Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Tag eine Zeit lang neben diesen Monumenten und benetzen die widerwärtigen Ueberbleibsel ihrer Lieben mit Thränen und – mit Cocosöl.
Die Erzeugnisse des Bodens gedeihen hier so reichlich und verursachen so wenig Arbeit, daß Männer und Frauen sonst fast stets in süßem Nichtsthun hinleben. Dabei erscheint es gar nicht so auffallend, daß die Letzteren für die Todtenklagen so viel Zeit übrig haben. Tanz, Gesang, langdauernde Plaudereien voll ungezwungener Heiterkeit haben bei den Bewohnern von Tahiti eine so leichte Fassungsgabe und einen so beweglichen Geist entwickelt, daß es selbst die Franzosen wundernahm, welche man doch nicht für sehr ernsthaft hält, ein Vorwurf, der ihnen freilich meist von Denen gemacht wird, die nicht so lebhaft, heiter und geistreich sind wie sie. Es war fast unmöglich, die Aufmerksamkeit der Ureinwohner längere Zeit zu fesseln. Alles interessirte, aber nichts beschäftigte dieselben. Trotz dieses Mangels an Reflexion waren sie doch gewerbfleißig und ziemlich geschickt. Ihre Piroguen z.B. schienen ebenso zweckmäßig wie solid gebaut. Angeln und Fischereigeräthe waren sehr sorgfältig gearbeitet. Ihre Netze glichen ganz den unsrigen. Die aus der Rinde eines gewissen Baumes hergestellten Stoffe waren künstlich gewebt und mit glänzenden Farben geschmückt.
Wir glauben den Eindruck, den Bougainville von den Tahitiern mit hinwegnahm, dahin zusammenfassen zu können, daß wir sagen, sie sind ein Volk von »Lazzaronis«.
Am 16. April befand sich Bougainville um acht Uhr Morgens etwa zehn Meilen nördlich von Tahiti, als er unter dem Winde Land bemerkte. Obwohl dasselbe drei Inseln zu bilden schien, bestand es doch nur aus einer einzigen. Es hieß, nach Aoturu’s Aussage, Omaitia. Der Befehlshaber, der sich hier nicht weiter aufhalten wollte, suchte auf seinem Wege nun vorzüglich die Inseln der Gefahr zu vermeiden, da ihm Roggeween’s Unfälle bekannt waren. Während des ganzen Monats April blieb übrigens das Wetter sehr schön und der Wind mäßig.
Am 3. Mai steuerte Bougainville auf ein neues, eben entdecktes Land zu und gewahrte an anderen Stellen auch noch weitere Inseln. Die Küste der größten derselben erschien sehr steil; sie bestand in der That nur aus einem bis zum Gipfel mit Bäumen besetzten Berge, ohne Thäler und Strandgebiet. Man bemerkte auf derselben einige Feuer und vereinzelte im Schatten von Cocosbäumen errichtete Hütten, während etwa dreißig Männer am Ufer hin und her liefen.
Gegen Abend näherten sich den Schiffen einige Piroguen, und nach kurzem, sehr erklärlichem Zaudern begann der Tauschhandel. Für ihre Cocosnüsse, Goyaven und ziemlich schlechten Stoffe, welche wenigstens denen auf Tahiti nachstanden, verlangten die Eingebornen vorzüglich nach Stückchen von rothem Tuche, wiesen aber Eisen, Nägel und Ohrgehänge verächtlich zurück, die Gegenstände, welche auf dem Bourbonen-Archipel, mit welchem Namen Bougainville die Tahiti-Gruppe bezeichnet, so großen Anklang gefunden hatten. Brust und Oberschenkel bis zum Knie liebten die Eingebornen tief blau zu färben; Bart trugen sie nicht, das Haar dagegen in einem starken Bündel auf dem Scheitel befestigt.
Am nächsten Tage sah man noch mehrere zu demselben Archipel gehörige Inseln. Ihre scheinbar sehr wilden Bewohner wagten niemals in die Nähe der Schiffe zu kommen.
»Die Länge dieser Insel, heißt es in dem Berichte, ist ungefähr dieselbe, auf der Abel Tasman zu sein glaubte, als er die Inseln Amsterdam, Rotterdam und Prinz Wilhelm, sowie die Fleenskerk-Untiefen entdeckte. Es ist auch nahezu dieselbe wie die der Salomons-Inseln. Uebrigens deuteten die Piroguen, welche wir in der Richtung nach Süden auf die hohe See hinausfahren sahen, darauf hin, daß dort noch weitere Inseln liegen müssen. Diese Länder scheinen demnach eine, sich unter demselben Meridian hinstreckende Kette zu bilden. Die Inseln, welche man den Schiffer-Archipel nennt, liegen unter 14° südlicher Breite, und zwar 171 und 172° westlicher Länge von Paris.«
Nach dem Verbrauche der frischen Nahrungsmittel fing der Scorbut wieder an sich zu zeigen. Man mußte also daran denken, irgendwo an’s Land zu gehen. Am 21. desselben Monats wurden die Inseln Pentecosta, Aurora und die Leprosen wahrgenommen, welche den von Quiros im Jahre 1606 entdeckten Archipel der Neuen Hebriden bilden. Da eine Landung bequem ausführbar erschien, beschloß der Commandant, eine Abtheilung aus Land zu senden, um Cocosnüsse und andere
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