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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erstreckt sich eine große, steile, mit dunklen Waldungen bedeckte Küste. Uebrigens segelte die »Endeavour« zu fern vom Ufer und die Witterung war zu trübe, als daß man die Einzelheiten der Küstenlandschaft hätte deutlich genug erkennen können. Nachdem man das ganze Land umschifft, steuerte das Fahrzeug wieder nach dem Eingange des Königin Charlotte-Kanals zurück.
    Cook versorgte sich hier mit Holz und Wasser; dann beschloß er die Rückreise nach England anzutreten, wenn er es auch lebhaft bedauerte, die Frage nach dem Vorhandensein eines südlichen Continents nicht haben lösen zu können. Jetzt konnte er freilich weder um das Cap Horn, noch um das Cap der Guten Hoffnung zu segeln wagen. Sein Fahrzeug war, mitten im Winter in so tiefer südlicher Breite, voraussichtlich nicht im Stande, diese Fahrt auszuhalten. Es blieb ihm also nichts übrig, als nach Ostindien zu gehen und zu diesem Zwecke westlich, bis zur Küste von Neu-Holland zu steuern.
    Bevor wir jedoch die Vorfälle dieses zweiten Theiles seiner Reise schildern, dürfte es angemessen sein, hier einen Rückblick zu thun, und die Beobachtungen kurz zusammenzufassen, welche die Reisenden über die Lage und über die Bewohner von Neuseeland gemacht hatten.
    Schon früher erzählten wir, daß dieses Land zuerst von Abel Tasman entdeckt wurde, und schilderten die Ereignisse, welche den Weg des holländischen Kapitäns mit blutigen Spuren bezeichneten. Außer der von Tasman im Jahre 1642 angelaufenen Küste war seitdem niemals ein europäisches Fahrzeug nach Neuseeland gekommen. Was man davon wußte, war so lückenhaft, daß man es, sowie Tasman, für einen Theil des südlichen Festlandes hielt, der von diesem den Namen Staatenland empfangen hatte. Cook kommt die Ehre zu, die Lage der beiden Inseln genau bestimmt und deren Küsten zwischen 44 und 38° südlicher Breite und 170 bis 194° westlicher Länge vollständig umschifft zu haben.
    Tawai-Punamu war gebirgig, unfruchtbar und erschien nur schwach bevölkert. Caheinomauwe zeigte einen lachenden Anblick mit seinen Hügeln, Bergen und walderfüllten Thälern, durch welche sich muntere Bäche schlängelten. Auf Grund der von Banks und Solander angestellten Beobachtungen, faßte Cook seine später bestätigten Angaben über Klima und Boden dahin zusammen, daß, wenn die Europäer hier eine Niederlassung gründen wollten, es ihnen wenig Mühe und Arbeit kosten würde, in großem Ueberfluß Alles zu erzeugen, was man nur bedurfte. An Vierfüßlern gab es auf Neu-Seeland nur Ratten und Hunde, letztere nur zum Essen gezüchtet. Neben der Armuth der Fauna besaß das Land aber eine um so üppigere Flora. Ueber die Gewächse, welche die Engländer am meisten interessirten, äußert sich der Bericht wie folgt:
    »Statt des Hauses und des Flachses bedienen sich die Eingebornen einer Pflanze, welche alle zu ähnlichen Zwecken in anderen Ländern benutzten weit übertrifft…. Die gewöhnliche Kleidung der Neuseeländer besteht aus Blättern derselben, welche gar nicht weiter bearbeitet sind; sie verfertigen daraus auch Schnüre, Leibwäsche und Tauwerk, das viel haltbarer ist als das aus Hans, welches mit jenem gar keinen Vergleich aushält. Aus derselben Pflanze gewinnen sie mittelst einer anderen Zubereitungsmethode auch ganz seine, seidenglänzende und schneeweiße Fäden, aus denen sie die schönsten Stoffe herzustellen wissen, welche auch überraschend fest sind. Ihre ungeheuer großen Netze bestehen wiederum aus solchen Blättern, die dazu nur in Streifen von geeigneter Breite zerschnitten und zusammengeknüpft werden.«
    Diese wunderbare Pflanze, von der man so entzückt war, wie es die vorstehende Beschreibung darstellt, und für welche sich einige Jahre später La Billardière nicht weniger enthusiasmirte, ist heutzutage unter dem Namen »
Phormium tenax
« bekannt.
    Die hierdurch erweckten Hoffnungen mußten später freilich auf ein bescheideneres Maß zurückgeführt werden. Nach der Ansicht des berühmten Chemikers Duchartre zerstört die andauernde Einwirkung feuchter Wärme, und vorzüglich das Waschen, die Faserzellen dieser Pflanze sehr schnell, und das Gewebe zerfällt dann bald in lose Stücke. Immerhin bildet sie einen nicht unbeträchtlichen Ausfuhrartikel. Al. Kennedy führt in seinem beachtenswerthen Reisewerke über Neuseeland an, daß der Export sich im Jahre 1865 zwar nur auf fünfzehn Ballen Phormium bezifferte, schon vier Jahre später – was freilich kaum glaublich erscheint, auf

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