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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ihren Ringfinger und sprach dabei leise ein Gebet an den Schöpfer, ein sehr persönlicher Akt der Hingabe, wie er häufig durchgeführt wurde, aber selten nur in Gegenwart von anderen. »Es wird spät, Prälatin. Wir möchten Euch nicht länger aufhalten.«
    Verna lächelte. »Ja. Also dann gute Nacht.«
    Schwester Dulcinia verneigte sich förmlich. »Wie Ihr befehlt, Prälatin, werde ich mich morgen um die Angelegenheit mit der schwangeren Frau und dem jungen Zauberer kümmern, nachdem ich das mit Schwester Leoma geklärt habe.«
    Verna zog eine Braue hoch. »Ach? Schwester Leoma steht im Rang jetzt über der Prälatin, ja?«
    »Äh, nein, Prälatin«, stammelte Schwester Dulcinia. »Es ist nur so, Schwester Leoma möchte, daß ich … ich dachte nur, Ihr wolltet, daß ich Eure Beraterin von Eurer Entscheidung unterrichte … damit es sie nicht … unvorbereitet trifft.«
    »Schwester Leoma ist meine Beraterin, Schwester, und ich unterrichte sie von meinen Entscheidungen, wenn ich es für notwendig halte.«
    Phoebes rundliches Gesicht neigte sich mal zur einen, mal zur anderen Frau, während sie schweigend den Wortwechsel verfolgte.
    »Wie Ihr wünscht, Prälatin, so wird es geschehen«, sagte Schwester Dulcinia. »Bitte verzeiht mir den … Übereifer, meiner Prälatin helfen zu wollen.«
    Verna zuckte die Achseln, so gut dies unter der Last der Berichte möglich war. »Natürlich, Schwester. Gute Nacht.«
    Heilfroh verabschiedeten sich die beiden ohne weitere Widerworte. Vor sich hin murmelnd, schleppte Verna den Stapel Berichte in ihr Büro und ließ ihn auf ihren Schreibtisch fallen, neben die anderen, mit denen sie sich noch befassen mußte. Sie betrachtete Millie, die ein Stück entfernt in einer Ecke mit einem Putzlappen einen Flecken bearbeitete, den nie jemand bemerken würde, und bliebe er die nächsten hundert Jahre dort.
    Im schwach beleuchteten Büro war es still bis auf das Wischen von Millies Lappen und ihr leises Gemurmel. Verna schlenderte hinüber zu dem Bücherschrank, in dessen Nähe die Frau auf ihren Knien arbeitete, und ließ den Finger über die Bücher gleiten, ohne die Blattgoldtitel auf den abgewetzten Rücken der alten Ledereinbände wirklich anzuschauen.
    »Wie geht es deinen alten Knochen heute abend, Millie?«
    »Oh, davon fang’ ich besser gar nicht erst an, Prälatin, sonst hab’ ich gleich überall auf meinem Körper Eure Hände, die zu heilen versuchen, was nicht geheilt werden kann. Das Alter, wißt Ihr.« Mit dem Knie schob sie den Eimer näher heran, während ihre Hand zu einer anderen Stelle des Teppichs weiterwanderte, um darauf herumzuschrubben. »Wir werden alle alt. Der Schöpfer muß es so gewollt haben, da kein Sterblicher etwas dagegen machen kann. Ich hatte zwar mehr Zeit, als den meisten gewährt wird – für die Arbeit hier im Palast, meine ich.« Ihre Zunge schob sich aus dem Mundwinkel, als sie noch mehr Kraft in den Lappen legte. »Ja, der Schöpfer hat mich mit mehr Jahren gesegnet, als ich zu nutzen weiß.«
    Verna hatte die drahtige, zierliche Frau nie anders gesehen als im Zustand resoluter Geschäftigkeit. Selbst beim Sprechen wischte sie unaufhörlich Staub oder rubbelte mit dem Daumen an einem Flecken herum oder polkte mit dem Fingernagel an einer Schmutzkruste, die außer ihr niemand sah.
    Verna zog einen Band heraus und schlug ihn auf. »Nun, ich weiß, Prälatin Annalina wußte es zu schätzen, daß du all die Jahre ganz in ihrer Nähe warst.«
    »Oh ja, viele Jahre waren das. Viele, viele Jahre.«
    »Eine Prälatin, das wird mir allmählich klar, hat herzlich wenig Freundinnen. Es war gut, daß sie deine Freundschaft hatte. Für mich wird es gewiß kein geringerer Trost sein, dich in meiner Nähe zu wissen.«
    Millie fluchte leise brummend über einen widerspenstigen Flecken. »O ja, wir haben so manches Mal bis spät in die Nacht geplaudert. Sie war aber auch eine so wunderbare Frau. Weise und gütig. Sie hat jedem zugehört, selbst der alten Millie.«
    Lächelnd blätterte Verna gedankenverloren eine Seite des Buches um, das sich mit den geheimnisvollen Gesetzen eines längst untergegangenen Königreiches beschäftigte. »Es war wirklich freundlich von dir, ihr zu helfen. Mit dem Ring und dem Brief, meine ich.«
    Millie sah auf, ein Grinsen schlich sich auf ihre dünnen Lippen. Ihre Hand hörte tatsächlich auf zu wischen. »Ah, Ihr wollt also alles darüber hören, so wie all die anderen.«
    Verna klappte das Buch zu. »Die anderen? Welche

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