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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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antiscorbutische Früchte zu holen. Im Laufe des Tages schloß sich auch Bougainville selbst jener an. Die Matrosen fällten Holz und die Eingebornen halfen jenen, es zu verladen. Trotz dieses scheinbar guten Verhältnisses entschlugen sich die Letzteren doch nicht gänzlich alles Mißtrauens und behielten ihre Waffen in Händen; selbst Diejenigen, welche keine solche bei sich führten, hatten große Steine neben sich, um diese zur Vertheidigung zu gebrauchen. Nach hinlänglicher Belastung der Boote mit Holz und, Früchten schiffte Bougainville seine gesammte Mannschaft wieder ein. Da drängten die Eingebornen in dichter Menge heran und überschütteten die Abfahrenden mit einem Hagel von Pfeilen, Lanzen und Zagaien; Einzelne sprangen sogar in’s Wasser, um die Franzosen besser angreifen zu können. Da mehrere in die Luft abgefeuerte Schüsse keine Wirkung auf die Wilden hervorbrachten, so vertrieb man dieselben mit einer wohlgezielten Gewehrsalve.
    Wenige Tage später kam ein Boot, das an der Leprosen-Insel nach einer Ankerstelle sachte, in die Lage, angegriffen zu werden. Nachdem es zwei Pfeile erhalten, gaben die Leute Feuer und unterhielten dasselbe dann so lebhaft, daß Bougainville seine Mannschaft in ernstlicher Gefahr glaubte. Bei diesem Zusammentreffen fielen zahlreiche Opfer; die in die Wälder entflohenen Wilden stießen ein entsetzliches Geheul aus. Es war ein wirkliches Blutbad. Sehr beunruhigt über das andauernde Schießen, wollte der Commandant dem Boote schon noch ein zweites zu Hilfe schicken, als er das andere um die Ecke kommen sah. Er ließ dasselbe sofort zu sich rufen. »Ich ergriff darauf, sagt er, die strengsten Maßregeln, um uns nicht wieder durch einen solchen Mißbrauch unserer überlegenen Kräfte zu entehren.«
    Welche traurige Erscheinung, die Seefahrer immer und immer wieder ihre Macht so leichtsinnig mißbrauchen zu sehen! Empört diese Wuth, zu zerstören, ohne jeden Grund, jede Nothwendigkeit, ja, ohne nur dazu gereizt zu sein, nicht jedes bessere Gefühl? Welcher Nation die Entdeckungsreisenden auch immer angehören mögen, stets sehen wir sie dasselbe Verbrechen begehen. Man hat also gar keine Ursache, nur dem oder jenem Volke einen derartigen Vorwurf zu machen, er trifft leider die ganze Menschheit.
    Nachdem sich Bougainville mit dem Nothwendigsten versorgt, stach er wieder in See.
    Der Seefahrer scheint vorzüglich darauf ausgegangen zu sein, recht viel neue Entdeckungen zu machen, denn er nimmt alle Länder, die er antrifft, nur sehr oberflächlich, sozusagen im Fluge in Augenschein, und von allen seinem Berichte beigefügten, übrigens sehr zahlreichen Karten umfaßt nicht eine einzige weder einen ganzen Archipel, noch löst sie die Fragen, die man bei einer neuen Entdeckung wohl zu stellen berechtigt ist. Kapitän Cook verfuhr nicht auf dieselbe Weise. Seine sorgfältigen, mit großer Ausdauer durchgeführten Untersuchungen sichern ihm schon deshalb allein einen weit höheren Rang als dem französischen Seefahrer.
    Die Länder, welche die Franzosen eben aufgefunden hatten, waren keine anderen als die Inseln des Heiligen Geistes. Malicolo nebst St. Barthelemy und die dazu gehörigen Eilande. Obwohl er nun die Identität dieser Gruppe mit Quiros’ Tierra del Espiritu-Santo erkannte, konnte Bougainville doch nicht umhin, ihr einen neuen Namen zu geben, und nannte er sie den Archipel der »Grünen Cycladen«, eine Benennung, für die man in späterer Zeit den Namen die »Neuen Hebriden« einführte.
    »Ich glaube wohl, sagt er, daß das Land hier der nördlichste Punkt des schon von Roggeween unter dem 11. Breitengrade gesehenen ist, das er damals Tienhoven und Gröningen taufte. Uns schien, als wir hier landeten, Alles darauf hinzudeuten, daß wir uns im südlichen Theile der Tierra del Espiritu-Santo befanden. Unsere eigenen Beobachtungen stimmten mit Quiros’ Bericht vollständig überein, und was wir zu Augen bekamen, reizte uns nur zu neuen Nachforschungen. Eigenthümlich ist es, daß wir, genau unter der nämlichen Breite und Länge, unter welcher Quiros seine große Bai St. Jaques und St. Philippe verlegt, und an einer Küste, die man auf den ersten Blick für die eines Festlandes halten könnte, eine Durchfahrt auffanden, genau von derselben Breite, die er der Oeffnung seiner Bai giebt. Sollte der spanische Seefahrer hier falsch gesehen haben? Sollte er über seine Entdeckungen absichtlich haben einige Unklarheit bestehen lassen? Sollten die Geographen durch eignes

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