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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Innere des kleinen Heiligtums ausreichend. Die Kerzenhalter standen zu beiden Seiten eines kleinen Altars, über dem ein weißes, mit einem Goldfaden verziertes Tuch lag. Darauf stand eine durchbrochene Schale, in der vermutlich Duftharze abgebrannt wurden. Ein rotes, brokatbezogenes Kniebänkchen mit Goldquasten an den Ecken stand auf dem Fußboden vor dem Alter.
    In einem der vier, von den Giebeln gebildeten Alkoven fand gerade ein bequemer Sessel genug Platz. Einer der anderen enthielt den Altar, ein weiterer ein winziges Tischchen mit einem dreibeinigen Schemel, und der letzte, abgesehen von der Tür, eine Truhenbank mit einer säuberlich zusammengefalteten Steppdecke. Der freie Platz in der Mitte war nicht viel größer als die Alkoven.
    Verna drehte sich um und fragte sich, was sie hier wohl sollte. Prälatin Annalina hatte ihr eine Nachricht hinterlassen, damit sie diesen Ort aufsuchte, aber warum? Was sollte sie hier machen?
    Sie ließ sich in den Sessel fallen, während ihre Augen die facettenartigen Wände absuchten, die dem Vor und Zurück der Giebelenden folgten. Vielleicht hatte sie nur hierherkommen sollen, um sich zu entspannen. Annalina wußte, wie anstrengend die Arbeit der Prälatin war. Vielleicht wollte sie einfach, daß ihre Nachfolgerin einen Ort kannte, wo sie alleine sein und vor den Menschen fliehen konnte, die ihr unablässig Berichte brachten. Verna trommelte mit den Fingern auf die Sessellehne. Wohl kaum.
    Ihr war nicht nach Herumsitzen zumute. Es gab Wichtigeres zu tun. Berichte warteten, und die würden sich kaum von selbst lesen.
    Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, ging Verna in dem winzigen Raum auf und ab, so gut es ging. Das war sicher Zeitverschwendung. Schließlich stieß sie einen verzweifelten Seufzer aus, hatte die Hand schon fast an der Tür, hielt dann aber inne, bevor sie den Ring auf das Sonnenaufgangssymbol legte.
    Verna machte kehrt, starrte einen Augenblick, dann raffte sie ihre Röcke zusammen und kniete auf dem Bänkchen nieder. Vielleicht wollte Annalina, daß sie um Unterweisung bat. Von einer Prälatin wurde Frömmigkeit erwartet, wenn auch die Vorstellung absurd war, daß man einen besonderen Ort benötigte, um zum Schöpfer zu beten. Der Schöpfer hatte alles erschaffen, warum sollte man dann einen besonderen Ort benötigen, wenn man Unterweisung suchte? Kein Ort kam dem eigenen Herzen auch nur nahe. Kein Ort ließ sich damit vergleichen, wenn man mit seinem Han eins wurde.
    Mit einem gereizten Seufzer faltete Verna die Hände. Sie wartete, war aber nicht in der Stimmung, an einem Ort zum Schöpfer zu beten, an dem sie sich dazu verpflichtet fühlte. Die Vorstellung, daß Annalina tot war und sie noch immer beeinflußte, ärgerte sie. Vernas Augen wanderten zu den kahlen Wänden, während sie mit den Zehen auf den Boden tippte. Die Frau streckte ihre Hand aus dem Jenseits aus und erfreute sich eines letzten bißchens Macht. Hatte sie davon in all den Jahren als Prälatin nicht genug gehabt? Man mochte meinen, es hätte reichen sollen, aber nein, sie mußte alles so planen, daß sie selbst nach ihrem Tod noch…
    Vernas Blick fiel auf die Schale. Unten drin lag etwas, und Asche war es nicht.
    Sie griff hinein und holte ein kleines, in Papier gewickeltes Päckchen heraus, daß mit einem Stück Bindfaden zusammengeschnürt war. Sie drehte es in ihren Fingern, begutachtete es. Das mußte es sein. Das war der Grund, weshalb sie hierhergeschickt worden war. Aber warum es hier liegenlassen? Der Schild – niemand außer der Prälatin käme hier herein. Dies war der einzige Ort, wo man etwas verstecken konnte, wenn man nicht wollte, daß es einem anderen als der Prälatin in die Hände fiel.
    Verna zog an den Enden der Schleife, zog die Schnur durch die Schlaufe. Sie legte es in ihre Hand, faltete das Papier auseinander und starrte auf das, was sich darin befand.
    Es war ein Reisebuch.
    Schließlich kam wieder Bewegung in ihrer Finger, und sie nahm das Buch aus dem Papier, um darin zu blättern. Es war leer.
    Reisebücher waren Gegenstände der Magie, wie der Dacra, der von denselben Zauberern erschaffen worden war, die auch den Palast der Propheten sowohl mit Additiver als auch Subtraktiver Magie ausgestattet hatten. Seitdem war dreitausend Jahre lang außer Richard niemand mehr geboren worden, der Subtraktive Magie besaß. Einige hatten sie durch ihre Berufung erlernt, aber niemand außer Richard war damit geboren worden.
    Reisebücher hatten die Fähigkeit,

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