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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Fleisch zu erlangen. Tupia bemerkte ein Thier, das Banks, seiner Beschreibung nach, für einen Wolf gehalten zu haben scheint. Mehrere Tage später erlegte man jedoch einige andere, welche mittelst der beiden Hinterfüße sprangen und wahrhaft erstaunliche Sätze machten. Das waren Känguruhs, große Säugethiere, die sich nur in Australien fanden und die bis jetzt noch kein Europäer erblickt hatte. Die Wilden zeigten sich hier weniger scheu als an jedem andern Orte. Man konnte sich denselben nicht allein nähern, sondern sie verweilten auch, von den Engländern freilich stets freundlich behandelt, mehrere Tage unter diesen.
     

    Die Flotte von Otuhiti versammelt sich vor Oparée. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    »Sie waren im Allgemeinen, sagt der Bericht, von gewöhnlicher Größe, hatten dabei aber auffallend kleine Gliedmaßen; ihre Hautfarbe war ziemlich nußbraun oder ähnlich der dunkleren Chocolade; die nicht wolligen schwarzen Haare trugen sie ziemlich kurz geschnitten, die Einen glatt, die Anderen in Locken… einzelne Theile des Körpers hatten sie roth bemalt, und Einer hatte um die Oberlippe und auf der Brust weiße Streifen, welche sie ›Carbanda‹ nannten. Ihre Gesichtszüge waren keineswegs unangenehm; sie hatten lebhafte Augen, sehr weiße, gleichförmige Zähne und eine sanfte, melodische Stimme.«
    Mehrere trugen einen eigenthümlichen Schmuck, von dem Cook ein Beispiel bisher nur in Seeland zu Gesicht bekam, nämlich einen Vogel in Fingergröße, der durch die Nasenscheidewand gesteckt war.
    Bald darauf entstand eine Streitigkeit wegen Schildkröten, welche die Mannschaft gefangen hatte und von denen die Eingebornen ihren Theil beanspruchten, obgleich sie bei dem Fange gar nicht betheiligt gewesen waren. Da man ihrem Wunsche nicht nachkam, zogen sie sich zurück und setzten das dürre Gras in Brand, in dem sich der Lagerplatz der Engländer befand. Diese verloren alle vorräthigen Lebensmittel, genossen aber, da das Feuer sich weiter verbreitete und auch die Bäume der benachbarten Hügel ergriff, die ganze Nacht hindurch ein wirklich großartiges Schauspiel.
    Die Herren Banks und Solander führten inzwischen einen recht glücklichen Jagdzug aus; sie erlegten Känguruhs, Opossums (das sind virginische Beutelthiere), eine Art Puter, Wölfe, mehrere Arten Schlangen, darunter auch einige giftige; gleichzeitig beobachteten sie große Schaaren von Vögeln, wie Hühnergeier, Falken, Cacadus, Goldammern, Papageien, Tauben und manche andere unbekannte Arten.
    Als er aus dem Endeavour-Flusse herauskam, konnte sich Cook hinlänglich von der Schwierigkeit der Schifffahrt in diesen Gewässern überzeugen. Auf allen Seiten drohten hier Klippen und Untiefen. Am Abend mußte man sich entschließen, vor Anker zu gehen, da es unmöglich schien, während der Nacht durch dieses Labyrinth von Rissen weiter zu segeln. Ganz draußen, am Horizont, schien das Meer mit großer Heftigkeit über eine solche Felsenkette zu branden, welche man also für die letzte ansehen durfte. Als Cook nach fünf langen Tagen unter fortwährendem Kampfe gegen widrige Winde dahin kam, entdeckte er drei Inseln, welche gegen vier bis fünf Meilen weiter im Norden lagen. Seine Prüfungen sollten jedoch noch nicht zu Ende sein. Noch immer umringten das Fahrzeug niedrige und dicht bei einanderliegende Eilande, zwischen welche man sich kaum hineinwagen durfte. Cook fragte sich auch, ob es nicht gerathener sein möge, zurückzukehren und eine andere Fahrstraße aufzusuchen. Die durch einen solchen Umweg verursachte Verzögerung hätte ihn aber gewiß am rechtzeitigen Eintreffen in Indien gehindert. Gegen ein derartiges Project sprach auch noch ein anderes, unumgängliches Hinderniß: das Schiff besaß jetzt Proviant nur noch für drei Monate.
    In dieser verzweifelten Lage beschloß Cook nun, sich so weit als möglich von der Küste zu entfernen und die äußere Klippe zu umschiffen. Bald fand er auch einen Kanal, der ihn in kurzer Zeit in das offene Meer führte.
    Natürlich jubelten Alle aus Herzenslust über diesen glücklichen Wechsel ihrer Lage, sagt Kippis. Ihre hohe Befriedigung sprach sich in dem ganzen Auftreten der Engländer aus, die seit fast drei Monaten unaufhörlich mit dem Tode bedroht gewesen waren.
    In jener Nacht, wo sie vor Anker lagen, hörten sie das wüthende Meer sich an den Felsen brechen und wußten, daß sie verloren waren, wenn das Ankertau riß. Dreihundertsechzig Meilen hatten sie zurückgelegt, während stets

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