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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beim Lesen halb eingeschlafen sein, als Mrs Pearsons Klopfen an der Tür mich auffahren ließ. «Ein Telegramm für Sie, Hauptmann Hastings.»
    Ich riss den gelben Umschlag ohne allzu großen Eifer auf. Dann saß ich wie zu Stein erstarrt in meinem Sessel.
    Es war ein Telegramm von Bronsen, dem Manager meiner Farm in Südamerika, und hatte folgenden Inhalt:
    «Mrs Hastings gestern verschwunden – Verdacht der Entführung durch Bande, genannt die Großen Vier – drahtet Instruktionen – habe Polizei benachrichtigt – bisher noch keine Spur – Bronsen.»
    Ich winkte Mrs Pearson, mich allein zu lassen, und saß da wie vom Donner gerührt, wieder und immer wieder las ich jedes einzelne Wort durch.
    Meine Cinderella – entführt! In den Händen der Großen Vier! Großer Gott, was konnte man nur tun? Poirot! Wenn er doch hier wäre, er würde mir mit seinem Rat zur Seite stehen und wäre allein in der Lage, diesen Schurken die Stirn zu bieten. Er würde doch bald wieder zurück sein, und ich musste bis dahin geduldig warten. Aber, Cinderella – in den Händen der Großen Vier! Erneutes Klopfen. Mrs Pearson steckte abermals ihren Kopf zur Tür herein.
    «Ein Zettel für Sie, Mr Hastings – wurde von einem Chinesen gebracht, er wartet unten im Hausgang.»
    Ich riss ihr das Papier aus der Hand, es war kurz und bündig gehalten:
    ‹Wenn Sie Ihre Frau Wiedersehen wollen, begleiten Sie den Überbringer dieser Zeilen unverzüglich. Hinterlassen Sie Ihrem Freund keinen Hinweis, andernfalls wird ihr Leben in Gefahr sein.›
    Die Nachricht war unterzeichnet mit einer großen Vier. Was sollte ich nur tun? Was würden Sie, lieber Leser, in meinem Falle getan haben? Ich hatte keine Zeit zum Überlegen und sah immer nur das eine: Cinderella in der Macht jener Teufel. Ich musste gehorchen und durfte nicht riskieren, dass ihr auch nur ein Haar gekrümmt wurde. So blieb mir denn nichts anderes übrig, als mich jenem Chinesen anzuvertrauen und ihm zu folgen, wohin auch immer er mich bringen würde.
    Ich wusste, es war eine Falle und bedeutete mit Sicherheit Gefangenschaft, wenn nicht noch Schlimmeres; ich durfte aber nicht zögern, denn das wäre das Verderben des Menschen gewesen, der mir am liebsten war auf der Welt. Was mich am meisten verdross, war, dass ich Poirot kein Zeichen hinterlassen durfte. Wenn er erst einmal meine Spur wieder gefunden hätte, dann konnte sich alles noch zum Guten wenden. Durfte ich es riskieren? Anscheinend wurde ich nicht beobachtet, und doch zögerte ich. Es musste für den Chinesen durchaus nicht schwierig sein, heraufzukommen und sich davon zu überzeugen, dass ich den Instruktionen in allen Punkten Folge leistete. Warum tat er dies nicht? Seine offensichtliche Zurückhaltung machte die Sache noch verdächtiger. Ich hatte so viel erfahren von der Allmacht der Großen Vier, dass ich ihnen beinahe übernatürliche Kräfte zuschrieb. Nach allem, was ich bereits wusste, konnte sogar unser kleines, harmlos erscheinendes Dienstmädchen einer ihrer Agenten sein.
    Nein, ich durfte es nicht riskieren. Aber eines konnte ich doch tun – nämlich das Telegramm zurücklassen. Mein Freund würde daraus ersehen, dass Cinderella verschwunden und wer dafür verantwortlich war. All dies ging mir blitzartig durch den Kopf, ich drückte mir den Hut auf den Kopf und stürmte die Treppen in weniger als einer Minute hinab.
    Der Überbringer der Nachricht war ein hagerer Chinese, zwar sauber, jedoch schäbig gekleidet. Er verbeugte sich und sprach mich an. Er sprach recht gut Englisch, jedoch in einem singenden Tonfall.
    «Sie Hauptmann Hastings?»
    «Ja», sagte ich.
    «Sie geben mir bitte Zettel.»
    Dies hatte ich bereits vorausgesehen, wortlos übergab ich ihm das Stück Papier. Aber das war noch nicht alles.
    «Sie haben Telegramm heute, ja? Gerade heute angekommen? Von Südamerika, ja?»
    Ich erkannte aufs Neue ihr ausgezeichnetes Spionagesystem – Bronsen war in einem Falle wie diesem verpflichtet, mir unverzüglich zu kabeln. Sie hatten abgewartet, bis das Telegramm abgeliefert war, und hatten dann sofort gehandelt. So hatte es keinen Zweck, abzuleugnen, was offensichtlich Tatsache war.
    «Ja», sagte ich, «ich habe ein Telegramm erhalten.»
    «Sie holen es, ja? Holen es jetzt.»
    Ich knirschte mit den Zähnen, was blieb mir anderes übrig? Ich rannte wieder hinauf und überlegte dabei, ob ich Mrs Pearson ins Vertrauen ziehen sollte, auf jeden Fall insoweit, als es Cinderellas Verschwinden betraf. Sie stand auf

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