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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aufzunehmen, die er nur bis zur de Langle-Bai unter 47°49’ kannte.
    Am 2. August verließen die ›Boussole‹ und die ›Astrolabe‹ die Castries-Bai, steuerten nach Süden, entdeckten nach einander die Insel Monneron, den Pic de Langle, umschifften die Südspitze Saghaliens, die man als Cap Coillon bezeichnet, und fuhren in die Meerenge zwischen Oku-Jesso, das ist die Laporouse-Straße, ein. Hier verweilte man an einem der geographisch wichtigsten Punkte, welche die Schifffahrer jener Zeit ihren Nachfolgern zu bestimmen übrig gelassen hatten. Bisher lauteten die Mittheilungen über diese Gegend fast ganz beliebig, für Sanson z.B. bildete Korea eine Insel, während Jesso, Oku-Jesso und Kamtschatka gar nicht existiren; bei G. Delisle heißen Jesso und Oku-Jesso nur eine einzige Insel in der Meerenge von Sanghar; Buache in seinen geographischen Betrachtungen sagt endlich: »Nachdem Jesso erst nach Osten, dann nach Süden, hierauf nach Westen, und endlich nach Norden verlegt worden war…«
    Hier herrscht, wie man sieht, ein offenbares Chaos, dem die Arbeiten der französischen Expedition ein Ende machen sollten.
    Am Cap Coillon trat Laporouse in einige Beziehungen zu den Ureinwohnern, welche er für weit schönere und gewerbthätigere, aber für minder gutmüthige Menschen erklärt als die Orotchys der Castries-Bai.
    »Sie haben, sagt er, einen sehr wichtigen, in dem Kanal der Tatarei unbekannten Handelsgegenstand, dessen Austausche sie alle ihre Schätze verdanken, das ist der Walfischthran, von dem sie ungeheuere Mengen erzeugen. Dabei verfahren sie freilich wenig sparsam; ihre Methode besteht einfach darin, das Fleisch der Wale in Stücke zu schneiden und in freier Luft an abhängigen Stellen unter den Strahlen der Sonne verfaulen zu lassen. Das dabei herabfließende Oel, der Thran, wird in Gefäßen aus Baumrinde oder in Schläuchen aus Seewolfshaut aufgefangen.«
    An dem Cap Aniva der Holländer vorbei, segelten die Fregatten längs der Besitzungen der Compagnie, einem dürren, baumlosen Lande ohne Einwohner, und bekamen die Kurilen in Sicht. Dann passirten sie zwischen den Inseln Marikan und der Vier Brüder hindurch und gaben dieser Wasserstraße, der schönsten zwischen den Kurilen, den Namen des Kanals der »Boudeuse«.
     

    Typus der Orotchys. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Am 3. September erblickte man das Gestade von Kamtschatka, eine trostlose Gegend, wo das Auge nur ungern und fast mit Entsetzen auf den gewaltigen Felsmassen ruht, welche der Schnee schon Anfangs September bedeckte, und die wohl noch nie eine blühende Vegetation gesehen haben. Drei Tage später gelangte man nach der Bai von Avatscha oder St. Peter und Paul.
    Die Astronomen begannen sofort ihre Beobachtungen und die Naturforscher erklommen unter großen Beschwerden und Gefahren einen gegen acht Meilen im Innern gelegenen Vulkan, während die, mit Arbeiten an Bord nicht beschäftigte Mannschaft der Jagd oder dem Fischfang nachging. Der Freundlichkeit des Gouverneurs verdankte man auch mannigfache Vergnügungen.
    »Er lud uns, sagt Lapérouse, zu einem Balle ein, den er zu Ehren unserer Anwesenheit allen Frauen, sowohl den Kamtschadalinnen als den Russinnen von St. Peter und Paul, geben wollte. Was der dabei versammelten Gesellschaft an Zahl abging, das ersetzte doch deren Originalität. Dreizehn in Seide gekleidete Frauen, darunter zehn Kamtschadalinnen mit großen Gesichtern, kleinen Augen und platten Nasen saßen auf den Bänken rings um den Festraum. Die Kamtschadalinnen, ebenso wie die Russinnen trugen seidene Taschentücher um den Kopf, etwa wie die Mulattenweiber der französischen Kolonie… Man eröffnete den Reigen mit russischen Tänzen von ansprechender Melodie, sie ähnelten dem allgemein bekannten Kosakentanze. Darauf folgten kamtschadalische Tänze, welche freilich nur mit denen der Verzückten an dem berühmten Grabe des heiligen Medard zu vergleichen sind. Die Tänzer dieses Theils von Asien gebrauchen nur die Arme und die Schultern, die Beine selbst fast gar nicht. Durch ihre anstrengenden, fast krampfhaften Bewegungen erregen die kamtschadalischen Tänzerinnen bei dem Zuschauer eine wirklich peinliche Empfindung; dazu tragen noch mehr die Schmerzensschreie derselben bei, mit denen sie, als einzige Musik, ihre Bewegungen begleiten. Sie erschöpfen sich übrigens damit so sehr, daß sie von Schweiß triefen und auf die Erde niedersinken, ohne sich mehr erheben zu können. Die reichlichen Ausdünstungen ihrer

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