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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Bei dem Gedanken an jenes dunkle, rauschende Wasser dort unten schnürte sich alles in mir zusammen, und ich vergegenwärtigte mir im Voraus den Schrecken des atemberaubenden Falles.
    In diesem Moment tönte zu meinem nicht geringen Erstaunen ein leises Lachen in meine Ohren, und ich öffnete die Augen. Einem Wink des Mannes auf dem Diwan gehorchend, brachten mich meine beiden Henker zurück vor ihren Herrn.
    «Sie sind ein tapferer Mann, Hauptmann Hastings», bemerkte er, «wir aus dem Osten wissen solche Tapferkeit zu schätzen. Ich möchte sogar sagen, ich erwartete nichts anderes von Ihnen. Das bringt uns nun zu dem zweiten Akt unseres kleinen Dramas. Ihrem eigenen Tode haben Sie bereits ins Auge gesehen, wollen Sie ihm auch ins Auge sehen, wenn er für jemand anders bestimmt ist?»
    «Wie meinen Sie das?», fragte ich heiser, wobei mich eine schreckliche Angst überkam.
    «Sie haben sicherlich die Dame nicht vergessen, die sich in unserer Gewalt befindet.»
    Ich starrte ihn in dumpfer Verzweiflung an.
    «Ich denke, Sie werden jenen Brief doch schreiben, Hauptmann Hastings. Sehen Sie, ich habe bereits ein Telegrammformular vor mir. Die Worte, die es enthalten wird, hängen ganz von Ihnen ab, und sie bedeuten entweder Tod oder Leben für Ihre Frau.»
    Auf meiner Stirn brach der Angstschweiß aus, während mein Peiniger liebenswürdig lächelnd mit eisiger Kälte fortfuhr.
    «Hier, die Feder liegt bereit, Sie haben nur zu schreiben. Falls Sie dies nicht tun…»
    «Was dann?», rief ich aus.
    «Dann wird die Dame, die Ihnen am Herzen liegt, sterben, und zwar eines sehr langsamen Todes. Mein Meister, Li Chang Yen, vergnügt sich in seinen Mußestunden damit, neue und sinnreiche Methoden von Torturen zu ergründen…»
    «Mein Gott», schrie ich, «Sie Unmensch, alles, nur dies dürfen Sie nicht tun!»
    «Soll ich Ihnen einige dieser neckischen Kleinigkeiten einmal beschreiben?»
    Ohne meine Protestrufe zu beachten, fuhr er fort – gleichmäßig und gelassen –, bis ich mir mit einem Schreckensruf beide Ohren zuhielt.
    «Ich sehe, das genügt Ihnen bereits. So nehmen Sie die Feder und schreiben Sie.»
    «Wagen Sie es nur…»
    «Ihre Einwände sind vollkommen nutzlos, und Sie wissen es selbst am besten. Nehmen Sie deshalb die Feder und schreiben Sie!»
    «Und wenn ich es tue?»
    «Dann ist Ihre Gattin frei, und das Telegramm wird sofort abgesandt.»
    «Und wie kann ich sicher sein, dass Sie kein falsches Spiel mit mir treiben?»
    «Ich schwöre es bei den geheiligten Gräbern meiner Vorfahren. Abgesehen davon, urteilen Sie selbst: warum sollte ich Ihrer Frau Böses zufügen? Ihre Gefangennahme hat ihren Zweck völlig erfüllt.»
    «Und – und Poirot?»
    «Wir werden ihn in sicherem Gewahrsam behalten, bis wir unsere geplanten Operationen durchgeführt haben. Dann werden wir ihn wieder freilassen.»
    «Werden Sie das ebenfalls bei den Gräbern Ihrer Vorfahren beschwören?»
    «Ich habe Ihnen bereits einen Schwur geleistet – und das wird genügen.»
    Ich befand mich in einer verzweifelten Lage und war im Begriff, meinen Freund zu hintergehen – für einen Moment zögerte ich – dann erschien die schreckliche Alternative wie ein Albtraum vor meinen Augen. Cinderella, in den Händen dieser chinesischen Teufel, musste sterben nach langsamer Marter. Ein Stöhnen entrang sich meinen Lippen, und ich ergriff die Feder. Vielleicht konnte ich, bei sorgfältiger Wahl des Textes, eine versteckte Warnung durchblicken lassen, so dass Poirot zwischen den Zeilen lesen konnte. Es war meine letzte Hoffnung. Aber dieser Hoffnungsschimmer war nicht von Dauer. Des Chinesen Stimme ertönte sanft und höflich: «Gestatten Sie mir, Ihnen zu diktieren.»
    Er hielt inne, griff zu einem Blatt Papier, das in Reichweite lag, und diktierte Folgendes:
     
    «Mein lieber Poirot, ich glaube, Nummer vier endlich auf der Spur zu sein. Ein Chinese kam heute Nachmittag zu uns und lockte mich mit einer fingierten Nachricht hierher. Glückliche r weise durchschaute ich dies rechtzeitig und entwischte ihm. Dann drehte ich den Spieß um und konnte es so einrichten, ihn auf meine Art zu beschatten, und zwar, wie ich mir schmeichle, auf ganz raffinierte Weise. Ich beauftrage nun einen Straßenjungen, dir diese Nachricht zu überbringen. Gib ihm bitte eine halbe Krone. Ich beobachte indessen hier das Haus und kann meinen Posten nicht verlassen. Bis sechs Uhr abends werde ich auf dich warten, falls du bis dahin nicht gekommen bist, will ich allein

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