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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und ebenso viel eßbares Fleisch, wie im ganzen übrigen Lande.
    Es ist interessant, die Documente von vor hundert Jahren mit denen unserer jetzigen Reisenden, und vorzüglich mit Emil Daireaux’ Buche über den La Plata zu vergleichen. In manchen Beziehungen stimmen die Bilder Beider noch heute überein, nach anderen Seiten freilich – z.B. bezüglich des Unterrichtswesens, von dem Bougainville noch kein Wort zu erwähnen fand – hat man hier auffallende Fortschritte gemacht.
    Nach Einnahme der nöthigen Lebensmittel und Vorräthe an Wasser und lebendem, Fleisch gingen die drei Schiffe am 28. Februar 1767 nach den Malouinen unter Segel. Die Ueberfahrt war nicht vom Glück begünstigt. Schnell wechselnde Winde, schwerer Seegang und stürmische Witterung verursachten manche Havarien der »Boudeuse«. Am 23. März ging sie in der
Baie française
vor Anker und traf daselbst am folgenden Tage auch die beiden spanischen Schiffe, welche vom Sturm ebenfalls viel zu leiden gehabt hatten.
    Am 1. April fand die feierliche Uebergabe des Etablissements an die Spanier statt. Nur wenige Franzosen machten von der Erlaubniß des Königs Gebrauch, auf den Malouinen zu verbleiben, sondern fast Alle zogen es vor, auf den wieder nach Montevideo abgehenden spanischen Fregatten an Bord zu gehen. Bougainville selbst mußte die Flute »Etoile« abwarten, welche ihm Provisionen zuführen und ihn auf der Reise um die Erde begleiten sollte.
    Inzwischen verfloß der März, April und Mai, ohne daß die »Etoile« anlangte, und doch erschien es unmöglich, über den Pacifischen Ocean mit dem für sechs Monate berechneten Vorrath an Lebensmitteln zu segeln, den die »Boudeuse« selbst mit sich führte. Bougainville beschloß also, am 2. Juni nach Rio de Janeiro zu gehen, das er Herrn de Giraudais, dem Befehlshaber der »Etoile«, als Ort des Zusammentreffens bezeichnet hatte, wenn diesen irgend welche Umstände hindern sollten, die Malouinen selbst anzulaufen.
    Die Fahrt verlief unter so günstigem Wetter, daß er kaum achtzehn Tage brauchte, um die portugiesische Kolonie zu erreichen. Hier wartete die »Etoile« erst seit vier Tagen, weil sie Frankreich weit später, als man hoffte, verlassen hatte. Sie war Sturmes halber gezwungen gewesen, in Montevideo Schutz zu suchen, und von hier aus, entsprechend den hinterlassenen Instructionen, nach Rio abgesegelt.
    Von dem Grafen d’Acunha, dem Vicekönig von Brasilien, sehr freundlich empfangen, fanden die Franzosen Gelegenheit, in der Oper die »Komödie der Irrungen« von einer Mulatten-Truppe dargestellt zu sehen und die Meisterwerke der großen italienischen Componisten von einem elenden Orchester ausgeführt zu hören, das ein buckliger Abbé im Priester-Ornat dirigirte.
    Das Wohlwollen des Grafen d’Acunha war aber leider nicht von langer Dauer. Bougainville, der mit Erlaubniß des Vicekönigs eine Schnaue gekauft hatte, sah plötzlich deren Auslieferung verweigert. Ebenso wurde ihm untersagt, von der königlichen Werft das nöthige Holz zu entnehmen, das er schon erhandelt, und endlich wehrte man ihm auch noch, während der Reparation der »Boudeuse« mit seinem Stabe in einem kleinen Hause in der Nähe der Stadt zu wohnen, das ihm ein Privatmann zur Verfügung gestellt hatte. Um allen Mißhelligkeiten zu entgehen, betrieb Bougainville seine Abreise so eilig als möglich.
    Bevor er die Hauptstadt Brasiliens verließ, verbreitete sich der französische Commandant eingehend über die Schönheit des Hafens, seine romantischen Umgebungen, und läßt sich auch ausführlich über die reichlichen Schätze des Landes aus, für welche der Hafen den Stapelplatz bildet.
    »Die sogenannten ›Hauptminen‹, sagt er, liegen der Stadt am nächsten und höchstens fünfundsiebzig Meilen davon entfernt. Sie bringen dem Könige jedes Jahr an ›Fünften‹ mindestens hundertzwölf Aroben Gold ein; im Jahre 1762 ergaben sich sogar hundertneunzehn. Unter der Gruppe der Hauptminen verstand man die von Rio des Morts, von Sabara und von Sero-Frio. Die erstere liefert außer dem Gold, das man ans ihr gewinnt, alle die Diamanten, welche aus Brasilien kommen. Mit Ausnahme der Diamanten sind alle übrigen Edelsteine hier nicht als Contrebande anzusehen; sie gehören den Unternehmern, welche nur verpflichtet sind, über die gefundenen Diamanten genaue Rechenschaft abzulegen und sie dem vom Könige zu diesem Zwecke eingesetzten Intendanten abzuliefern. Der Intendant verwahrt sie in einer mit Eisen beschlagenen und mit

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