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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bei der Ankunft an den Thoren von Peking wurde der Gesandte durch eine Geschützsalve empfangen; nach Ueberschreitung der Mauern befand er sich in einer breiten, nicht gepflasterten, aber an beiden Seiten mit ein oder zwei Stockwerke hohen Häusern besetzten Straße. In derselben erhob sich ein hübscher Triumphbogen aus Holz mit drei Durchgängen und hohen, reichlich verzierten Dächern.
    Die Gesandtschaft lieferte, sagt man, den Erzählungen, welche darüber im Munde des Volkes waren, reichlichen Stoff. Man sprach z.B. aus, die Geschenke, welche dem Kaiser dargebracht wurden, umfaßten alle Seltenheiten fremder Länder, die in China noch nicht bekannt seien. Man versicherte ganz ernsthaft, unter den zu diesen Seltenheiten gehörenden Thieren befinde sich auch ein Elephant von der Größe eines Affen, aber der Wildheit eines Löwen, und ein Hahn, der sich von Kohle nähre. Alles, was von England stammte, mußte nun einmal mit den Dingen in Peking in Widerspruch stehen und den an dortigen bekannten ganz entgegengesetzte Eigenschaften besitzen.
    Man gelangte so an die, durch ihre gelbe Farbe hinlänglich gekennzeichnete Wohnung des Kaisers. Jenseits des Thores sah man da künstliche Hügel, Seen, Flüsse mit kleinen Inseln und allerlei phantastische Gebäude zwischen den Bäumen verstreut.
    Am Ende einer im Norden an den Mauern der Stadt endigenden Straße bemerkten die Engländer ein gewaltiges Gebäude von beträchtlicher Höhe, das eine Glocke von überraschender Größe enthielt. So durchstreiften sie die Stadt von einem Theile zum anderen. Der Gesammteindruck, den sie davon empfingen, war kein besonders günstiger, und sie gewannen die Ueberzeugung, daß ein Chinese, der etwa London mit seinen Brücken und Plätzen, seinen unzähligen Schiffen, Squares und öffentlichen Denkmälern zu Gesicht bekäme, einen besseren Eindruck von der Hauptstadt Britanniens mit hinwegnehmen müßte, als sie von Peking. Als man nach dem Palaste kam, wo die Geschenke des Königs von England aufgestellt werden sollten, verständigte sich Lord Macartney mit dem Gouverneur über die Art und Weise der Anordnung und Classificirung der verschiedenen Gegenstände. Diese wurden übrigens in einem großen, reich geschmückten Saale untergebracht, in dem sich außer dem Thron nur einige Vasen von altem Porzellan befanden.
    Wir gehen nicht näher auf die endlosen Verhandlungen ein, die das Verlangen der Chinesen, der Gesandte solle sich vor dem Kaiser zur Erde werfen, hervorriefen, welche beabsichtigte Demüthigung übrigens schon dadurch hinlänglich angedeutet wurde, daß sich über der Flagge der Yachten und über den Karren eine Inschrift mit den Worten befand: »Ein Gesandter, der den Tribut Englands bringt«.
    In dem chinesischen Stadttheile von Peking liegt auch das Feldstück, das der Kaiser, einem althergebrachten Gebrauche gemäß, jedes Frühjahr besäet. Hier befindet sich der »Tempel der Erde«, wohin sich der Herrscher im Augenblicke des Sommersolstitiums begiebt, zur Anerkennung der Macht jenes Gestirnes, das die Welt erleuchtet, und zum Dankgebet für dessen wohlthätigen Einfluß.
    Peking ist übrigens nur der Sitz der Regierung des Reiches und hat weder Fabriken, noch einen Hafen oder größere Handelsthätigkeit.
    Die Bevölkerung wird von Macartney auf drei Millionen Seelen geschätzt. Die einstöckigen Häuser der Stadt scheinen aber für eine solche Volksmenge nicht zu genügen; doch darf man dabei nicht vergessen, daß hier oft ein einziges Haus das Obdach für Familien aus drei Generationen bildet. Diese Dichtigkeit der Bevölkerung erklärt sich auch durch die Sitte des frühzeitigen Heirathens. Solche vorzeitige Verbindungen betrachten die Chinesen als Maßnahme weiser Vorsicht, da die Kinder, und vorzüglich die Söhne, verpflichtet sind, für den Unterhalt der Eltern zu sorgen.
    Am 2. September 1793 verließ die Gesandtschaft Peking wieder. Macartney legte den letzten Theil der Reise im Postwagen zurück, und wahrscheinlich rollte ein solches Gefährt damit zum ersten Male auf den Landstraßen der Tatarei dahin. Je mehr man sich von Peking entfernt, destomehr steigt der Weg bergan, der Boden wird sandiger und enthält weniger Thon und Dammerde. Bald sieht man dann ungeheuere Strecken bepflanzt mit Tabak; nach Macartney ist der Gebrauch dieser Pflanze nicht von Amerika hierher gekommen, und die Gewohnheit zu rauchen selbst auf asiatischem Boden entsprossen.
    Mit der Verschlechterung des Erdbodens verminderte sich

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