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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Fahrt nach Norden benannte er alle hervorragenderen Punkte, wie die Hicks-Spitze, Ramhead, Cap Howe, Dromedar-Berg, Upright-Spitze, Pigeon-House u.s.w.
    Diese Gegend von Australien war bergig und mit zerstreuten Bäumen besetzt. Einzelne Rauchsäulen ließen zwar erkennen, daß das Strandgebiet bewohnt sei, aber die nur dünn gesäete Bevölkerung hatte nichts Eiligeres zu thun, als zu entfliehen, sobald die Engländer Anstalt trafen, an’s Ufer zu gehen.
    Die ersten Eingebornen, deren man ansichtig wurde, waren mit langen Spießen und einem Stück Holz bewaffnet, das in der Form etwa einem türkischen Säbel gleichkam. Es war das der berüchtigte »Boomerang«, eine Wurfwaffe, die in den Händen der Eingebornen ebenso gefährlich, wie in denen der Europäer unschuldig ist. Das Gesicht dieser Wilden schien mit einem weißen Puder bedeckt, ihr Körper war mit breiten Streifen von derselben Farbe überzogen, welche, schräg über die Brust verlaufend, den Bandelieren der Soldaten ähnelten: auch hatten sie gleiche Streifen rings um den Ober-und Unterschenkel, die man aus einiger Entfernung hätte für Strumpfbänder halten können, wenn jene nicht vollständig nackt gegangen wären.
    An einer anderen Stelle versuchten die Engländer ebenfalls an’s Land zu gehen. Zwei Eingeborne aber, welche man durch Zuwerfen von Nägeln, Glaswaaren und anderen Kleinigkeiten erst zutraulicher zu machen sich bemühte, zeigten eine so drohende Haltung, daß man sich genöthigt sah, einen Schuß über ihre Köpfe weg abzugeben. Eine kurze Zeit standen sie ganz starr vor Schreck über den Knall; da sie sich aber nicht verwundet fühlten, begannen sie ihre feindseligen Demonstrationen auf’s Neue, indem sie Steine und Wurfspieße nach dem Boote schleuderten. Nun richtete man einen scharfen Schuß nach den Beinen des älteren Wilden. Der arme Teufel entfloh auf der Stelle nach einer der Hütten, kehrte jedoch bald mit einem Schilde zurück und versuchte sich zwar nochmals zur Wehr zu stellen, mußte sich aber bald von der Ohnmacht seines Widerstandes überzeugen. Die Engländer gingen nun an’s Land und nach den Wohnungen in der Nähe zu, wo sie eine Menge Lanzen vorfanden. In derselben Bucht landete auch eine andere Abtheilung mit den Wassertonnen; es erwies sich jedoch unmöglich, mit den Eingebornen in Verbindung zu treten, da diese sofort entflohen, sobald die Engländer sich dem Strande näherten.
    Bei Gelegenheit eines Ausfluges auf dem Lande fanden Cook, Banks und Solander auch die Fußspuren verschiedener Thiere. Sehr schöne Vögel gab es in großer Menge. Die vielen Pflanzenspecies, welche die Naturforscher in dieser Gegend fanden, veranlaßten Cook, ihr den Namen Botany-Bai zu geben. Die ausgedehnte, sichere und bequeme Bai liegt unter 34° der Breite und 208°37’ westlicher Länge. Holz und Wasser waren gleichfalls leicht zu erlangen.
    »Die Bäume hier, sagt Cook, erreichen fast dieselbe Höhe wie die Eichen Englands, ja, ich sah auch einen, der ihnen sehr ähnlich sah. Es ist das derselbe, der ein rothes Gummi, ähnlich dem ›Drachenblut‹ ausschwitzt.«
    Jedenfalls ist hier von einer Eukalypten-Art die Rede. Unter den mancherlei Fischen, welche sich in großen Schaaren umhertummeln, ist besonders der Nagelroche hervorzuheben, von dem ein ausgeweidetes Exemplar noch dreihundertsechsunddreißig Pfund wog.
    Am 6. Mai verließ Cook wieder die Botany-Bai und segelte längs der Küste nach Norden hin, wobei er sich stets in einer Entfernung von zwei bis drei Meilen hielt. Die Fahrt selbst verlief sehr einförmig. Einiges Interesse gewährten nur der häufige und unvorherzusehende Wechsel der Meerestiefen und die Klippenreihen, welche man vermeiden mußte.
    Bei einer späteren Landung überzeugten sich die Reisenden, daß das Land weit schlechter war als in der Umgebung der Botany-Bai. Der Boden bestand nur aus Sand und die Hügelabhänge erschienen mit verstreuten oder ganz einzelstehenden Bäumen bedeckt, doch ohne jedes niedere Buschwerk. Die Matrosen erlegten auch eine junge Trappe, welche sie für das beste Stück Wild erklärten, das sie seit der Abreise aus England gegessen hätten. Aus diesem Grunde erhielt die Stelle den Namen Bustard-Bai. Hier fischte man ferner eine Menge Austern jeder Art, darunter vorzüglich kleine Perl-Austern.
    Am 25. Mai befand sich die »Endeavour« eine Meile weit vom Lande, gerade gegenüber einer Spitze, welche genau unter dem Wendekreise des Steinbocks lag. Am nächsten Tage

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