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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Planken der zweiten Umkleidung umhertreiben.
    Zum Unglück war die Strandung während der Hochfluth erfolgt. Ohne Zeit zu verlieren, warf man sechs Geschütze, Fässer, Tonnen, den eisernen Ballast und Alles über Bord, was nur geeignet wär, das auf dem Felsen tanzende Schiff zu erleichtern. Die Schaluppe wurde in’s Wasser gesetzt, Raaen und Stengen abgenommen, das Sorrtau des Fährbootes über Steuerbord ausgelegt und der Teyanker an derselben Seite hinabgelassen, da man bemerkte, daß das Wasser hinter dem Achter mehr Tiefe hatte. So kräftig man sich aber auch am Gangspill abmühte, es gelang doch nicht, das Schiff wieder flott zu machen.
    Der anbrechende Tag zeigte das ganze Entsetzliche der Lage. Vom Lande lag das Fahrzeug über acht Meilen entfernt; dazwischen keine Insel, auf der man hätte Zuflucht suchen können, wenn das Schiff, wie zu erwarten war, in Stücke gehen sollte. Obwohl man eine Last von über fünfzig Tonnen entfernt hatte, hob es sich bei der Fluth doch nur um anderthalb Fuß. Glücklicher Weise ließ der Wind nach, ohne welchen Umstand die »Endeavour« gewiß bald nur noch ein Wrack gewesen wäre. Das in den Raum eindringende Wasser stieg jedoch immer mehr, obwohl zwei Pumpen mit dessen Beseitigung beschäftigt waren, so daß man noch eine dritte benutzen mußte.
    Schlimme Aussicht! Wurde das Schiff flott, so lag die Befürchtung nahe, daß es sinken würde, sobald es von dem Felsen nicht mehr gehalten wurde; blieb es fest sitzen, so zerstörten es ohne Zweifel die Wellen in kurzer Zeit. Die Boote alle aber reichten nicht hin, die ganze Besatzung auf einmal an’s Land zu schaffen. Hätte man nicht erwarten sollen, daß sich die Disciplin unter solchen Verhältnissen lockerte? Wer konnte dafür einstehen, daß eintretende Streitigkeiten das Unglück nicht noch vermehren würden? Und wenn ein Theil der Matrosen das Land erreichte, welches Schicksal stand ihnen bevor auf diesem ungastlichen Strande, wo sie sich kaum mit Netzen und Feuerwaffen hätten den nothdürftigsten Unterhalt verschaffen können? Was sollte endlich aus Denen werden, die auf dem Schiffe zurückblieben? Wohl mochten sich Alle mit diesen Gedanken tragen. Das Gefühl der Pflicht war aber so stark, und der Einfluß eines Führers, der sich bei seiner ganzen Mannschaft beliebt zu machen gewußt hatte, so weitreichend, daß solche Befürchtungen sich auch nicht durch einen Schrei, nicht durch die geringste Unordnung verriethen.
    Die Kräfte der an den Pumpen nicht beschäftigten Leute wurden vorsichtig aufgespart bis zu der Zeit, wo sich das Los Aller entscheiden würde. Man traf dabei so geschickte Anordnungen, daß alle Mann am Gangspill angriffen, als die Fluth den höchsten Stand erreicht hatte, und – es gelang das Schiff flott zu machen – während man mit großer Freude bemerkte, daß es auch ohne die Unterstützung des Felsens nicht mehr Wasser schluckte als vorher.
    Die seit vierundzwanzig Stunden in Todesangst schwebenden Matrosen waren aber nun am Ende ihrer Kräfte. Alle fünf Minuten mußten die Leute an den Pumpen wechseln, da sie erschöpft zusammenbrachen.
    Da sollte eine neue Hiobspost die Entmuthigung noch weiter steigern. Der mit der Messung des Wassers beauftragte Mann meldete, daß dasselbe in kurzer Zeit um achtzehn Zoll zugenommen habe. Zum Glück überzeugte man sich sehr bald, daß er nur falsch gemessen hatte, worüber sich die Mannschaft so freute, als ob schon jede Gefahr vorüber wäre.
     

    Känguruhs.
     
    Da kam ein Officier, Namens Monkhouse, auf einen vortrefflichen Gedanken. Er ließ an der Seite des Fahrzeuges ein gereeftes Beisegel hinab, das man mit Kabelgarn, Wolle und Excrementen der an Bord befindlichen Thiere vollgestopft hatte. Auf diese Weise gelang es, den Leck größtentheils auszufüllen. Augenblicklich dachten die Leute, welche vorher die einzige Rettung darin sahen, das Schiff auf den Strand zu setzen und aus seinen Trümmern ein anderes Fahrzeug herzustellen, das sie nach Ostindien bringen könnte, nur noch daran, einen irgend brauchbaren Hafen zu finden, um jenes frisch zu verkleiden.
    Den ersehnten Hafen entdeckten sie wirklich am 17. Juni an der Mündung eines Wasserlaufes, den Cook den »Endeavour-Fluß« nannte.
    Die nothwendigen Arbeiten zur Ausbesserung des Schiffes wurden ohne Zögern in Angriff genommen und so sehr als möglich beschleunigt. Die Kranken brachte man an’s Land und der Stab begab sich wiederholt ebendahin, um für die Scorbutkranken etwas frisches

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