Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Jeden Augenblick wuchs die Gefahr. Zur Rettung des Schiffes gab es nur ein einziges Mittel. Glücklicher Weise sollte sich dasselbe bewähren. Nur eine Kabellänge weit trieb die »Endeavour« noch von den Rissen, da ließ man bei fünfundsiebzig Faden Wasser den Anker fallen. Er griff gut ein und die Strömung, welche, nachdem sie sich an genannter Insel gebrochen, eine andere Richtung einschlug, drängte das Schiff von dem nächsten Risse ab. Noch immer konnte es jedoch nicht für gerettet gelten, denn es befand sich stets in der gefährlichen Nachbarschaft der Felsen, und die Strömung legte fünf Meilen in der Stunde zurück.
Erst als die Fluth nachließ, konnte das Schiff sich freimachen, und da gleichzeitig auch ein günstiger Wind aufsprang, gelangte es schnell nach der schmalsten Stelle der Meerenge, die es nun glücklich passirte.
Die nördlichere Insel von Neuseeland, welche in der Ursprache Caheinomauwe heißt, war indeß noch nicht in allen ihren Theilen erforscht; etwa fünfzehn Meilen ihrer Küste hatte man noch nicht besichtigt. Daraufhin behaupteten mehrere Officiere, im Gegensatze zu des erfahrenen Cook Anschauung, daß dieselbe nicht eine Insel, sondern einen Continent bilde. Obwohl des Commandanten Ansicht für ihn selbst längst feststand, so hielt er doch einen solchen Kurs ein, daß sich seine Officiere von der Irrigkeit ihrer Anschauung überzeugen konnten. Nach zweitägiger Fahrt und nach Umschiffung des Caps Palliser fragte er sie, ob sie sich nun bekehrt hätten. Auf ihre bejahende Antwort hin verzichtete Cook darauf, bis zum äußersten, schon von der Ostseite aus gesehenen Ende von Caheinomauwe weiterzusegeln, und beschloß, längs der ganzen Küste des von ihm schon einmal gesehenen Landes, d. h. der Südinsel Pawai-Punamu, hinabzufahren.
Das Ufer derselben erschien meistens wenig fruchtbar und unbewohnt. Uebrigens mußte er sich stets gegen vier bis fünf Meilen von demselben entfernt halten.
In der Nacht des 9. März glitt die »Endeavour« über mehrere Felsen hinweg und man erkannte am nächsten Morgen, daß sie in großer Gefahr geschwebt hatte. Diese Klippen erhielten den Namen »die Fallen«, weil sie den zu vertrauensvollen Seefahrern wirklich gleich solchen in den Weg gelegt scheinen.
An dem nämlichen Tage entdeckte Cook auch noch die Spitze, die er als das südlichste Ende Neuseelands ansah und deshalb »Süd-Cap« taufte. Es war das ein Theil der Insel Steward. Da von Südwesten her große Wogen gegen das Schiff anspülten, als es das Cap doubtirte, setzte Kapitän Cook voraus, daß in dieser Richtung kein Land mehr liegen könne. Er schlug also den Weg nach Norden wieder ein, um mit der Westküste die Umschiffung Neuseelands zu vollenden.
Ziemlich am Ende dieser Küste entdeckte man eine Bai, welche den Namen »Dusky-Bai« erhielt. Diese Gegend ist unfruchtbar, zerrissen und mit Schnee bedeckt. In der Ausdehnung von drei bis vier Meilen umschloß die Dusky-Bai, welche eben so tief als breit zu sein schien, mehrere Inseln, hinter denen ein Schiff ohne Zweifel sicheren Schutz gefunden hätte. Cook hielt es aber nicht für gerathen, sich hier aufzuhalten, da er wohl wußte, daß ein geeigneter Wind, um aus diesen Gewässern zurückzukommen, nur einmal im Monat wehte. Hierin stimmte er übrigens nicht mit seinen Officieren überein, welche, nur den augenblicklichen Vortheil in’s Auge fassend, die späteren Nachtheile eines längeren Aufenthaltes übersahen.
Die Besichtigung des westlichen Ufers von Tawai-Punamu verlief übrigens ohne weiteren Zwischenfall.
»Von der Dusky-Bai bis 44°20’ der Breite, sagt Cook, erstreckt sich eine in gerader Linie verlaufende Hügelkette, die sich vom Meeresstrande erhebt und dicht mit Wäldern bedeckt ist. Gleich hinter diesen Hügeln erblickt man Berge, die eine zweite, weit höhere Kette bilden und aus steilen, ganz nackten, Felsen bestehen, außer den Stellen, wo sie mit Schnee bedeckt sind, den man in großen Massen sieht… Man vermag sich kaum einen wilderen, trostloseren und erschreckenderen Anblick zu denken, als den dieses Landes, wenn man es vom Meere aus betrachtet, denn soweit das Auge trägt, gewahrt man nichts als Felsenspitzen, die so nahe beieinander aufstreben, daß sich zwischen ihnen an Stelle der Thäler nur schluchtenartige Einschnitte vorfinden.«
Von 44°20’ bis 42°8’ wechselt das Bild; die Berge treten mehr zurück und das Meer ist von Hügeln und fruchtbaren Thälern begrenzt.
Von 42°8’ bis 41°30’
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