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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Stammes, aus dem jene Fasern hervorgegangen, mit dem dicht darüber befindlichen Zweige vorsichtig von dem übrigen Baum getrennt und in die Erde verpflanzt, wo die Fasern sich zu wirklichen Wurzeln umbilden und der Zweig den Stengel einer neuen Pflanze vorstellt, die jetzt gewissermaßen metamorphosirt ist. Dieses Verfahren zerstört weder, noch beeinträchtigt es überhaupt die Fruchtbarkeit des Zweiges, welche dieser vor der Ablösung von der Mutterpflanze vorher etwa besaß. Wenn derselbe z.B. Blüthen oder Früchte hatte, so geht die Entwicklung derselben ungestört weiter, wenn er auch nicht mehr auf dem ersten Stamme sitzt. Man entfernt dann immer die Sprößlinge am Ende der Zweige, aus denen man Zwergbäume ziehen will, verhindert sie dadurch, sich weiter zu verlängern, und zwingt sie, andere Sprößlinge und Seitenzweige zu treiben. Diese werden endlich mit Messingdraht festgebunden und nehmen in Folge dessen jede Gestalt an, die ihnen der Gartenkünstler zu geben wünscht.
    Bezweckt man dem Baume ein altes morsches Aussehen zu geben, so wird er wiederholt mit Theriak und Melasse überstrichen, wodurch eine Menge Insecten angelockt werden, welche nicht nur jene Stoffe verzehren, sondern auch die Rinde des Baumes benagen, so daß dieselbe bald die beabsichtigte Wirkung hervorbringt.«
    Von Chusan aus segelte das Geschwader in das Gelbe Meer, das bisher noch von keinem europäischen Schiffe besucht worden war. In dieses Meer mündet der Hoang-Ho, der auf seinem langen, gewundenen Laufe eine ungeheuere Menge gelblichen Schlammes entführt, von dem das Meer seinen Namen erhalten hat. Die englischen Schiffe warfen dabei in der Bai von Ten-Chu-Fu Anker, gingen dann nach dem Golfe von Peking und hielten vor der Barre des Pei-Ho an. Da der Wasserstand über derselben zur Zeit der Ebbe kaum noch drei bis vier Fuß betrug, konnten sie dieselbe nicht überschreiten.
    Sehr bald trafen hier zwei von der Regierung ernannte Mandarinen mit reichlichen Geschenken zum Empfange des Gesandten ein. Die als Gegengabe für den Kaiser bestimmten wurden auf Dschonken verladen, während der Gesandte in einer für ihn hergerichteten Yacht weiter reisen sollte. Die erste Stadt, bei welcher der Zug Rast machte, war Taku, wo Macartney den Besuch des Vicekönigs der Provinz und des ersten Mandarinen empfing. Es waren das zwei sehr vornehme und beliebte Männer, ohne jene widerwärtige Speichelleckerei und jene Vorurtheile, denen man hier unter den anderen Classen allenthalben begegnet.
    »Man hat gewiß mit dem Ausspruche recht, schreibt Macartney, daß ein Volk das ist, was man aus ihm macht, und die Engländer sahen dafür wiederholt die Beweise in der Wirkung, welche die Furcht vor der wuchtigen Hand der Gewalt auf die Leute äußert. Wenn sie sich von jener Furcht frei fühlten, schienen sie heiteren und zutraulichen Charakters zu sein; in Gegenwart ihrer Behörden aber sahen sie ungeheuer furchtsam und verlegen aus.«
    Der Strömung des Pei-Ho entgegen, kam man in Folge der unzähligen Windungen des Flusses nur sehr langsam nach Peking zu vorwärts. Die höchst sorgsam angebaute Landschaft, die am Ufer des Flusses oder weiter im Lande zerstreuten Häuser und Dörfer, die Kirchhöfe, ganze Pyramiden von Salzsäcken entrollten vor dem Beschauer ein reizendes, wechselvolles Bild; als dann die Nacht herankam, warfen die vielen verschiedenen, am Top der Masten jeder Dschonke oder Yacht befestigten Laternen ein eigenthümliches Licht über die Umgebung, das ihr ein wirklich phantastisches Aussehen verlieh.
    Tien-Tsing bedeutet »Himmlischer Ort«, und es verdankt die betreffende Stadt diesen Namen ihrem angenehmen Klima, dem reinen, ewig heiteren Himmel und der Fruchtbarkeit ihrer Umgebungen. Der Gesandte wurde hier von dem Vicekönig und einem Abgesandten des Kaisers empfangen. Sie meldeten Macartney, daß der Kaiser sich in seiner Sommerresidenz in der Tatarei aufhalte und dort am 13. September seinen Geburtstag begehen wolle. Der Gesandte mußte also bis Tong-Schu, zwölf Meilen hinter Peking, weiter fahren und sich dann zu Lande nach Zhe-Hol, dem Aufenthaltsorte des Kaisers, begeben. Die Geschenke folgten dem Gesandten nach.
     

    Ein Darsteller mit der Zauberlaterne. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Wenn die erste Mittheilung Macartney auch zusagte, so war ihm die zweite dafür sehr unangenehm, denn die betreffenden Geschenke bestanden aus sehr seinen Instrumenten, die bei der Abreise auseinander genommen und in einzelnen

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