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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sagen, daß Ihr auf jeden Fall das Heiligtum der Prälatin aufsuchen sollt.«
    »Heiligtum? Welches Heiligtum?«
    Millie drehte sich um und zeigte durch die offene Tür. »Draußen im Garten gibt es zwischen den Bäumen und Büschen ein kleines Häuschen. Sie nannte es ihr Heiligtum. Ich war niemals drin. Sie hat mir nie erlaubt, dort sauberzumachen. Sie mache es selbst sauber, sagte sie, weil ein Heiligtum ein unantastbarer Raum sei, wo jemand alleine sein könne und in den niemand sonst einen Fuß setzen dürfe. Sie ging dort manchmal hin, ich glaube, um zu beten und um Unterweisung durch den Schöpfer zu erbitten, vielleicht aber auch nur, um alleine zu sein. Sie meinte, ich soll Euch unbedingt sagen, daß Ihr es aufsuchen sollt.«
    Verna seufzte verzweifelt. »Klingt, als wollte sie mir auf diesem Weg mitteilen, daß ich die Unterstützung des Schöpfers brauche, um mich durch all die Schreibarbeiten zu quälen. Sie hatte manchmal einen eigenartigen Sinn für Humor.«
    Millie lachte still in sich hinein. »Ja, Prälatin, den hatte sie allerdings. Einen eigenartigen Sinn für Humor.« Millie legte ihre Hände auf ihre errötenden Wangen. »Möge der Schöpfer mir vergeben. Sie war eine gütige Frau. Ihr Humor war niemals verletzend gemeint.«
    »Nein, das wohl nicht.«
    Verna rieb sich die Schläfen und wollte zum Schreibtisch. Sie war müde, und die Vorstellung, noch mehr geisttötende Berichte zu lesen, machte ihr angst. Sie blieb stehen und drehte sich noch einmal zu Millie um. Die Tür zum Garten stand weit offen und ließ die frische Nachtluft herein.
    »Millie, es ist spät, warum gehst du nicht etwas zu Abend essen und ruhst dich ein wenig aus. Ruhe tut den müden Knochen gut.«
    Millie feixte. »Wirklich, Prälatin? Es macht Euch nichts aus, daß Euer Büro im Schmutz versinkt?«
    Verna lachte leise. »Millie, ich habe so viele Jahre unter freiem Himmel gelebt, daß mir der Schmutz ans Herz gewachsen ist. Das ist in Ordnung, wirklich. Ruh dich ein wenig aus.«
    Verna stand in der Tür zu ihrem Garten und schaute hinaus in die Nacht, auf die mit Mondlichttupfern übersäte Erde unter den Bäumen und den Reben, während Millie ihre Lappen und den Eimer zusammensuchte. »Dann gute Nacht, Prälatin. Viel Vergnügen bei Eurem Besuch im Garten.«
    Sie hörte, wie die Tür geschlossen und es still im Zimmer wurde. Sie spürte die milde feuchte Brise und sog den wohlriechenden Duft der Blätter, Blumen und der Erde ein.
    Verna warf einen letzten Blick zurück in ihr Büro, dann trat sie hinaus in die wartende Nacht.

22. Kapitel
    Verna sog die feuchte, belebende Nachtluft tief in sich ein, wie ein Lebenselixier. Sie spürte, wie ihre Muskeln sich entspannten, als sie den gewundenen schmalen Pfad zwischen Beeten voller Lilien, blühendem Hartriegel und üppigen Heidelbeersträuchern hinunterschlenderte und darauf wartete, daß sich ihre Augen an das Mondlicht gewöhnten. Ausladende Bäume reichten bis über das dichte Gestrüpp, schienen ihr die Äste zum Berühren entgegenzustrecken oder den süßen Duft ihrer Blätter und Blüten zum Inhalieren anzubieten.
    Obwohl es für die meisten Bäume viel zu früh war, um zu blühen, gab es im Garten der Prälatin doch ein paar seltene Immerblüher – gedrungene, knorrige, weit gefächerte Bäume, die das ganze Jahr über in Blüte standen, auch wenn sie nur in der Erntezeit Früchte trugen. In der Neuen Welt war sie auf einen kleinen Wald aus Immerblühern gestoßen und hatte herausgefunden, daß sie der Lieblingsplatz der Irrlichter waren – zarter Geschöpfe, die nicht mehr zu sein schienen als ein Funken Licht und die nur nachts zu sehen waren.
    Als die Irrlichter von ihren guten Absichten überzeugt waren, hatten sie und die beiden Schwestern, die sie zu jener Zeit begleiteten, mehrere Nächte bei ihnen verbracht und sich mit ihnen über einfache Dinge unterhalten. Dabei hatte sie von der Gutartigkeit der Zauberer und Konfessoren erfahren, die das Bündnis der Midlands regierten. Verna hatte zu ihrer Freude gehört, daß die Völker der Midlands Orte der Magie beschützten und die Geschöpfe, die dort wohnten, in ungestörter Abgeschiedenheit leben ließen.
    Zwar gab es auch in der Alten Welt Orte, an denen magische Geschöpfe wohnten, doch die waren nicht annähernd so zahlreich oder mannigfaltig wie diese wundersamen Orte in der Neuen Welt. Von einigen dieser Geschöpfe hatte Verna viel über Toleranz gelernt – daß der Schöpfer die Welt mit vielen zarten

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