Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Tine. Sie kostete von allen ihr vorgesetzten Gerichten, schien aber den eingemachten Bananen vor allen den Vorzug zu geben. Der Küchenmeister blieb hinter ihr stehen, um wieder abzuräumen, sie enthob ihn aber dieser Mühe, indem sie Teller und Serviette gleich selbst einsteckte.
König Toubau wollte d’Entrecasteaux einmal ein Fest geben. Der Admiral wurde an dem betreffenden Tage am Ufer von zwei Häuptlingen, Finau und Omalat, empfangen, die ihn nach einem geräumigen freien Platze führten. Dort fand sich auch Toubau in Begleitung seiner beiden Töchter ein; letztere hatten das Haar überreichlich mit Cocosöl eingesalbt und trugen jede ein hübsches Halsband von den Kernen des
Abrus precatorius
.
»Die Insulaner, heißt es in dem Berichte, liefen bei dieser Gelegenheit in großen Massen zusammen; wir schätzten ihre Anzahl auf mindestens viertausend.
Der Ehrenplatz befand sich ohne Zweifel zur Linken des Königs, denn dieser lud den General ein, sich daselbst zu setzen. Letzterer ließ nun erst die für Toubau bestimmten Geschenke bringen, wofür sich dieser sehr erkenntlich zeigte. Nichts erregte aber die Bewunderung der zahlreichen Versammlung mehr als ein Stück carmoisinrother Damast, über dessen lebhafte Farbe entzückt alle Anwesenden: Eho! Eho! riefen und das lange Zeit als Ausdruck ihrer Verwunderung wiederholten. Dieselben Ausrufe ertönten von Neuem, als wir eine Rolle Band, in der auch die rothe Farbe vorherrschte, aufwickelten. Außerdem schenkte der General dem Könige eine tragende Ziege, einen Bock und ein Kaninchenpärchen. Der König versicherte, denselben alle Sorgfalt widmen zu wollen, um sie auf der Insel zu vermehren.
Auch Omalaï, den Toubau als seinen Sohn bezeichnete, erhielt einige Geschenke, ebenso wie mehrere andere Häuptlinge.
Zu unserer Rechten, nach Nordosten hin, saßen dreizehn Musikanten im Schatten eines mit köstlichen Früchten beladenen Brotbaumes und sangen zusammen oder in einzelnen Abtheilungen. Vier derselben hielten einen ein bis anderthalb Meter langen Bambusstengel in der Hand, mit dem sie wie zur Angabe des Tactes auf die Erde stießen. Diese Instrumente ließen dabei einen Ton, etwa wie ein Tambourin, vernehmen und waren offenbar der Harmonie wegen von verschiedener Länge. Die beiden mittellangen Bambusstangen gaben ein und denselben Ton; die längste erklang anderthalb Ton tiefer, die kürzeste zweieinhalb Ton höher als jene. Den Musiker, welcher Alt sang, hörte man unter allen Anderen heraus, obgleich seine Stimme ein wenig rauh war; er begleitete seinen Gesang auch selbst, indem er mit zwei kleinen Casuaria-Zweigen auf einen sechs Meter langen und von oben bis unten gespaltenen Bambusstengel schlug.
Drei von den anderen sitzenden Musikanten bemühten sich, den Inhalt der Gesänge durch allerlei Gesten noch verständlicher zu machen, und hatten diese recht gut eingeübt, denn sie wiederholten sie stets gleichförmig und genau mit einander. Von Zeit zu Zeit drehten sie den Kopf nach dem Könige zu und machten dabei Armbewegungen, welche gar nicht ungraziös aussahen; dann senkten sie wieder den Kopf sehr schnell bis auf die Brust und bewegten ihn mehrmals hin und her.
Inzwischen bot Toubau auch dem General einige Stücke Stoff aus der Rinde des Papier-Maulbeerbaumes an, die er mit großer Ostentation ausbreiten ließ, um uns den Werth seiner Geschenke vor Augen zu führen.
Der zu seiner Rechten sitzende Beamte befahl nun, den ›Kava‹ zuzubereiten, und bald brachte man ein ovales, etwa ein Meter langes Holzgefäß herbei.
Die Musiker scheinen für diesen Moment ihre gewähltesten Stücke aufgespart zu haben, denn bei jeder Pause, die jene machten, hörten wir von allen Seiten: ›Mali! Mali!‹ rufen, und die fortwährenden Beifallsbezeugungen der Einwohner ließen uns erkennen, daß diese Musik auf sie einen ebenso tiefen als angenehmen Eindruck hervorbrachte.
Der ›Kava‹ wurde durch den, der seine Zubereitung angeordnet hatte, an die verschiedenen Häuptlinge vertheilt…«
Dieses Concert blieb, wie man sieht, weit hinter den Festlichkeiten zurück, die ehemals zu dem Empfange Cook’s veranstaltet wurden.
Später gab die Königin Tine einen großen Ball mit vorausgehendem Concert, zu dem ungeheuer viel Eingeborne zusammengelaufen waren, unter denen sich freilich nicht wenig Diebe mit eingeschlichen hatten, deren Unverschämtheit und Habgier endlich so weit gingen, daß sie sich mit Gewalt ein Messer raubten. Von dem Schmied der
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