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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihre Rolle ganz allein; denken Sie daran, was auf dem Spiele steht, wenn es schief geht. Sofern Hercule Poirot Verdacht schöpft und das Haus nicht betritt, stirbt Ihre Frau eines langsamen, qualvollen Todes. Ah, da ist er ja.»
    Mit klopfendem Herzen und einem schrecklichen Gefühl der Übelkeit sah ich durch den Schlitz der Holzblenden. In der Person auf der gegenüberliegenden Straßenseite erkannte ich meinen Freund sofort, obgleich er den Kragen hochgeschlagen hatte und ein großer gelber Schal den unteren Teil seines Gesichtes verbarg. Aber es konnte kein Zweifel bestehen, dass er es war, mit seinem unverkennbaren Gang und dem eiförmigen Kopf. Es war Poirot, der mir in gutem Glauben zu Hilfe kam und nichts Schlechtes ahnte. An seiner Seite ging ein typischer Londoner Gassenjunge, mit schmutzigem Gesicht und zerlumpter Kleidung. Poirot hielt inne und sah zum Haus herüber, während der Junge eifrig auf ihn einredete und auf das Haus hinwies. Für mich war die Zeit zum Handeln gekommen, und ich begab mich in den Hausgang. Auf ein Zeichen des großen Chinesen entriegelte einer der Diener die Tür.
    «Denken Sie an die Folgen, wenn es fehlschlägt», sagte mein Peiniger mit leiser Stimme.
    Alsbald befand ich mich auf den Stufen vor dem Haus und winkte zu Poirot hinüber. Er kam eilends auf mich zu.
    «Aha, so ist also alles in Ordnung bei dir, mein Freund, ich begann mich schon um dich zu sorgen. Offensichtlich hast du dir schon Zutritt verschafft; ist das Haus denn leer?»
    «Ja», sagte ich mit einer Stimme, die so natürlich wie möglich klingen sollte. «Es muss irgendwo ein geheimer Ausgang vorhanden sein; komm herein und lass uns danach suchen.» Ich trat auf die Schwelle, während Poirot sich in völliger Unbefangenheit anschickte, mir zu folgen.
    Und dann begann etwas in meinem Kopf blitzartig umzuschalten. Ich sah nur zu deutlich, welch falsches Spiel ich trieb, die Rolle eines Judas.
    «Zurück, Poirot!», schrie ich. «Zurück, wenn dir dein Leben lieb ist, du bist in einer Falle, kümmere dich nicht um mich, nur schnell fort!»
    Während ich noch sprach, vielmehr meine Warnung hinausschrie, griffen bereits Hände wie Schraubstöcke nach mir. Einer der chinesischen Diener sprang an mir vorbei, um sich auf Poirot zu stürzen.
    Ich sah ihn noch zurückspringen, seinen Arm erheben – dann eine dichte Rauchwolke, die mich fast erstickte, nahezu tötete. Ich fühlte, dass ich umsank und nicht mehr atmen konnte – so also sah das Ende aus…
    Langsam und unter starken Schmerzen kam ich wieder zu mir, alle meine Sinne waren umnebelt. Das Erste, was ich erblickte, war Poirots Gesicht. Er saß mir gegenüber und beobachtete mich mit ängstlicher Miene. Als er sah, dass ich die Augen aufschlug, stieß er einen Freudenschrei aus.
    «Ah, du kommst wieder zu dir. Nun wird alles gut. Mein Freund, mein armer Freund!»
    «Wo befinde ich mich?», fragte ich gequält.
    «Wo? Natürlich bei uns daheim.»
    Ich sah mich um: tatsächlich befand ich mich in der altvertrauten Umgebung. Hinter dem Kamingitter befanden sich noch die vier Kohlenstücke, die ich dort sorgfältig platziert hatte. Poirot war meinen Blicken gefolgt.
    «Das war einmal eine feine Idee von dir, dies, und dann noch der Hinweis mit den Büchern. Wenn einmal jemand zu mir kommen und behaupten sollte, mein Freund Hastings wäre nicht mit allzu großem Verstand gesegnet, so werde ich ihm antworten: ‹Da haben Sie gar keine Ahnung!› Es war ein ausgezeichneter und treffender Einfall, den du gehabt hast.»
    «Also hast du sofort den Sinn begriffen?»
    «Bin ich denn ein Trottel? Natürlich begriff ich sofort, im Nu erfasste ich die Warnung und hatte noch Zeit, einige Vorkehrungen zu treffen. Auf irgendeine Weise hatten die Großen Vier es fertig gebracht, dich aus der Wohnung zu locken. Zu welchem Zweck? Sicherlich nicht deiner schönen Augen wegen, gleichfalls nicht, weil sie dich fürchteten und dich aus dem Wege schaffen wollten. Nein – ihr Zweck war mir sogleich völlig klar. Du warst als Köder gedacht, um den großen Hercule Poirot in die Falle zu locken. Ich hatte schon lange etwas Ähnliches erwartet. So traf ich denn meine kleinen Vorbereitungen, und programmmäßig traf ein Bote ein, ein ganz harmlos aussehender Straßenjunge. Ich war meiner Sache ziemlich sicher und machte mich sogleich mit ihm auf den Weg. Glücklicherweise erlaubten sie dir, auf den Treppenabsatz herauszukommen. Meine einzige Besorgnis bestand darin, dass ich unterwegs von

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