Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
stehenden Bevölkerungen bewundernswerthen Geschmack ausgeführt wurde.
Zu ihrem großen Erstaunen bemerkten die Engländer, daß die Frauen hier ihre Toilette weit mehr vernachlässigten als die Männer. Die Haare trugen sie kurz geschnitten, ohne jeden Putz, und benützten dieselben Kleider wie die Letzteren. Als einzige Zierde steckten sie sich nur die sonderbarsten suchen durch die Ohren, wie Stoffe, Federn, Fischgräten, Holzstückchen, ohne diejenigen, welche sie mittelst einer Schnur wieder an jenen befestigten, wie z.B. eine Art Nadeln und grüne Talksteine, die Nägel oder Zähne ihrer verstorbenen Angehörigen und überhaupt allerlei Gegenstände, die ihnen gerade in die Hände fielen.
Es erinnert das an einen von Cook mitgetheilten Vorfall mit einer Tahitierin. Diese Frau wollte gern Alles haben, was sie sah, und sprach auch einmal den Wunsch aus, ein Vorlegeschloß an ihrem Ohrläppchen zu befestigen. Man gab ihr nach, warf dann aber vor ihren Augen den Schlüssel desselben in’s Meer. Einige Zeit darauf verlangte sie, ob ihr nun das Gewicht dieses Schmuckes zu schwer wurde, oder sie denselben nur gegen einen anderen austauschen wollte, wiederholt, ihr jenes wieder abzunehmen.
Eine neuseeländische Familie. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Diesen Wunsch mußte man ihr freilich versagen, indem man ihr klar machte, daß ihr Begehr ein so unvorsichtiges gewesen sei, daß es nicht mehr als billig erscheine, wenn sie nun auch die unbequemen Folgen desselben verspüren müsse. Die Kleidung der Neuseeländer bestand meist aus einem Stück Stoff, das etwa zwischen einer Strohmatte und Tuchgewebe die Mitte hielt und ihnen von den Schultern bis auf die Kniee herabhing, während sie gelegentlich auch ein zweites Stück trugen, das am Gürtel befestigt bis zur Erde herabreichte. Doch hatten sie das letztere eben nicht häufig im Gebrauch. Trugen sie nun blos das obere Kleidungsstück und kauerten sie etwa auf dem Erdboden, so sahen sie einer Hütte mit Strohdach zum Verwechseln ähnlich. Diese rohen Mäntel erschienen manchmal mit Fransen von verschiedener Farbe und, wenn auch seltener, mit in Streifen geschnittenen Hundefellen sehr elegant ausgestattet. Was die Leute zu leisten vermochten, verrieth vorzüglich die Construction ihrer Piroguen. Die Kriegsboote konnten wohl vierzig bis fünfzig bewaffnete Männer aufnehmen, und ein bei Ulaga gemessenes hatte eine Länge von achtundsechzigeinhalb Fuß. Sie waren mit erhabenen Arbeiten und mit schwarzen, schwimmenden Federfransen prächtig verziert. Nur die kleinsten derselben hatten die sogenannten Ausleger. Die Fischerboote zeigten sich ebenfalls am Vorder-und Hintertheil mit einer menschlichen Figur mit abstoßendem Gesicht und heraushängender Zunge geschmückt, deren Augen aus zwei weißen Muscheln hergestellt wurden. Nicht selten pflegte man zwei solche Piroguen aneinander zu koppeln, während wiederum nur die kleinsten mit Auslegern versehen waren, um das Kentern derselben zu verhüten.
Kopf eines tätowirten Neuseeländers. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 151.)
»Da nur Unmäßigkeit und vernachlässigte Körperübung die einzigen Ursachen der Krankheiten sind, sagt Cook, kann es nicht überraschen, daß diese Völkerschaften sich ununterbrochen einer fast vollkommenen Gesundheit erfreuen. Stets, wenn wir in ihre Dörfer kamen, umringten uns Kinder und Greise, Männer und Weiber und starrten uns mit der nämlichen Neugier an, die uns trieb, jene zu sehen; nie kam uns aber ein Kranker zu Gesicht, und selbst von denen, die wir ganz nackt sahen, haben wir bei Keinem weder den geringsten Ausschlag, noch Spuren von Pusteln oder Beulen gefunden.«
II.
Entdeckung der Ostküste Australiens. – Bemerkungen über die Bewohner und die Erzeugnisse des Landes. – Strandung der »Endeavour«. – Fortdauernde Gefahren der Schiffahrt. – Durchsegelung der Torres-Straße. – Die Eingebornen von Neu-Guinea. – Rückkehr nach England.
Am 31. März 1770 verließ Cook Cap Farewell und Neuseeland, um nach Westen zu steuern. Am 19. April traf er ein Land, das sich unter 37°58’ der Breite und 210°39’ westlicher Länge von Nordosten nach Südwesten hin ausdehnte. Gestützt auf die Angaben der Tasman’schen Karten betrachtete er jenes als das Land, welches der genannte Seefahrer Van-Diemensland getauft hatte. Jedenfalls fand er keine Gelegenheit festzustellen, ob der vor ihm liegende Theil der Küste mit Tasmanien zusammenhing oder nicht. Auf
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