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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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herüberdrang, während sich der Erdboden allmählich amphitheatralisch nach den inneren Bergen hin erhob, die ihre hohen Wipfel in den Wolken verbargen.
    Leider sollte es unmöglich werden, diesem reichen und fruchtbaren Gebiete einen Besuch abzustatten, ebenso wie im Westen eine nach dem Süden von Neu-Guinea führende Durchfahrt aufzusuchen, welche durch den Carpentaria-Golf auf dem kürzesten Wege nach den Molukken geführt hätte. Gab es überhaupt eine solche Straße? Es erschien das sehr zweifelhaft, denn man glaubte das Land sich ohne Ende nach Westen weiter erstrecken zu sehen. Jetzt galt es, so schnell als möglich wieder aus dem Golfe herauszukommen, in den man sich unbesonnener Weise hineingewagt hatte.
    Von einem Wunsche bis zu dessen Verwirklichung ist es aber immer weit. Vergeblich boten die beiden Schiffe bis zum 31. Juni Alles auf, um sich von dieser mit Klippen und Rissen übersäeten Küste nach Westen hin zu entfernen, da Wind und Strömungen sie an derselben festzuhalten gewillt schienen. Nebel und Regen trugen das ihrige dazu bei, daß man sich mit der begleitenden »Etoile« nur durch dann und wann gelöste Kanonenschüsse in Verbindung erhalten konnte. Sobald der Wind wechselte, wollte man sogleich auf das hohe Meer hinaussegeln; dieser wehte aber aus Ostsüdost, wobei man den etwa zurückgelegten Weg immer bald wieder verlor.
    Während dieser bösen Kreuzfahrt mußten nun auch die Brot-und Gemüse-Rationen vermindert und ein strenges Verbot erlassen werden, altes Leder zu verzehren, während die letzte an Bord befindliche Ziege geopfert wurde.
    Der Leser, welcher gemüthlich am Ofen sitzt, vermag sich kaum freilich eine Vorstellung davon zu machen, mit welcher Angst man in jenen unbekannten Meeren segelte, wo man an allen Seiten auf Risse stoßen oder dm.ch widrige Winde und unerwartete Strömungen in eine schwere Brandung getrieben werden konnte, während der Nebel diese Gefahren auch dem schärfsten Auge verhüllte.
    Erst am 26. wurde das Cap de Délivrance umschifft; nun war auch die Möglichkeit gegeben nach Nordost weiter vorzudringen.
    Zwei Tage später hatte man etwa sechzig Meilen nach Norden zu zurückgelegt, als mehrere Stücke Land sichtbar wurden. Bougainville glaubte, sie gehörten zu den Louisiaden; gewöhnlich betrachtet man sie dagegen als zusammenhängend mit dem Salomons-Archipel, den Carteret, der einige Jahre vorher hier war, ebenso zuerst entdeckt zu haben glaubte, wie der französische Seefahrer.
    Bald schwärmten zahlreiche Piroguen ohne Ausleger um die beiden Schiffe herum. In denselben saßen Männer von ebenfalls so schwarzer Farbe wie die Afrikaner, und mit krausen, langen röthlichen Haaren. Sie trugen Zagaien, stießen ein lautes Geschrei aus und verriethen überhaupt nicht besonders freundliche Absichten. Uebrigens mußte man auch aus anderen Gründen auf eine Landung verzichten. Die Wellen brachen sich am Ufer nämlich mit furchtbarer Gewalt und das Vorland war so schmal, daß man es kaum sah.
    Rings von Inseln umgeben und von dichtem Nebel verhüllt, segelte Bougainville auf gut Glück in eine vier bis fünf Meilen breite Wasserstraße ein, wo der Seegang so stark war, daß die »Etoile« die Luken schließen mußte. An der östlichen Küste derselben zeigte sich eine hübsche Bai, welche einen guten Ankerplatz versprach. Sogleich wurden Boote ausgesendet, um den Grund zu untersuchen. Während diese noch mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, näherten sich etwa zehn Piroguen mit gegen fünfzig, mit Lanzen, Bogen und Schildern bewaffneten Männern. Die Piroguen trennten sich bald in zwei Abtheilungen, um die französischen Boote zu umzingeln. Kaum in Schußweite angekommen, entsendeten sie über dieselben eine Wolke von Pfeilen und kleinen Wurfspießen; selbst eine Gewehrsalve hielt sie nicht auf, sondern es bedurfte einer zweiten, um sie in die Flucht zu treiben. Zwei Piroguen, deren Insassen in’s Wasser sprangen, wurden dabei genommen. Lang und gut gearbeitet, erschienen sie an der Spitze mit einem ausgemeißelten Menschenkopf geschmückt, dessen Augen von Perlmutter, die Ohren von Schildkrot und die Lippen lebhaft roth gefärbt waren. Die Wasserstraße, wo dieser Angriff stattgefunden hatte, erhielt die Benennung »Straße der Krieger«, während man die Insel zu Ehren des französischen Marineministers »Choiseul« taufte.
    Beim Verlassen derselben wurde wieder ein neues Land gefunden, nämlich die Insel Bougainville, deren nördlichste Spitze oder das Cap

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