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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht, denn wir sahen kein Individuum, dem dieselben in der oberen Kinnlade gefehlt hätten, im Gegentheil hatten Alle sehr schöne volle Zähne. Leider strotzten diese Menschen von Ungeziefer. Wir bewunderten wirklich die Geduld einer Frau, welche lange Zeit damit beschäftigt war, eines ihrer Kinder davon zu befreien; dagegen sahen wir auch mit Entsetzen, daß dieselbe jene widerlichen Insecten erst mit den Fingern tödtete und dann auf der Stelle verzehrte.«
    Bekanntlich haben die Affen dieselbe Gewohnheit.
    »Die kleinen Kinder zeigten das größte Verlangen nach allem Glänzenden; sie vergaßen sich dabei soweit, daß sie die Metallknöpfe unserer Röcke abzureißen versuchten. Ich darf hierbei auch nicht die Schelmerei einer jungen Wilden gegenüber einem unserer Matrosen übergehen. Letzterer hatte am Fuße eines Felsens einen Sack mit Muscheln niedergelegt. Sofort schaffte das Mädchen den Sack weg und ließ den Mann lange Zeit vergeblich danach suchen; dann brachte sie ihn selbst wieder an seine alte Stelle und freute sich gewaltig des Streiches, den sie dem Manne gespielt hatte.«
    Am 26. Pluviôse lichteten die beiden Fahrzeuge mit Tagesanbruch die Anker, segelten in die d’Entrecasteaux-Straße ein und erreichten am 5. Ventôse die Bai Aventure. Nach fünftägigem Aufenthalt in dieser Bai, den man zu verschiedenen Beobachtungen benutzte, steuerte d’Entrecasteaux auf Neu-Seeland zu, an dessen Nordspitze er anlegte.
     

    Ein Fest zu Ehren d’Entrecasteaux’. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 354.)
     

Nach einem Zusammentreffen mit Eingebornen, das freilich zu kurz war, um weitere Auskunft zu liefern, als wir schon von Kapitän Cook über dieselben besitzen, segelte d’Entrecasteaux nach dem Archipel der Freunde, den Laporouse hatte besuchen wollen, und ankerte hier auf der Rhede von Tonga-Tabu. Gleich sahen sich die Schiffe von einer Menge Piroguen umringt, aus denen viele Eingeborne dieselben buchstäblich erstürmten, um Schweine und Früchte jeder Art zu verkaufen.
    Einer der Söhne Poulao’s, des Königs, den auch Cook schon kennen lernte, empfing die Seefahrer sehr wohlwollend und überwachte gewissenhaft die Tauschgeschäfte mit den Eingebornen. Es war das keine leichte Aufgabe, denn diese entwickelten eine erstaunliche Fertigkeit, Alles zu stehlen, was sie erlangen konnten.
    La Billardière erzählt einen Streich, dessen Opfer er selbst wurde. In das Zelt, in dem der Proviant lag, waren ihm zwei Eingeborne gefolgt, die er für Häuptlinge ansah.
    »Einer derselben, erzählt er, ließ es sich besonders angelegen sein, mir die schönsten Früchte auszuwählen. Ich hatte meinen Hut auf die Erde gelegt, da ich ihn hier für sicher hielt, doch die beiden Spitzbuben verstanden ihr Handwerk. Der Andere, der sich hinter mir befand, verbarg meinen Hut geschickt unter seiner Kleidung und ging davon, bevor ich etwas gemerkt hatte; der Erstere folgte ihm bald nach. Ich versah mich dieses Gaunerstreiches umsoweniger, weil ich nie geglaubt hätte, daß sie es wagen würden, einen so umfangreichen Gegenstand in der Umzäunung, in welche wir sie eingelassen hatten, auf die Gefahr hin zu stehlen, daß sie dabei erwischt würden; gerade ein Hut konnte unmöglich für Leute einen besonderen Werth haben, welche stets gewöhnt sind, baarhäuptig zu gehen. Die Gewandtheit, welche sie bei diesem Diebstahl an den Tag legten, überzeugte mich auch, daß das nicht ihr erster Versuch war.«
    Die Franzosen standen mit einem Häuptling in Beziehung, den sie Finau nennen. Allem Anschein nach ist das derselbe, von dem schon gelegentlich der Reise Cook’s unter dem Namen Finaon die Rede ist, und welcher den englischen Seefahrer Tute nannte. Dieser war jedoch nur ein Unterhäuptling. Der König, der erste Häuptling von Tonga-Tabu, Vavao und Annamooka, hieß Toubau. Er besuchte ebenfalls die Schiffe und brachte dabei ein Gewehr wieder zurück, das einem Wachtposten wenige Tage vorher abgenommen worden war. Er beschenkte d’Entrecasteaux mit zwei Stücken Stoff aus Maulbeerbaum-Rinde, jedes so groß, daß es, völlig aufgerollt, bequem zum Bedecken des ganzen Schiffes hingereicht hätte; ferner mit geflochtenen Matten und Schweinen, wogegen man ihm tauschweise eine hübsche Axt und einen rothen Generalsrock überließ, den er sofort anzog.
    Zwei Tage später ließ sich eine wohlbeleibte, mindestens fünfzig Jahre alte Frau, der die Eingebornen die höchste Ehrerbietung bezeugten, an Bord führen. Das war die Königin

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