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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einer Befestigung, welche vierzehn Kanonen aufnehmen sollte. Herr de Nerville erbot sich zur Leitung der Niederlassung, während Bougainville am 5. April nach Frankreich zurückkehrte. Dort sammelte er neue Kolonisten und nahm eine reichliche Ladung Provisionen aller Art ein, mit denen er am 5. Januar 1765 wieder ankam.
     

    Bougainville [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 86.)
     
    Bald darauf ging er nach der Magelhaens-Straße ab, um eine Ladung Holz einzunehmen, wobei er, wie wir oben erwähnten, die Schiffe des Commodore Byron traf, denen er bis zum Port Famine (Hungerhafen) folgte. Hier verschaffte er sich mehr als 10.000 Baumpflanzen verschiedenen Alters, die er nach den Malouinen überzuführen gedachte. Als er den Archipel am nächsten 27. April wieder verließ, zählte die Kolonie achtzig Einwohner unter einem vom Könige besoldeten Generalstabe. Gegen Ende des Jahres 1765 wurden die beiden Schiffe mit Lebensmitteln und neuen Ansiedlern zurückgeschickt.
    Die Niederlassung nahm jetzt schon eine bestimmtere Gestalt an, da setzten sich die Engländer an dem von Byron entdeckten Port Egmont fest. Gleichzeitig versuchte der Kapitän Macbride die Oberhoheit über die Kolonie zu erlangen, indem er behauptete, daß diese Länder dem Könige von England gehörten, obgleich Byron die Malouinen erst zu Gesicht bekam, als die Franzosen schon seit zwei Jahren festen Fuß gefaßt hatten. Nun trat Spanien mit seinen, jedenfalls begründeteren Ansprüchen auf und erklärte die Kolonie für ein zum Gebiete Südamerikas gehöriges, also ihm untergebenes Land. Weder England, noch Frankreich wollte wegen des Besitzes dieses für den Handel ziemlich unwichtigen Archipels Streitigkeiten beginnen, und so erhielt Bougainville den Befehl, seine Kolonie an Spanien unter der Bedingung zu übergeben, daß der Hof von Madrid für alle entstandenen Kosten aufkomme. Bald darauf veranlaßte die französische Regierung die regelrechte Auslieferung der Malouinen an die spanischen Emissäre.
    Dieser etwas unüberlegte Kolonisationsversuch wurde übrigens doch zur Ursache und Quelle des Glücks für Bougainville, da ihn das französische Ministerium beauftragte, um die zuletzt ausgerüsteten Schiffe wenigstens zu benützen, durch die Südsee zurückzukehren und daselbst auf Entdeckungen auszugehen.
    In den ersten Tagen des Monats November 1766 begab sich Bougainville nach Nantes, wo sein zweiter Officier, Duclos-Guyot, ein erfahrener Seemann, aber ergraut in unteren Stellungen, nur weil er nicht von Adel war, jetzt als Führer eines Branders, die Ausrüstung der Fregatte »Boudeuse« von 28 Kanonen überwachte. Am 15. November segelte Bougainville von der Rhede von Mindin, an der Mündung der Loire, nach dem La Plata-Strome ab, wo er die beiden spanischen Fregatten »La Esmeralda« und »La Libre« treffen sollte. Kaum gelangte aber die »Boudeuse« auf das hohe Meer, als sich ein entsetzlicher Sturm erhob. Die Fregatte erlitt trotz ihrer neuen Takelage namhafte Havarien und mußte zur Ausbesserung nach Brest zurückkehren, wo sie am 21. November eintraf. Schon die erste Probe überzeugte den Befehlshaber derselben, daß die »Boudeuse« für die von ihr erwarteten Dienste nicht besonders geeignet war. Er verminderte also die Höhe der Masten und vertauschte die Geschütze gegen solche von leichterem Kaliber; trotz alledem schien die Fregatte einem schweren Seegang und den Stürmen des Cap Horn nicht gewachsen. Da das Zusammentreffen mit den Spaniern einmal bestimmt war, mußte Bougainville wieder auf das Meer hinausgehen. Der Generalstab des Schiffes bestand derzeit aus elf Officieren und drei Freiwilligen, unter Letzteren der Prinz von Nassau-Siegen. Die Mannschaft zählte dreihundert Matrosen, Schiffsjungen und Diener.
    Bis zum La Plata blieb das Meer ziemlich ruhig und gestattete Bougainrille vielerlei Beobachtungen über die Strömungen, welche schon zu vielen Irrthümern bei Abschätzung des zurückgelegten Weges Veranlassung geworden waren.
    Am 31. Januar ankerte die »Boudeuse« vor Montevideo, wo sie die beiden spanischen Fregatten, unter dem Commando Philippe Ruis Puentes, schon seit einem Monate erwarteten. Der Aufenthalt Bougainville’s auf der Rhede und der darauf folgende vor Buenos-Ayres, wo er mit dem Gouverneur wegen seiner Mission in Unterhandlung trat, bot ihm Gelegenheit, über die Stadt und die Sitten ihrer Bewohner mancherlei merkwürdige Beobachtungen zu machen, die wir hier nicht unerwähnt lassen können.

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