Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
entsetzlich gewesen. Dafür würden die Matrosen bezahlen.
    Während der langsamen Fahrt zur Festung, am Ende einer Steigung, sah Ulicia im Aufleuchten eines Blitzes das Ausmaß der Armee, die Jagang versammelt hatte, und war überrascht. Immer wieder, wenn ein Blitz die Hügel erhellte, konnte sie Zelte sehen, so weit das Land reichte. Grashalmen im Frühling gleich, bedeckten sie die hügelige Landschaft. Ihre Anzahl ließ die Stadt Tanimura wie ein Dorf erscheinen. Sie hatte nicht gewußt, daß in der gesamten Alten Welt überhaupt so viele Soldaten unter Waffen standen. Nun, vielleicht würden sie sich ebenfalls als nützlich erweisen.
    Wenn die verästelten Blitze unter den brodelnden Wolken aufflackerten, konnte sie auch die schauerliche Festung erkennen, in der Jagang auf sie wartete. Über die Verbindung konnte sie die Festung auch mit den Augen ihrer Schwestern sehen und ihre Angst fühlen. Sie alle wollten diese Hügelkuppe in die Vergessenheit sprengen, aber jede einzelne von ihnen wußte, daß sie dies nicht konnten. Noch nicht.
    Es war ausgeschlossen, daß sie Jagang nicht erkannten, wenn sie vor ihm standen – es war ausgeschlossen, daß auch nur eine von ihnen dieses aufgesetzt grinsende Gesicht nicht wiedererkannte –, aber zuerst mußten sie ihn sehen, um ganz sicher zu sein.
    Wenn wir ihn sehen, Schwestern, und wissen, daß er dort ist, dann wird er sterben.
    Ulicia wollte die Angst in den Augen dieses Mannes erspähen, dieselbe Angst, die er in ihre Herzen gepflanzt hatte, aber sie wagte nicht, ihm irgendeinen Hinweis auf ihr Vorhaben zu geben. Ulicia wußte nicht, wozu er fähig war. Schließlich waren sie im Traum, der keiner war, noch nie von einem anderen als ihrem Meister, dem Hüter, besucht worden, und sie hatte nicht die geringste Absicht, Jagang, nur um der Genugtuung willen, ihn zittern zu sehen, durch irgend etwas zu warnen.
    Sie hatte absichtlich gewartet, bis sie in den Hafen von Grafan einfuhren, bevor sie den Schwestern ihren Plan enthüllte – nur um sicherzugehen. Ihr Meister würde für Jagangs Bestrafung sorgen. Ihre Aufgabe war es nur, seine Seele an die Unterwelt zu liefern, in den Machtbereich des Hüters.
    Der Hüter würde mehr als erfreut sein, wenn sie seine Macht in dieser Welt wiederhergestellt hätten, und würde sie mit einem Einblick in Jagangs Qualen belohnen, falls sie dies wünschten. Und wie sie es sich wünschten.
    Die Kutsche kam mit einem Ruck vor dem beeindruckenden Tor der Festung zum Stehen. Ein stämmiger Soldat, der einen Fellumhang trug und genug Waffen, um alleine eine Armee von beträchtlicher Größe niederzumetzeln, befahl ihnen auszusteigen. Die sechs marschierten schweigend durch Regen und Matsch und betraten unter dem gewölbten Dach hinter dem eisernen Fallgitter hindurch die Festung. Man führte sie in einen dunklen Eingang, wo es hieß, sie sollten stehenbleiben und warten – so als hätte eine von ihnen die Absicht, sich auf den schmutzigen, kalten Steinfußboden zu setzen.
    Schließlich hatten sie alle ihre feinste Kleidung angelegt: Tovi, die ein dunkles Kleid trug, das ihrer Figur schmeichelte, Cecilia, deren gebürstetes und ordentliches graues Haar einen schönen Kontrast zu ihrem tiefgrünen, am Kragen mit Spitzen besetzten Kleid bildete, Nicci in einem schlichten Kleid, schwarz wie stets und am Oberteil auf eine Weise mit Spitzen besetzt, die die Form ihres Busens betonte, Merissa in einem roten Kleid, der Farbe, die sie bevorzugte, und das aus gutem Grund, da es sich von der dichten Mähne dunklen Haares abhob, ganz zu schweigen davon, daß es ihre ausgezeichnete Figur hervorhob, Armina, die ein dunkelblaues Kleid anhatte, das ihren durchaus wohlgeformten Körper erkennen ließ und gut zu ihren himmelblauen Augen paßte, und Ulicia in ihrer kleidsamen Aufmachung, einen Ton heller im Blau als Arminas und im Dekollete sowie an den Handgelenken mit geschmackvollen Rüschen abgesetzt und in der Taille schmucklos, um ihre wohlgeformten Hüften nicht zu verbergen.
    Sie alle wollten so schön wie möglich sein, wenn sie Jagang töteten.
    Die schwarzen Steinwände des Raumes waren nackt bis auf zwei zischelnde Fackeln in ihren Halterungen. Während sie wartete, spürte Ulicia, wie der Zorn der anderen anschwoll, genau wie ihrer, und wie die gemeinsame Anspannung stieg.
    Als die Seeleute umringt von Soldaten durch das Fallgitter kamen, öffnete einer der beiden Posten die innere Tür in die Festung und befahl den Schwestern mit einer rüden

Weitere Kostenlose Bücher