Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Reihe Leibgarden, deren Mützen an der Vorderseite mit einer kleinen Kupferplatte und einer schwarzen Straußenfeder geschmückt war. Die Bewaffnung dieser Krieger bestand in einer Lanze, die sie in der rechten Hand hielten, und in einem mit Flußpferdhaut überzogenen Schilde, der ihren linken Arm bedeckte. Als Kleidung trugen sie nur ein Hemd aus einheimischem Baumwollenstoffe. Hinter dem Throne sah man vierzehn oder fünfzehn reich und verschiedenartig gekleidete Eunuchen. Die Zahl der auf dem Platze vor dem Throne versammelten Bittsteller und Zuschauer belief sich wohl auf fünfzehnhundert Menschen.
Ein bezahlter Lobredner stand zur Linken des Fürsten und schrie unablässig aus Leibeskräften: ›Seht da den Stier! Den Sohn eines Stieres! Den Stier aller Stiere! Den Elephanten von außergewöhnlicher Kraft! Den mächtigen Sultan Abd-el-Raschman-el-Raschid! Mög’ Allah Dein Leben behüten, o Herr! Allah stehe Dir bei und mache Dich siegreich allezeit!‹
Der Sultan sicherte Browne Gerechtigkeit zu und übergab seine Angelegenheit einem der Meleks. Doch stellte man ihm nur den sechsten Theil seiner früher entwendeten Habseligkeiten wieder zu. Der Reisende war eigentlich nach Darfur nur gekommen, um hindurchzuziehen; jetzt sah er ein, daß es ihm schwierig werden würde, daraus wieder wegzukommen und er auf jede weitere Fortsetzung seiner Forschungsreise verzichten müsse.
Am 11. December 1795, das heißt nach dreimonatlichem Aufenthalte, sagte Browne, begleitete ich den Chatib (eine der ersten Personen des Reiches) zur Audienz beim Sultan. Ich wiederholte ihm eindringlich, was ich verlangte; der Chatib unterstützte zwar mein Gesuch, doch nicht mit dem wünschenswerthen Eifer. Der Sultan ertheilte mir auf den Wunsch, mich unbehelligt weiter ziehen zu lassen, gar keine Antwort; ja dieser so ungerechte Despot, der von mir für siebenhundertfünfzig Piaster Waaren erhalten hatte, ließ sich nur herbei, mir zwanzig magere Ochsen zu überlassen, die er selbst auf kaum hundertzwanzig Piaster schätzte. Der traurige Zustand meiner Finanzen erlaubte mir nicht, diese ungerechte Bezahlung zurückzuweisen. Ich nahm sie in Empfang und sagte in der Hoffnung auf Nimmerwiederkehr El-Fascher Lebewohl.«
Ich fand den Monarchen auf seinem Throne. (S. 447.)
Browne konnte Darfur übrigens erst im Frühjahre 1796 verlassen, wo er sich einer nach Aegypten zurückkehrenden Karawane anschloß.
Die Stadt Cobbe, obgleich nicht der Sitz der Kaufleute, muß doch als die Hauptstadt von Darfur angesehen werden. Sie ist über zwei Meilen lang und dazu den Straßen nach sehr eng angelegt; jedes Haus steht inmitten eines von Palissaden umschlossenen Feldes, von dem immer ein Stück brach liegen bleibt. Die Ebene, in der die Stadt sich erhebt, erstreckt sich nach Westen und Südwesten gegen zwanzig Meilen weit. Fast alle Einwohner sind Kaufleute, welche mit Aegypten Handel treiben. Die Zahl derselben wird nahezu sechstausend, darunter mehr Sklaven als Freie, betragen. Die Gesammtbevölkerung Darfurs dürfte zweimalhunderttausend Seelen kaum übersteigen; zu dieser Schätzung kommt Browne jedoch nur durch die Anzahl der zu einem Kriege gegen Kordofan ausgehobenen Rekruten.
»Die Einwohner Darfurs, heißt es in dem Berichte, sind verschiedenen Ursprungs; die Einen kamen von den Ufern des Nils her, die Anderen aus dem Westen; sie sind entweder Fukkaras (Priester) oder Handelsleute. Es befinden sich darunter viele, im Lande nicht seßhafte Araber von verschiedenen Stämmen. Diese führen zum größten Theil ein unstätes Leben an den Grenzen von Darfur, wo sie ihre Kameele, Pferde und Rinder weiden lassen; auch sind sie dem Sultan nicht so unbedingt unterthan, um ihm in Kriegszeiten sicher Heeresfolge zu leisten oder im Frieden Tribut zu erlegen…. Nach den Arabern kommen die Leute von Zeghawa, ein früher unabhängiges Land, dessen Häuptling, der Sage nach, tausend, aus seinen eigenen Leuten entnommene Reiter in’s Feld stellen konnte. Die Zeghawas sprachen einen von dem Darfurs verschiedenen Dialect.
Der Kaiser von China. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 455.)
Endlich wären hierzu noch die Bewohner von Begu oder Dageon zu rechnen, die von einem Stamme herrühren, der Darfur einstmals beherrschte.
Die Einwohner können lange Zeit Hunger und Durst ertragen, ergaben sich aber doch mit Leidenschaft dem Genusse eines gegohrenen Liqueurs, der ›Brouza‹ oder ›Merisse‹. Diebstahl, Lüge, Betrug im Handel und alle
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