Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Körper erfüllten den Raum mit einem starken Geruch nach Fischthran, an den europäische Nasen doch zu wenig gewöhnt sind, um daran Gefallen zu finden.«
Der Ball erlitt eine Unterbrechung durch die Ankunft eines Couriers aus Okotsch. Die von ihm mitgebrachten Nachrichten lauteten für Alle günstig, vorzüglich aber für Laporouse, der seine Ernennung zum Geschwaderchef erhielt.
Während ihres hiesigen Aufenthaltes fanden die Seefahrer das Grab Louis Delisle de la Croyère’s wieder, eines Mitgliedes der Akademie, der auf der Rückkehr von einer, auf Befehl des Czaren unternommenen Expedition zur Aufnahme der Küsten Amerikas im Jahre 1741 in Kamtschatka verstarb. Seine Landsleute schmückten das Grab mit einer Kupferplatte mit Inschrift und erwiesen dieselbe Ehre auch dem Kapitän Clerke, dem zweiten Officier und Nachfolger Cook’s.
»Die Bai von Avatscha, sagt Laporouse, ist ohne Zweifel die schönste, bequemste und sicherste, die man nur irgendwo finden kann. Bei dem nur schmalen Eingange derselben müßten alle Schiffe unter den Kanonen eines hier zu errichtenden Forts vorüber passiren; der Ankergrund ist vortrefflich, nur etwas schlammig; zwei geräumige Häfen, der eine im Osten, der andere im Westen, könnten wohl bequem alle Schiffe der Flotten Englands und Frankreichs aufnehmen.«
Am 27. September 1787 gingen die »Boussole« und die »Astrolabe« wieder unter Segel. De Lesseps, der russische Viceconsul, der Lapérouse bisher begleitete, sollte über Land nach Frankreich reisen – eine lange und jener Zeit nicht gefahrlose Fahrt – um dem Hofe Nachrichten von der Expedition zu überbringen.
Jetzt strebte man danach, ein von den Spaniern im Jahre 1620 entdecktes Land wiederzufinden. Die beiden Fregatten durchkreuzten unter 37°40’ einen Raum von nahezu dreihundert Meilen, ohne eine Spur desselben wahrzunehmen, passirten zum dritten Male die Linie, kamen unter der von Byron bezeichneten Position an den Inseln der Gefahr vorüber, ohne etwas von denselben zu sehen, und erreichten am 6. October den Archipel der Schifferinseln, den Bougainville einst entdeckt hatte.
Sofort umschwärmten mehrere Piroguen die beiden Schiffe. Die an Bord kommenden Eingebornen konnten Lapérouse keine hohe Vorstellung von der Schönheit dieser Insulaner erzeugen.
»Ich sah nur zwei Frauen, sagt er, deren Schönheit nicht besonders anziehend war. Die jüngere, welche man etwa achtzehn Jahre alt schätzte, hatte auf dem Bein ein ekelhaftes Geschwür. Auch viele der Männer zeigten beträchtliche wunde Stellen am Körper, wohl der Anfang der Lepra, denn ich bemerkte unter ihnen zwei Individuen, deren mit Geschwüren bedeckte und eben so dicke Beine wie der Körper selbst, an dem Charakter ihres Leidens keinen Zweifel aufkommen ließen. Sie kamen uns furchtsam und unbewaffnet entgegen, und Alles ließ erkennen, daß sie ebenso friedlicher Natur sind wie etwa die Bewohner der Gesellschafts-Inseln oder der Inseln der Freunde.«
Am 9. November ging man vor der Insel Maouna vor Anker. Der nächstfolgende Sonnenaufgang versprach einen schönen Tag. Lapérouse beschloß, denselben zu einem Besuche des Landes und zum Fassen von Wasser zu benutzen, dann aber sofort wieder abzusegeln, da der Ankergrund zu schlecht war, um hier noch eine zweite Nacht zu verweilen. Nach Anordnung aller nöthigen Vorsichtsmaßregeln betrat Lapérouse das Land an derselben Stelle, wo die Matrosen Wasser holten. Kapitän de Langle begab sich nach einer kleinen, ungefähr eine Meile von dem Wasserplatz entfernten Bucht, und »dieser Spaziergang, von dem er entzückt von der Schönheit der Gegend zurückkehrte, sollte, wie man bald sehen wird, für uns die Quelle des größten Unglücks werden«.
Am Lande entwickelte sich ein ziemlich reger Handel. Männer und Frauen brachten allerhand Gegenstände, Hühner, Sittige, Schweine und Früchte zum Verkauf. Inzwischen hatte sich ein Eingeborner in eine Schaluppe geschlichen, einen hölzernen Schlägel erwischt und schlug damit ohne Grund auf einen in dem Boote sitzenden Matrosen los. Da packten ihn aber vier kräftige Jungen und warfen den Uebelthäter einfach in’s Wasser.
Lapérouse begab sich, begleitet von Frauen, Kindern und Greisen, in das Innere und machte einen köstlichen Spaziergang durch eine herrliche Landschaft, welche den doppelten Vorzug der Fruchtbarkeit ohne Bodencultur und eines Klimas bot, das jede Kleidung unnöthig erscheinen ließ.
»Brotbäume, Cocospalmen, Bananen, Goyaven und
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