lassen, um allein die Belohnung für jene Entdeckungen zu genießen, die er mit de Saint Allouarn gemacht hatte.
All’ dieses Geschrei verhallte jedoch spurlos bei dem Minister, der Kerguelen vielmehr die Leitung einer zweiten Expedition anvertraute. Das Vollschiff »Roland« und die Fregatte »l’Oiseau« verließen Brest unter dem Befehle de Saux de Rosnevet’s am 26. März 1772.
Nach dem Cap gekommen, sah Kerguelen sich genöthigt, vierzig Tage lang still zu liegen. Die ganze Mannschaft war in Folge der Feuchtigkeit des neuen Schiffes an putridem Fieber erkrankt.
Karte der Verwüstungs-Inseln. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Es erscheint das um so begründeter, heißt es in dem Berichte, weil alle trockenen Gemüse, wie Erbsen, Bohnen, Schminkbohnen und Linsen, in den Vorrathskammern des Raumes ebenso verdorben waren, wie der Reis und ein Theil des Zwiebacks; die Gemüse hatten sich im Schiffsraume fast in einen Misthaufen umgewandelt, der Alles verpestete; auch wimmelte es in denselben von einer Masse weißer
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