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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Wunderdingen übersät habe und es manchmal die höchste Pflicht des Menschen sei, sie einfach in Frieden zu lassen.
    In der Alten Welt war diese Ansicht nicht sehr weit verbreitet, und es gab viele Orte, an denen die Magie kontrolliert wurde, damit die Menschen nicht durch Dinge, die dem Verstand nicht zugänglich waren, Verletzungen erlitten oder gar den Tod fanden. Magie hatte oft etwas ›Lästiges‹ an sich. In vielerlei Hinsicht war die Neue Welt immer noch ein wilder Ort, so wie die Alte Welt vor Tausenden von Jahren, bevor der Mensch sie mit seinem Ordnungssinn in einen sicheren, wenn auch ein wenig sterilen Ort verwandelt hatte.
    Verna vermißte die Neue Welt. Nirgendwo hatte sie sich je so zu Hause gefühlt wie dort.
    Enten, die Köpfe unter ihre Flügel gesteckt, tanzten am Rand des Teiches neben dem Pfad auf dem Wasser auf und ab, während nicht zu sehende Frösche aus dem Schilf heraus quakten. Gelegentlich sah Verna eine Fledermaus auf die Wasseroberfläche herabstürzen, um einen Käfer aus der Luft zu schnappen. Schatten und Mondlicht spielten über das grasbewachsene Ufer, während der sanfte Wind liebkosend durch die Bäume strich.
    Gleich hinter dem Teich bog ein schmaler Seitenweg zu einer Baumgruppe inmitten eines dichten Gebüsches ab, in das kaum ein Strahl des Mondlichts fiel. Irgendwie beschlich Verna das Gefühl, dies sei der Ort, den sie suchte. Sie verließ den Hauptweg und schlenderte auf die wartenden Schatten zu. In diesem Bereich schien noch die Wildheit der Natur zu herrschen, im Gegensatz zu der Kultiviertheit großer Teile des übrigen Gartens.
    Hinter einer Wand aus Stechhand entdeckte sie ein zauberhaftes, kleines verputztes Häuschen mit vier Giebeln, deren schindelgedeckte Dachschräge sich in sanftem Schwung zu Traufen senkten, die nicht höher waren als ihr Kopf. Vor jedem Giebel stand ein hoch aufragender Ginkgobaum, deren Kronen sich hoch oben verflochten, Zaunrosen schmiegten sich dicht bei den Wänden an den Boden und erfüllten die gemütliche Einfriedung mit wohlriechendem Duft. In jede Giebelspitze war ein rundes Fenster eingelassen, zu hoch, um hindurchzuschauen.
    An der Giebelwand, vor der der Pfad endete, entdeckte Verna eine grob gezimmerte, oben runde Tür, in deren Mitte das Sonnenaufgangssymbol eingeschnitzt worden war. Es gab einen Knauf, aber kein Schloß. Ein Ruck daran bewirkte keinerlei Bewegung, nicht mal ein Wackeln. Die Tür war abgeschirmt.
    Verna strich mit den Fingern am Rand entlang und versuchte die Art des Schildes oder seinen Schlüssel zu ertasten. Sie spürte nichts als eine Eiseskälte, die sie bei der Berührung zurückschaudern ließ.
    Sie öffnete sich ihrem Han, ließ sich von dem süßen Licht und seinem wohligen, vertrauten Trost durchfluten. Ihr stockte fast der Atem angesichts der Herrlichkeit, dem Schöpfer um dieses kleine Stückchen näher zu sein. Plötzlich roch die Luft nach tausend Düften, auf der Haut fühlte sie sich nach Feuchtigkeit an, nach Staub, nach Pollen und dem Salz des Ozeans, in Vernas Ohren tönten die Laute einer Welt voller Insekten, kleiner Tiere und Wortfetzen, die die Luft meilenweit in ihren ätherischen Fingern trug. Sorgfältig lauschte sie auf Geräusche, die ihr vielleicht verrieten, ob jemand in der Nähe war, zumindest jemand, der nur Additive Magie besaß. Sie hörte nichts.
    Verna richtete ihr Han auf die Tür. Ihre Untersuchung ergab, daß das gesamte Häuschen von einem Netz umgeben war, allerdings von einem, wie sie es nie zuvor ertastet hatte: Es enthielt Elemente aus Eis, die mit Geist durchwoben waren. Sie wußte nicht einmal, daß Eis mit Geist durchwoben werden konnte. Die beiden bekämpften sich wie zwei Katzen in einem Sack, doch siehe an: Hier schnurrten die beiden zufrieden, als gehörten sie zusammen. Sie hatte absolut keine Ahnung, wie ein solcher Schild durchbrochen, geschweige denn aufgehoben werden konnte.
    Immer noch eins mit ihrem Han, hatte sie eine Eingebung und hielt das Sonnenaufgangssymbol auf ihrem Ring an das auf der Tür. Lautlos ging diese auf.
    Verna trat ein und legte den Ring an das Sonnenuntergangssymbol auf der Innenseite der Tür. Sie schloß sich folgsam. Mit ihrem Han spürte sie, wie der Schild sich fest um sie legte. Verna hatte sich noch nie so isoliert gefühlt, so allein, so sicher.
    Kerzen fingen plötzlich Feuer. Sie nahm an, daß sie mit dem Schild verbunden waren. Der Schein der zehn Kerzen, jeweils fünf in zwei mehrarmigen Kerzenhaltern, beleuchtete das

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