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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zurückzutreiben.
    Hätte de Langle nicht die Furcht, zu Feindseligkeiten Veranlassung zu geben und der Barbarei beschuldigt zu werden, abgehalten, so wäre es ihm gewiß möglich gewesen, mittelst einer Salve aus den Flinten und den Steinmörsern die Menge zu verjagen, er schmeichelte sich jedoch noch immer, dieselbe ohne Blutvergießen im Zaume halten zu können und wurde dadurch das Opfer seiner Humanität.
    Bald traf ein Hagel von, aus ganz geringer Entfernung geschleuderten Steinen alle Insassen der Schaluppe. De Langle gewann kaum Zeit, zwei Gewehrschüsse abzugeben, da stürzte er leider schon über Backbord aus der Schaluppe mitten unter eine Menge Indianer, die ihn sofort mit Keulenschlägen und Steinen tödteten. Als er todt war, erfrechten sie sich sogar, ihn an einen Rudernagel der Schaluppe zu hängen, wahrscheinlich um ihn später besser ausrauben zu können.
    Die Schaluppe der ›Boussole‹, unter dem Commando von Boutin, war etwa zwei Toisen von der ›Astrolabe‹ gestrandet; in dem engen Raume zwischen beiden befanden sich keine Indianer. Dadurch vermochten sich alle diejenigen Verwundeten zu retten, welche das Glück hatten, nicht nach den anderen Seiten hinauszufallen; sie erreichten unsere Pinassen, welche glücklicher Weise flott geblieben waren, und denen es gelang, neunundvierzig von den einundsechzig Leuten der Expediton in Sicherheit zu bringen.
    Boutin hatte nämlich alle Bewegungen und Richtungen nachgeahmt, welche de Langle einschlug; er wagte auch selbst nicht eher Feuer zu geben, als bis er den Befehl dazu von dem Commandanten erhalten hatte. Begreiflicher Weise kostete bei der geringen Entfernung von vier bis fünf Schritt jeder Schuß einem Indianer das Leben, doch gewann man nicht die Zeit, noch einmal zu laden. Auch Boutin wurde von einem Stein getroffen, fiel aber wenigstens zwischen die beiden Boote hinein; Alle, welche sich nach den Pinassen hin gerettet hatten, bluteten übrigens jeder aus mehreren Wunden, meist am Kopfe. Diejenigen aber, welche das Unglück hatten, nach der Seite der Indianer hinauszustürzen, wurden sofort mit Keuleinschlägen ermordet.
    Man verdankt nur der Klugheit de Vaujuas’, der guten Ordnung, welche er herstellte, und der pünktlichen Ausführung seiner Befehle seitens Mouton’s, der die Pinasse der ›Boussole‹ führte, die Rettung von neunundvierzig Köpfen der Expedition. Die Pinasse der ›Astrolabe‹ war so beladen, daß auch sie noch einmal auf Grund gerieth. Das ermunterte die Indianer, den Rückzug der Verwundeten zu beunruhigen; sie begaben sich in großer Anzahl nach den Klippen am Eingang, wo die Pinassen in einer Entfernung von zehn Fuß vorüberkommen mußten, so daß man sich genöthigt sah, den Rest der Munition gegen die Rasenden zu verfeuern, um den Durchgang zu erzwingen.«
    Laporouse empfand anfangs das sehr natürliche Verlangen, den Tod seiner unglücklichen Gefährten zu rächen. Boutin aber, der zwar seiner Wunden wegen im Bett liegen mußte, doch immer bei klaren Gedanken blieb, redete es ihm aus, indem er dem Commandanten zu bedenken gab, wie die Formation der Bai eine solche sei, daß, im Falle der Strandung eines Bootes, kein Franzose aus derselben werde entkommen können, wenn die Eingebornen es ernstlich wollten. Zwei Tage lang mußte Laporouse vor dem Schauplatz dieses traurigen Ereignisses kreuzen, ohne daß es ihm möglich gewesen wäre, das Verlangen seiner Leute nach Rache zu befriedigen.
    »Es dürfte gewiß unglaublich erscheinen, sagt Lapérouse, daß während dieser Zeit fünf oder sechs Piroguen von der Küste mit Schweinen, Tauben und Cocosnüssen zu uns herankamen, um Tauschgeschäfte zu treiben; ich mußte allemal meinen Zorn mühsam unterdrücken, um nicht den Befehl zu geben, die Wilden zu erschießen.«
    Man sieht leicht ein, daß ein Ereigniß, das den beiden Schiffen einen Theil ihrer Officiere, viele der besten Matrosen und zwei Schaluppen kostete, auf Laporouse’s Pläne nicht ohne Einfluß bleiben konnte, denn jeder weitere kleine Unfall hätte ihn genöthigt, eine der Fregatten zu verbrennen, um nur die andere bemannen zu können. Er sah sich also genöthigt, direct nach Botany-Bai zu segeln, wobei er unterwegs die verschiedenen Inseln in Augenschein nahm und deren Lage astronomisch bestimmte.
    Am 14. December erblickte man die Insel Oyolava, welche zu derselben Gruppe gehört und die Bougainville aus großer Entfernung gesehen hatte. An Schönheit, Ausdehnung, Fruchtbarkeit und Dichtigkeit der

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