Die Günstlinge der Unterwelt - 5
nur seine Leidenschaft. »Ich wußte, Ihr würdet wollen, daß diese Repräsentanten Zeugen Eures Mutes werden, die erste zu sein, die sich mit uns gegen die Imperiale Ordnung verbündet, die erste, die den Midlands den Weg bereitet.«
»Aber ich … nun, ja … gewiß.«
Er drehte sich zu den Zuschauern um. Die Menge war beträchtlich ruhiger und willfähriger als beim letzten Mal, als sie in gespannter Erwartung vor ihm gestanden hatten.
»Herzogin Lumholtz – die, wie Ihr alle wißt, bald zur Königin von Kelton ernannt werden wird – hat Ihr Volk der Freiheit überantwortet und sich gewünscht, daß Ihr alle dabeisein sollt, wenn sie die Dokumente der Kapitulation unterzeichnet.«
»Richard«, flüsterte sie leise und beugte sich ein wenig vor, »ich muß … sie erst von unseren Rechtskundigen prüfen lassen … nur um ganz sicher zu gehen, daß sie eindeutig sind und es keine Mißverständnisse gibt.«
Richard lächelte beruhigend. »Ich bin zwar überzeugt, Ihr werdet feststellen, daß sie recht eindeutig sind, dennoch habe ich Eure Besorgnis vorausgeahnt und mir die Freiheit herausgenommen, die Rechtskundigen zur Unterzeichnung einzuladen.« Richard streckte die Hand zum anderen Ende des Podiums aus. Raina packte einen Mann am Arm und drängte ihn, die Stufen hochzusteigen. »Meister Sifold, würdet Ihr Eurer zukünftigen Königin Eure geschätzte Meinung mitteilen?«
Er verneigte sich. »Die Dokumente sind, wie Lord Rahl sagt, recht eindeutig, Herzogin. Sie lassen keinen Raum für Mißverständnisse.«
Richard nahm das reichverschnörkelte Dokument vom Tisch. »Mit Eurer Erlaubnis, Herzogin, möchte ich es den versammelten Repräsentanten vorlesen, damit sie sehen, daß Keltons Wunsch nach der Vereinigung unserer Kräfte unmißverständlich ist. Damit sie sehen, wie tapfer Ihr seid.«
Sie hob unter den Blicken der Repräsentanten der anderen Länder stolz den Kopf. »Ja, bitte. Nur zu, Lord Rahl.«
Richard sah kurz in die wartenden Gesichter. »Ich bitte um Geduld, es ist nicht lang.« Er hielt das Blatt vor sich und las laut vor. »An alle Völker, hiermit unterwirft sich Kelton bedingungslos D’Hara. Unterzeichnet, höchstselbst, als rechtmäßig erkannte Führerin des Keltonischen Volkes, Herzogin Lumholtz.«
Richard legte das Dokument zurück auf den Tisch und tauchte den Federkiel in ein Tintenfaß, bevor er ihn Cathryn reichte. Sie nahm ihn steif und ohne Regung entgegen. Ihr Gesicht war leichenblaß geworden.
Er mußte befürchten, daß sie einen Rückzieher machen würde und hatte keine andere Wahl. Er nahm all seine Kraft zusammen, die, das wußte er, ihm später fehlen würde, brachte seine Lippen ganz nah an ihr Ohr und ertrug dabei stillschweigend die Wogen qualvollen Verlangens, die der warme Duft ihrer Haut in ihm erzeugte.
»Cathryn, wenn wir hier fertig sind, würdet Ihr mit mir Spazierengehen? Nur wir beide, alleine? Ich habe von nichts anderem geträumt als von Euch.«
Ihre Wangen erblühten in leuchtenden Farben. Er glaubte, sie würde ihm den Arm um den Hals legen, und dankte den Seelen, als sie es unterließ.
»Natürlich, Richard«, antwortete sie flüsternd. »Ich habe auch von nichts anderem geträumt als von Euch. Bringen wir diese Formalitäten hinter uns.«
»Macht mich stolz auf Euch und Eure Stärke.«
Richard war überzeugt, die anderen im Saal müßten erröten, wenn sie ihr Lächeln sahen. Er spürte, wie ihm die Ohren glühten, als er daran dachte, was ihr Lächeln verhieß.
Sie ergriff den Federkiel, streifte dabei seine Hand und hielt ihn in die Höhe. »Ich unterzeichne diese Kapitulationserklärung mit der Feder einer Taube, als Zeichen dafür, daß ich dies freiwillig tue, in Frieden und nicht als Besiegte. Ich tue es aus Liebe zu meinem Volk und in der Hoffnung auf die Zukunft. Diese Hoffnung verkörpert dieser Mann hier – Lord Rahl. Ich schwöre jedem die unsterbliche Rache meines Volkes, der es wagt, ihm Schaden zuzufügen.«
Sie beugte sich vor und kritzelte ihre ausladende Unterschrift quer unter die Erklärung.
Bevor sie sich aufrichten konnte, zog Richard weitere Papiere hervor und schob sie ihr unter.
»Was…«
»Die Briefe, von denen Ihr gesprochen habt, Herzogin. Ich wollte Euch nicht mit der langweiligen Aufgabe belasten, diese Arbeit selbst zu übernehmen, wo wir die Zeit doch besser nutzen können. Eure Berater haben mir dabei geholfen, sie aufzusetzen. Seht sie bitte durch, nur um sicherzugehen, daß alles so ist, wie es in Eurer
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