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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ihnen überwältigt werden könnte, bevor ich den Ort erreichte, wo sie dich verborgen hielten, oder dass ich nach dir hätte suchen müssen und – dies vielleicht sogar vergeblich.»
    «Von ihnen überwältigt zu werden, sagtest du?», fragte ich leise. «Und dazu vielleicht ganz allein auf dich gestellt.»
    «Oh, das ist gar nicht so etwas Besonderes; wenn man auf ein Ereignis vorbereitet ist, ist alles ganz einfach – so sagen wenigstens die Pfadfinder, ist es nicht so? Ihr Motto: ‹Allzeit bereit›, ist sehr treffend. Auf jeden Fall war ich vorbereitet. Vor einiger Zeit habe ich einem Chemiker, der während des Krieges mit Giftgas zu tun hatte, einen kleinen Gefallen getan. Dafür stellte er für mich eine kleine Bombe her – klein und unauffällig zum Mitnehmen. Man braucht sie nur zu werfen, und augenblicklich entwickeln sich starke Gase, die zu Bewusstlosigkeit führen. Ich warf sie beim Betreten des Hauses, und gleich darauf erschienen einige von Japps zuverlässigen Leuten, die die Liegenschaft bereits unter Beobachtung hielten, bevor ich mit dem Jungen dort eintraf, dazu noch einige, die uns auf dem Weg gefolgt waren und sogleich das Notwendige veranlassten.»
    «Aber wie kam es, dass du nicht gleichfalls bewusstlos wurdest?»
    «Ein weiterer glücklicher Umstand. Unser gemeinsamer Freund, Nummer vier, der auch sicherlich jenen Brief an mich zusammengestellt hat, erlaubte sich einen kleinen Scherz bezüglich meines Schnurrbarts, der es mir ermöglichte, unter dem Schal eine kleine Gasmaske zu verbergen.»
    «Ja, ich erinnere mich», rief ich eifrig, und dann kam mir bei der Erwähnung dieses Wortes mit einem Schlag all die große Sorge zum Bewusstsein, die durch die Ereignisse ganz in den Hintergrund gerückt war. Cinderella… Mit einem Stöhnen fiel ich zurück. Wiederum musste ich für einige Minuten das Bewusstsein verloren haben und kam erst wieder zu mir, als Poirot mir etwas Brandy einflößte.
    «Was hast du, um Gottes willen, mon ami? Sag es mir!»
    Wort für Wort erzählte ich ihm alles, während ein Schauer nach dem anderen mich überlief. Poirot stieß einen Ausruf der Empörung aus. «Mein Freund, mein lieber Freund! Was musst du ausgestanden haben! Und ich, ich ahnte nichts von all dem! Aber beruhige dich, es ist alles in Ordnung!»
    «Du meinst, dass du meine Frau finden wirst, sie ist doch aber in Südamerika? Und bis wir dorthin kommen – wird sie schon lange nicht mehr am Leben sein – und, Gott allein weiß, unter welchen fürchterlichen Umständen sie ihr Leben lassen muss.»
    «Nein, nein, du verstehst mich nicht recht, sie ist gesund und wohlbehalten; keinen Augenblick hat sie sich in den Händen der Bande befunden.»
    «Ich habe aber doch ein Telegramm von Bronsen erhalten!»
    «Auch das stimmt nicht; du magst vielleicht ein Telegramm erhalten haben, das mit ‹Bronsen› unterzeichnet war. Sage einmal, ist es dir nie eingefallen, dass eine Organisation dieser Art mit Verbindungen über die ganze Welt sehr leicht zu einem Schlag gegen uns hätte ausholen können durch deine kleine Frau, die dir so sehr am Herzen liegt?»
    «Nein, daran habe ich nie gedacht», erwiderte ich.
    «Nun, aber ich habe es immer ins Auge gefasst. Ich habe dir gegenüber zwar nichts davon erwähnt, um dich nicht unnötig aufzuregen, doch hatte ich bereits von mir aus Vorkehrungen getroffen. Sämtliche Briefe deiner Frau schienen von deiner Farm zu kommen; in Wirklichkeit befand sie sich an einem sicheren Ort, den ich vor drei Monaten für sie ausgesucht hatte.»
    «Bist du dessen auch ganz sicher?»
    «Parbleu, natürlich. Sie quälten dich, indem sie dir nur Lügen auftischten.»
    Ich drehte den Kopf zur Seite, und Poirot legte mir die Hand auf die Schulter.
    Es lag etwas in seiner Stimme, das ich nie vorher bemerkt hatte.
    «Ich weiß nur zu genau, dass du keine Sentimentalitäten vertragen kannst, und deshalb will ich dir auch nicht meine innere Bewegtheit zum Ausdruck bringen. Ich will mich hierin auch ganz der Eigenart deiner Landsleute anpassen und keine weiteren Worte verlieren. Nur das eine musst du wissen, nämlich, dass bei diesem letzten Erlebnis alle Ehre nur dir gebührt und dass ich mich glücklich schätze, einen so treuen Freund wie dich zu besitzen.»

14
     
    I ch war bitter enttäuscht über den Ausgang unserer Erlebnisse in Chinatown. Um gleich damit zu beginnen: Der Führer der Bande war entkommen. Als Japps Beamte auf Poirots Signal am Tatort erschienen, fanden sie vier bewusstlose

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