Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Schultern. Er zwang sich, ihn abzuwenden. »Da Kelton jetzt ein Teil D’Haras ist, gibt es keinen Handel mehr zwischen Kelton und jenen Ländern, die sich uns nicht angeschlossen haben.«
Er sah einen kleinen, rundlichen Mann mit lockigem, schwarzgrauem Bart an. »Mir ist bewußt, Repräsentant Garthram, daß dies Lifany in eine unangenehme Lage bringt. Nach der Anordnung zur Schließung der Grenzen von Galea und Kelton für alle, die nicht Teil D’Haras sind, stehen Euch harte Zeiten bevor, was den Handel anbetrifft.
Mit Galea und Kelton im Norden, D’Hara im Osten und dem Rang’Shada-Gebirge im Westen wird es Euch äußerst schwerfallen, Euren Bedarf an Eisen zu decken. Der größte Teil Eurer Einkäufe stammte aus Kelton, und dort wiederum hat man Euch Getreide abgekauft. Jetzt wird Kelton sein Getreide aus den galeanischen Lagerhäusern beziehen müssen. Da sie jetzt beide zu D’Hara gehören, gibt es keinen Grund mehr, den Handel wegen Feindseligkeiten wie früher einzuschränken. Außerdem stehen ihre beiden Armeen jetzt unter meinem Kommando, so daß sie keine Mühe darauf verschwenden werden, wegen des jeweils anderen beunruhigt zu sein, sondern statt dessen ihre Aufmerksamkeit auf die Schließung der Grenzen richten können.
Natürlich hat D’Hara Verwendung für Eisen und Stahl aus Kelton. Ich schlage vor, Ihr sucht Euch eine andere Quelle, und das schnell, denn die Imperiale Ordnung wird wahrscheinlich von Süden her angreifen. Möglicherweise geradewegs durch Lifany hindurch, wie ich mir vorstellen könnte. Ich werde weder zulassen, daß auch nur das Blut eines einzigen Soldaten für den Schutz von Ländern vergossen wird, die sich noch nicht mit uns verbündet haben, noch werde ich ein Zögern in diesem Punkt mit Handelsprivilegien belohnen.«
Richard richtete den Blick auf einen großen, hageren Mann mit einem strähnigen, weißen Haarkranz um den knorrigen Schädel. »Botschafter Bezancort, es tut mir leid, Euch mitteilen zu müssen, daß dieser Brief hier den Kommissar Cameron aus Kelton davon in Kenntnis setzt, daß sämtliche Übereinkünfte mit Ihrem Heimatland Sanderia hiermit aufgekündigt werden, bis auch Ihr ein Teil D’Haras seid. Nach diesem Winter wird es Sanderia nicht mehr gestattet sein, seine Herden im kommenden Frühjahr in das Hochland von Kelton zu treiben.«
Der Mann verlor das bißchen Farbe, das er ohnehin nur hatte. »Aber Lord Rahl, es gibt keinen Ort, wo wir die Tiere im Frühjahr und Sommer unterbringen können. Die Ebenen sind im Winter zwar üppiges Weideland, im Sommer jedoch sind sie eine braune und verdorrte Ödnis. Was sollen wir Eurer Ansicht nach denn tun?«
Richard zuckte die Achseln. »Ich schlage vor, Ihr laßt Eure Herden schlachten, um zu retten, was zu retten ist, bevor die Tiere Hungers sterben.«
Dem Botschafter stockte der Atem. »Lord Rahl, diese Abmachungen haben seit Jahrhunderten Gültigkeit. Unsere gesamte Wirtschaft gründet sich auf den Schafen!«
Richard zog eine Augenbraue hoch. »Das ist nicht meine Sorge. Meine Sorge gilt denen, die uns beistehen.«
Botschafter Bezancort hob flehend die Hände. »Lord Rahl, das wäre eine Katastrophe für mein Volk. Unser ganzes Land wäre ruiniert, wären wir gezwungen, unsere Herden zu schlachten.«
Repräsentant Theriault trat hastig einen Schritt nach vorn. »Ihr dürft auf keinen Fall zulassen, daß diese Herden geschlachtet werden. Herjborgue ist auf diese Wolle angewiesen. Das, das … würde unsere Industrie zugrunde richten.«
Ein anderer meldete sich zu Wort. »Dann könnten sie mit uns keinen Handel treiben, und wir hätten keine Möglichkeit mehr, Getreide einzukaufen, das bei uns nicht gedeiht.«
Richard beugte sich vor. »Dann schlage ich vor, Ihr berichtet Euren Führern diese Argumente und tut Euer Bestes, sie davon zu überzeugen, daß eine Kapitulation ihre einzige Möglichkeit ist. Je eher desto besser.« Er sah hinüber zu den anderen Würdenträgern. »Angesichts so großer gegenseitiger Abhängigkeit werdet ihr sicher bald den Wert der Einheit erkennen. Kelton ist jetzt ein Teil D’Haras. Die Handelswege werden für alle geschlossen werden, die sich nicht auf unsere Seite schlagen. Ich habe es Euch bereits erklärt, Neutrale wird es nicht geben.«
Proteste, Appelle und flehentliche Bitten erfüllten den Ratssaal. Richard stand auf, und die Proteste verstummten.
Der sanderianische Botschafter hob vorwurfsvoll den knochigen Zeigefinger. »Ihr seid ein unbarmherziger
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