Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
gewahrte man auch einen von fünfzehn bis zwanzig, je mit einem Bärenkopfe geschmückten Pfählen umschlossenen Kreis. Man nahm früheren Erfahrungen nach mit gutem Grunde an, daß diese Trophäen bestimmt seien, die Erinnerung an einen siegreichen Kampf mit jenen Raubthieren wachzuhalten.
    An dieser Küste fischte man eine große Menge Kabeljau und in der Mündung eines Flusses ungemein viel Lachse.
    Nach Besichtigung der La Jonquière-Bai, warf Lapérouse in der Castries-Bucht wieder Anker. Sein Wasservorrath ging zu Ende und Holz besaß er fast gar nicht mehr. Je weiter er in den Kanal zwischen Saghalien und dem Festlande vordrang, desto seichter wurde dieser. In der Ueberzeugung, daß er die Nordspitze letztgenannter Insel nicht werde umsegeln und nur durch die, weit südlicher gelegene Sanghar-Straße wieder auf freies Wasser gelangen könne, beschloß Lapérouse in der Castries-Bai nur fünf Tage, das heißt die unbedingt nothwendige Zeit zur Vervollständigung seiner Provisionen zu verweilen.
    Er errichtete also auf einer kleinen Insel ein Observatorium, während die Zimmerleute Holz fällten und die Matrosen die Wasserfässer besorgten.
    »Jede Hütte der Insulaner, welche sich selbst Orotchys nennen, heißt es im Bericht, war mit einer Einrichtung zum Trocknen der Lachse versehen, die nach drei-bis viertägiger Räucherung über dem Herde der Wohnung hier auf einem Gestelle von Ruthen den Strahlen der Sonne ausgesetzt blieben; die mit dieser Operation betrauten Frauen tragen die Fische, wenn der Rauch sie durchdrungen, in’s Freie, wo dieselben die Härte des Holzes annehmen.
    In demselben Flusse wie wir fischten auch jene mit Netzen und kleinen Wurfspießen, und wir sahen sie mit widerlicher Gier die Schnauzen, Kiemen, kleinen Knochen und nicht selten die ganze Haut des Lachses, die sie mit großer Gewandtheit abzuziehen verstehen, gleich roh verschlingen, wenigstens saugten sie den Schleim von diesen Theilen ab, wie wir etwa eine Auster genießen. Die meisten Fische gelangten nur abgehäutet nach den Wohnungen, außer wenn der Fang sehr reichlich ausfiel; dann verzehrten die Frauen mit nicht geringerer Begierde und in wahrhaft widerlicher Weise die schleimigen Theile der Fische, welche sie für die größten Leckerbissen ansehen.
    Dieses Volk ist abscheulich unreinlich und riecht entsetzlich; daneben sind die Leute von sehr schwächlicher Constitution und ihr Gesichtsausdruck möglichst weit von dem entfernt, was wir unter schön verstehen. Ihre mittlere Größe erreicht kaum vier Fuß zehn Zoll; ihr Körper ist hager, die Stimme schwach und scharf, wie eine Kinderstimme. Sie haben hervorspringende Backenknochen, kleine, triefende und schief geschlitzte Augen; einen breiten Mund, abgeplattete Nase, ein kurzes, fast bartloses Kinn und olivenfarbige, von Oel und Rauch scheinbar gefirnißte Haut. Die Haare lassen sie wachsen und tragen sie etwa wie wir. Die Frauen lieben es, sie auf die Schultern herabfallen zu lassen, und die im Obigen gegebene Schilderung paßt ebenso gut auf diese wie auf die Männer, von denen man sie nur schwer unterscheiden könnte, wenn nicht eine kleine Abweichung in der Kleidung das Geschlecht verriethe. Uebrigens sind diese keinerlei schwerer Arbeit, so wie die Indianerweiber Amerikas, unterworfen, welche ihre Züge hätte entstellen können, wenn die Natur sie nur ein wenig freigebiger ausgestattet hätte.
    Ihre Hauptbeschäftigung besteht nur in dem Zuschneiden und Nähen der Kleidung, der Beförderung der Fische zum Trocknen und der Sorge für die Kinder, welche sie bis zum Alter von drei bis vier Jahren säugen. Ich erstaunte nicht wenig, als ich einen Knaben von diesem Alter sah, der erst einen Bogen spannte, mit einem Pfeile recht gut schoß, einen Hund mit dem Stocke strafte und dann an die Brust seiner Mutter eilte, um daselbst die Stelle eines Kindes von fünf bis sechs Monaten einzunehmen, das auf den Knieen derselben eingeschlafen war.«
    Lapérouse erhielt von den Bitchys und den Orotchys ganz ähnliche Nachrichten wie die früheren. Aus denselben ging hervor, daß das Nordende von Saghalien mit dem Festlande nur durch eine Art Sandbank zusammenhänge, auf der Strandpflanzen wuchsen, und Wasser kaum angetroffen werde. Diese übereinstimmenden Angaben mußten ihm jeden Zweifel über deren Richtigkeit benehmen, zumal da er schon jetzt in dem Kanal kaum noch sechs Faden Wasser vorfand. Er hatte also nur noch die eine Aufgabe, die Südspitze von Saghalien genau

Weitere Kostenlose Bücher