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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Erniedrigung.
    Sie bekam die Tür nicht auf und mußte auf dem Fußboden herumkriechen, bis sie den Ring der Prälatin fand. Nachdem sie die Tür verschlossen hatte, steckte sie sich den Ring wieder auf den Finger, als Erinnerung, als weithin sichtbares Zeichen dafür, wie leichtgläubig sie gewesen war.
    Mit ausdrucksloser Miene schlich sie zurück ins Büro der Prälatin, unterwegs ins Bett der Prälatin. Die Kerze hatte getropft und war ausgegangen, also zündete sie eine andere auf dem Schreibtisch an, auf dem sich noch immer die Berichte stapelten. Was würde Phoebe denken, wenn sie herausfand, daß sie in Wirklichkeit nicht die Verwalterin der Prälatin war? Daß sie von einer recht unbedeutenden Schwester von nur geringem Ansehen ernannt worden war?
    Morgen würde sie Warren um Verzeihung bitten müssen. Es war nicht seine Schuld. Sie durfte es nicht an ihm auslassen.
    Gerade wollte sie durch die Tür ins Vorzimmer gehen, als sie mitten im Schritt erstarrte.
    Ihr durchsichtiger Schild war zerrissen. Sie drehte sich zum Schreibtisch um. Auf den Stapeln lagen keine neuen Berichte.
    Irgend jemand hatte herumgeschnüffelt.

26. Kapitel
    Sturzbäche aus Regen peitschten über das Deck des Schiffes. Die barfüßigen Männer kauerten angespannt da, ihre Muskeln glänzten im schwachen, gelben Licht der Lampen, während sie verfolgten, wie der Abstand sich verringerte. Dann plötzlich machten sie einen Satz in die Dunkelheit. Nach der Landung sprangen sie auf, um die mit Bleigewichten beschwerten leichten Wurfleinen aufzufangen, die man ihnen über den trüben Abgrund in hohem Bogen hinterhergeworfen hatte. Hand über Hand zogen die Männer die schweren Taue zum Festmachen herüber, die an den Wurfleinen befestigt waren.
    Mit raschen, gewandten Bewegungen schlangen sie die unterarmdicken Taue um die massiven Poller, stemmten die Füße in den Boden und lehnten sich in die Seile, wobei sie die Poller als Talje benutzten. Das nasse Holz knarrte und ächzte, als sich die Taue spannten. Die Männer gaben nach, bis sie die langsame, aber scheinbar unaufhaltsame Fahrt der Lady Sefa zum Stillstand gebracht hatten. Wie aus einem Mund stöhnend, begannen sie erneut zu ziehen, und Stück für Stück näherte sich das Schiff dem regennassen Kai, während die Männer an Bord die Fender über die Reling warfen, um den Rumpf zu schützen.
    Schwester Ulicia stand zusammen mit den Schwestern Tovi, Cecilia, Armina, Nicci und Merissa dichtgedrängt unter einer Persenning, auf die der Regen niederprasselte, und sah zu, wie Captain Blake an Deck hin und her lief und Männern zornige Befehle zubrüllte, die sie nicht schnell genug ausführen konnten. Er hatte die Lady Sefa bei diesem Wetter – ganz zu schweigen von dieser Dunkelheit – nicht an dem schmalen Kai festmachen, sondern statt dessen weiter draußen vor Anker gehen und die Frauen im Beiboot an Land bringen wollen. Ulicia hatte keine Lust verspürt, bis auf die Haut naß zu werden, während man sie die halbe Meile an Land ruderte und hatte kurzerhand alle seine Ausreden, er müsse sämtliche Beiboote zu Wasser lassen, um das Schiff an den Kai zu schleppen, als unbedeutend abgetan. Ein scharfer Blick von ihr, und seine nochmalige Auflistung der Gefahren war verstummt, und er hatte sich mit zusammengepreßten Lippen an die Arbeit gemacht.
    Der Kapitän riß seine durchnäßte Mütze vom Kopf und baute sich vor ihnen auf. »Ihr werdet in Kürze an Land sein, meine Damen.«
    »Schien nicht so schwer zu sein, wie Ihr uns einreden wolltet, Captain«, meinte Ulicia.
    Er zerknüllte seine Mütze. »Das Schiff ist im Hafen. Warum Ihr allerdings den weiten Weg die gesamte Küste entlang nach Grafan fahren wolltet, ist mir ein Rätsel. Von diesem gottverlassenen Armeevorposten über Land zurück nach Tanimura, das wird nicht so behaglich, als hättet Ihr uns gestattet, Euch auf direktem Weg über See dorthin zu bringen.«
    Er verschwieg, daß sie dann sein Schiff schon Tage zuvor verlassen hätten. Was zweifellos der Grund war, warum er sich mit überschwenglicher Freundlichkeit angeboten hatte, sie, ihrer ursprünglichen Absicht entsprechend, auf direktem Weg nach Tanimura zurückzubringen. Nichts wäre Ulicia lieber gewesen, aber sie hatte in der Angelegenheit keine Wahl. Sie hatte getan, was man ihr befohlen hatte.
    Sie hob den Kopf und spähte über den Kai hinweg zu der Stelle, wo er, wie sie wußte, wartete. Die Augen ihrer Begleiterinnen starrten ebenfalls in die Dunkelheit.
    Die

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