Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
ihre Ergebnisse mit und gaben der Halbinsel jenes reichgegliederten Archipels, der als der von Neu-Georgien bezeichnet wurde, ihre beiden Namen.
Vancouver besuchte nachher Nootka, den Columbia-Strom und ging zuletzt bei San-Francisco vor Anker. Der Leser sieht wohl ein, daß wir ihm nicht in alle Einzelheiten dieser peinlich-gewissenhaften Erforschung, welche drei volle Monate in Anspruch nahm, nachfolgen können. Die ungeheuere Küstenstrecke zwischen Cap Mendocino und dem Hafen Conclusion unter 56°14’ nördlicher Breite und 225°37’ östlicher Länge wurde dabei von den Engländern besichtigt.
»Jetzt, da wir das Hauptziel der von dem Könige angeordneten Reise erreicht, äußert sich der Reisende, schmeichle ich mir, daß unsere sehr genaue Aufnahme der Nordwestküste Amerikas alle Zweifel lösen und alle falschen Anschauungen berichtigen werde, die man bis jetzt allgemein über eine nordwestliche Durchfahrt hegte, und daß Niemand mehr an eine Verbindung des nördlichen Pacifischen Oceans mit dem Innern des Festlandes von Amerika, soweit wir es in Augenschein genommen haben, glauben wird.«
Um von Nootka aus vor der Rückkehr nach Europa die Küsten des mittleren und südlichen Amerikas kennen zu lernen, verweilte Vancouver ein wenig bei der kleinen Cocos-Insel, die, wie wir schon zu erwähnen Gelegenheit hatten, ihren Namen kaum verdient, ankerte einmal in Valparaiso, umschiffte das Cap Horn, faßte in St. Helena Wasser und lief am 12. September 1795 wieder in die Themse ein.
Die Anstrengungen der so langen Fahrt hatten jedoch die Gesundheit dieses geschickten Forschers so sehr erschüttert, daß er schon im Mai 1798 starb, noch ehe er den, später von seinem Bruder zu Ende geführten Bericht über seine Reise vollenden konnte.
Im Laufe der vier Jahre, welche die schwierige Arbeit der Aufnahme einer meist unbekannten Küstenstrecke von neuntausend Meilen beanspruchte, hatten die »Decouverte« und die »Chatam« nur zwei Mann verloren. Man erkennt daraus, daß der gelehrige Schüler Cook’s die Lehren seines Meisters wohl zu benutzen verstand, und wirklich weiß man nicht recht, was man an Vancouver mehr bewundern soll, ob die Sorgfalt, die er seinen Matrosen widmete, und die Menschlichkeit, mit der er die Wilden behandelte, oder die ausgezeichnete Geschicklichkeit, von der er während des ganzen Verlaufes dieser oft sehr gefährlichen Fahrt so unzweifelhafte Proben ablegte.
Wenn nun auf der Westküste Nordamerikas die Forschungsreisenden schneller einander folgten, so blieben die Ansiedler auch nicht müßig. Während diese sich zuerst längs der Gestade des Atlantischen Oceans niederließen und bis Canada eine lange Reihe von Staaten gründeten, drangen sie doch bald bis tief in das Innere des Landes ein. Ihre Trapper, ihre Waldläufer vermittelten das Bekanntwerden ungeheuerer Gebiete kulturfähigen Bodens, den die englischen Squatters nach und nach besetzten. Freilich vermochten sie nur unter fast täglichen Kämpfen mit den Indianern, den ursprünglichen Eigenthümern des Bodens, Schritt für Schritt in das Innere des Landes vorzudringen. Doch strömten, verlockt durch die außerordentliche Fruchtbarkeit des jungfräulichen Bodens und die liberalen Einrichtungen der Staaten, immer neue Kolonisten hinzu.
Ihre Zahl wuchs dermaßen, daß die Erben des Lord Baltimore gegen Ende des 17. Jahrhunderts den Ertrag aus dem Verkaufe ihrer Ländereien zu dreitausend Pfund schätzten, während die Nachfolger William Penn’s in der Mitte des nächsten Jahrhunderts, also gegen 1750, auf demselben Wege eine über zehnmal größere Einnahme erzielt hatten. Noch immer hielt man die Einwanderung jedoch für nicht zahlreich genug; deshalb begann man Verbrecher dahin abzuführen – Maryland zählte deren im Jahre 1750 schon 1981 – vorzüglich aber sachte man Auswanderer dahin zu locken, die einen Vertrag unterschreiben mußten, was bald zu scheußlichem Mißbrauch Veranlassung gab.
Obgleich die von den Indianern angekauften oder ihnen entrissenen Ländereien noch lange nicht besetzt waren, drangen die englischen Kolonisten doch immer weiter, selbst auf die Gefahr hin vor, mit den rechtmäßigen Eigenthümern des Bodens in Conflict zu gerathen.
Im Norden sucht die Hudsons-Bai-Gesellschaft, die das Monopol des Handels mit Pelzwaaren besaß, immer neue Jagdgründe auf, da die von ihr ausgebeuteten sich allmählich erschöpften. Sie schiebt ihre Trapper immer weiter vor und erhält von den Indianern, die sie
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