Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Bratspieß befestigt, ein zu drei Viertheilen aufgezehrter Oberschenkel.
In einer anderen Hätte fand man ein Hemd, das als ein dem unglücklichen Marion gehöriges erkannt wurde. Der Halstheil desselben war ganz blutig und zeigte drei oder vier, an den Rändern ebenfalls blutbefleckte Löcher. In verschiedenen anderen Häusern entdeckte man noch einen Theil der Kleider und die Pistolen des jungen de Vaudricourt, der seinen Commandanten begleitet hatte, ferner mehrere Waffen aus dem zweiten Boote und einen Haufen Fetzen von den Jacken der unglücklichen Matrosen.
Jetzt war kein längerer Zweifel möglich. Ueber den Tod der Opfer wurde ein Protokoll aufgesetzt, und Du Clesmeur suchte sich aus Marion’s Papieren über dessen weitere Reiseziele zu unterrichten, fand aber nichts als die von dem Statthalter auf Isle de France herrührenden Instructionen.
Das versammelte Officiercorps entschied sich angesichts des kläglichen Zustandes der Fahrzeuge dahin, von der Aufsuchung unbekannter Länder abzusehen, erst nach den Inseln Rotterdam und Amsterdam, dann nach den Mariannen und den Philippinen zu segeln, wo man die eingenommene Ladung vor der Rückkehr nach Isle de France veräußern zu können hoffte.
Am 14. Juli verließ Du Clesmeur den von ihm sogenannten »Hafen des Verrathes« und die Schiffe steuerten nach den Inseln Amsterdam und Rotterdam zu, an denen sie, etwas nördlich von ihnen, am 6. August vorüberkamen. Glücklicher Weise begünstigte diese Fahrt das herrlichste Wetter, denn der Scorbut hatte unter den Matrosen so sehr gewüthet, daß nur noch wenige derselben dienstfähig waren.
Am 20. September wurde endlich die Insel Guaham, die größte der Mariannen, erreicht, an der man doch erst sieben Tage später vor Anker gehen konnte. Der von Crozet verfaßte Bericht enthält eine sehr schätzbare und eingehende Schilderung dieser Insel, wie ihrer Erzeugnisse und Bewohner. Wir geben hier daraus nur folgenden, ebenso kurzen wie bezeichnenden Passus wieder:
»Die Insel Guaham, heißt es, erschien uns wie ein irdisches Paradies; die Luft hier ist erquickend, das Wasser ausgezeichnet, Gemüse und Früchte sind vortrefflich, Rinder-, Ziegen-und Schweineheerden unzählbar; alle Arten Geflügel vermehren sich sehr stark.«
Unter den Erzeugnissen hebt Crozet die »Rima« besonders hervor, deren Frucht eßbar wird, wenn sie ihre volle Ausbildung erlangt hat, aber noch grün ist.
»In diesem Zustande, sagt er, ernten sie die Eingebornen zum Verspeisen; sie beseitigen die rauhe Schale und schneiden sie wie Brot in Stücke. Zum Zweck des Aufbewahrens schneiden sie daraus runde Scheiben und lassen diese, in Form sehr dünner Brotkuchen, an der Sonne oder am Feuer dörren. Dieser Naturzwieback behält seine nährende Eigenschaft mehrere Jahre lang und jedenfalls weit länger als unser bester Schiffszwieback.«
Vom Hafen von Agana aus segelte Crozet nach den Philippinen, wo er bei Cavite, in der Bai von Manilla, vor Anker ging. Hier trennten sich nun die »Castries« und die »Mascarin«, um einzeln nach Isle de France zurückzukehren. –
Einige Jahre früher schon hatte ein kühner Officier der Kriegsmarine, der Chevalier Jacques Raymond de Giron de Grenier, der wohl auch dem glänzenden Siebengestirn berühmter Männer, den Chazelle, Borda, Fleurieu, Du Maitz de Grimpo, Chabert und Verdun de la Grenne zugezählt zu werden verdiente, die sich so eifrig für alle Fortschritte der Schifffahrt und Erdkunde bemühten, seine Muße während des Aufenthaltes auf Isle de France dazu benutzt, die benachbarten Meere zu durchforschen. Mit der Corvette »Heure Du Berger« unternahm er eine recht erfolgreiche Kreuzfahrt, bei der er die Positionen des Saint Brandon-Risses, der Saya de Malha-Bank berichtigte, in den Seschellen die Inseln St. Michel, Rocquepire, Agalega eingehend erforschte und die Karte der Inseln Adu und Diego Garcia verbesserte. Unter Berücksichtigung des sich gegenseitig bedingenden Verhältnisses zwischen den Meeresströmungen und den Moussons (Jahreszeit-Winden) brachte er einen kürzeren und sichereren Weg von Isle de France nach Indien in Vorschlag. Die Ersparniß an demselben sollte achthundert (See-) Meilen betragen; die Sache schien einer ernsten Untersuchung nicht unwerth.
Als der Marine-Minister bei der See-Akademie für de Grenier’s Vorschlag eine günstige Stimmung fand, beschloß er die Prüfung desselben einem See-Officier zu übertragen, der mit derartigen Arbeiten vertraut war.
Seine Wahl
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