Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
worden, als ein Officier, Namens Legrand, von der Höhe des Großmastes aus noch rechtzeitig eine geschütztere Stellung entdeckte, wo die Schiffe seiner Meinung nach in Sicherheit sein mußten.
»Die Rettung der beiden Fahrzeuge, heißt es in dem Berichte, hing jetzt von der Auffindung derselben ab, denn die ›Recherche‹, welche schon die ganze Nacht über zwischen den gefährlichen Klippen gekreuzt und so gut als möglich gegen den schweren Sturm in der Hoffnung angekämpft hatte, daß eine Drehung des Windes ihr gestatten würde, das offene Meer zu gewinnen, wäre sonst unzweifelhaft verloren gewesen. Die Bai, welche den Namen des Bürgers Legrand erhielt, wird für alle Zeiten an den Dienst erinnern, den jener geschickte Seemann unserer Expedition damals leistete.«
Die Seefahrer untersuchten nur die Eilande in der Nähe der Küste. Einer derselben, der Ingenieur-Geograph der »Recherche«, Namens Riche, war auch auf das Festland gegangen, um dort Beobachtungen anzustellen, verirrte sich aber dabei und konnte sein Schiff erst zwei Tage nachher, von Anstrengung erschöpft und sterbend vor Hunger, wieder erreichen.
Der kleine Archipel, von dem wir hier sprechen, bezeichnet den Endpunkt der Entdeckungen de Nuyts’.
»Wir verwunderten uns, sagt La Billardière, über die Genauigkeit, mit der jener Seemann seine Position bestimmt hatte, und das zu einer Zeit, wo die Instrumente noch sehr unvollkommen waren. Dieselbe Anerkennung verdient übrigens auch Louvin bezüglich seiner Aufnahmen dieses Landes.«
Am 15. Nivôse, als man sich unter 31°52’ der Breite und 129°10’ östlicher Länge befand, meldete Kapitän Huon de Kermadec an d’Entrecasteaux, daß sein Steuerruder beschädigt sei, daß man auf seinem Schiffe auf drei Viertel Flasche Wasser als tägliche Ration beschränkt sei, daß er von der weiteren Vertheilung anti-scorbutischer Getränke habe absehen müssen und daß er nur noch dreißig Fäßchen Wasser besitze. Auf der »Recherche« sah es nicht viel besser aus. D’Entrecasteaux schlug in Folge dessen den Kurs nach dem Cap Diemen ein, nachdem er hundertsechzig Myriameter weit längs dieser außerordentlich mageren Küste hingesegelt war, welche nicht einmal zu interessanten Beobachtungen Gelegenheit gab.
Am 3. Pluviôse ankerten die Fahrzeuge in der Bai der Felsen, einer besonderen Einbuchtung der Bai der Stürme, die sie schon im vorigen Jahre aufgefunden hatten.
»Die Station erwies sich als besonders ergiebig in Aufschlüssen aller Art. Entzückt von der Verschiedenartigkeit der Erzeugnisse dieses Winkels von Diemens-Land, konnte La Billardière gar nicht müde werden, die endlosen Wälder gigantischer Bäume, das üppige, dichte Gebüsch unbekannter Pflanzen zu bewundern, durch die er sich mühsam einen Weg bahnen mußte. Bei einem der zahlreichen Ausflüge in die Nachbarschaft der Bai fand er schöne Stücke bronzerothen Hämatit, und weiterhin rothe Ockererde, welche auf die Gegenwart von Eisen schließen ließ. Er traf auch bald mit einigen Eingebornen zusammen, und seine Mittheilungen über diese jetzt verschwundene Race sind interessant genug, um hier eine Stelle zu verdienen. Sie vervollständigen übrigens nach manchen Seiten die, welche wir Cook’s Reisen verdanken.
Es waren zweiundvierzig Wilde, darunter sieben erwachsene Männer und acht Frauen, die anderen schienen deren Kinder zu sein, und unter ihnen auch verschiedene schon heiratsfähige Mädchen, welche noch mangelhafter gekleidet gingen als ihre Mütter… Die Eingebornen haben wollige Haare und lassen den Bart wachsen. Bei den Kindern überragt die obere Kinnlade die untere ziemlich bedeutend, sie schwindet indeß mit zunehmendem Alter mehr und mehr, so daß der frühere Unterschied bei den Erwachsenen fast vollkommen ausgeglichen wird. Ihre Haut ist nicht tief schwarz; unzweifelhaft gilt es bei diesen Völkern aber für eine besondere Schönheit, recht schwarz zu sein, und um das zu erreichen, überpudern sie sich, vorzüglich gern den Oberkörper, mit Kohlenstaub. Auf ihrer Haut, besonders auf der Brust und auf den Schultern, bemerkt man symmetrisch angeordnete kleine Erhöhungen, welche manchmal Linien von einem Decimeter Länge, manchmal in verschiedenen Entfernungen von einander angebrachte Punkte darstellen… Der Gebrauch, sich zwei der oberen Schneidezähne auszureißen, den man nach dem Berichte mehrerer Reisenden unter diesen Völkerschaften für allgemein verbreitet hielt, herrscht unter ihnen bestimmt
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