Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Kopfbewegung durchzugehen. Die Gänge waren so schmucklos wie der Eingangsraum. Schließlich handelte es sich um eine Festung, nicht um einen Palast, und man erhob keinen Anspruch auf Bequemlichkeit. Als sie ihren Wachen hinterhergingen, entdeckte Ulicia nur derbe Holzbänke und Fackeln in rostigen Halterungen. Die Türen bestanden aus ungehobelten Brettern mit Angeln aus Bandeisen, und nicht eine einzige Öllampe war zu sehen, während sie dem Weg ins Herz der Festung folgten. Das Ganze schien eher eine Kaserne für die Soldaten zu sein.
    Die Wachen erreichten eine große Flügeltür und drehten sich mit dem Rücken zur Steinwand, nachdem sie sie geöffnet hatten. Einer von ihnen hob wichtigtuerisch den Daumen und wies damit in den großen Saal, der sich anschloß. Ulicia gelobte ihren Schwestern feierlich, sich sein Gesicht zu merken und ihn für seine Arroganz bezahlen zu lassen. Sie führte die fünf anderen Frauen hinein, als sich die Seeleute im Gang von hinten näherten, begleitet vom hallenden Tritt ihrer Stiefel auf dem Steinfußboden und dem Klirren der Waffen der Soldaten, die sie bewachten.
    Der Saal war riesig. Glaslose Fenster hoch oben in den Wänden erlaubten einen Blick auf das Gewitter draußen und gestatteten dem Regen, in glänzenden Sturzbächen am dunklen Stein herabzurinnen. In den Vertiefungen zu beiden Seiten des Saals brannten große Feuer. Die Funken und der quellende Rauch stiegen hinauf zu den Fenstern, wo letzterer in Schwaden nach draußen abzog. Trotzdem hinterließ er einen stinkenden Dunst, der in der Luft zu stehen schien. In einem Kreis aus verrosteten Halterungen rings um den Saal zischten und fauchten Fackeln, zum Gestank von Schweiß gesellte sich so der Geruch von Pech. Alles in dem dunklen Saal flackerte im Schein der Feuer.
    Zwischen den knisternden Doppelfeuern konnten sie im trüben Licht einen massiven Tisch aus Holzbohlen erkennen, der mit einer Fülle von Speisen gedeckt war. Nur ein einziger Mann saß daran, auf der anderen Seite, und betrachtete sie gleichgültig, während er sich ein Stück Spanferkel absägte.
    Im trüben Flackerlicht war sie sich nicht sicher. Sie mußten aber ganz sicher sein.
    Hinter dem Tisch an der Wand stand eine Reihe von Leuten, die offensichtlich keine Soldaten waren. Die Männer trugen weiße Hosen und sonst nichts. Die Frauen trugen Kleider mit ausgebeulten Beinen, die vom Knöchel bis zum Hals und von dort bis zu den Handgelenken reichten und die an der Taille mit einer weißen Kordel gerafft waren. Bis auf die Kordel war ihre Kleidung so hauchdünn, daß die barfüßigen Frauen ebensogut hätten nackt sein können.
    Der Mann hob seine Hand, winkte mit Zeige- und Mittelfinger und befahl ihnen vorzutreten. Die sechs Frauen durchquerten den höhlenähnlichen Saal, der sie zwischen den dunklen Steinwänden, die den Schein der Feuer schluckten, zu erdrücken schien. Auf einem gewaltigen Bärenfell vor dem Tisch saßen zwei weitere absurd gekleidete Sklaven. Die Frauen standen hinter dem Tisch an der Wand, die Hände an den Seiten, die Körper steif und reglos. Den jungen Frauen hatte man allen einen Goldring mitten durch die Unterlippe gestochen.
    Die Feuer hinter ihnen knackten und knallten, während die Schwestern immer tiefer in das Dunkel vordrangen. Einer der Männer in weißer Hose schenkte dem Mann Wein in einen Becher ein, als dieser ihn zur Seite hielt. Keiner der Sklaven sah die sechs Frauen an. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Mann, der alleine am Tisch saß.
    Jetzt erkannten Ulicia und ihre Schwestern ihn.
    Jagang.
    Er war von durchschnittlicher Größe, jedoch stämmig, mit massigen Armen und breiter Brust. Seine nackten Schultern traten unter einer Fellweste hervor, die in der Mitte offenstand, so daß ein Dutzend Gold- und Juwelenketten sichtbar war, die sich in das Haar des tiefen Einschnitts zwischen seinen hervortretenden Brustmuskeln schmiegten. Die Ketten und Juwelen sahen aus, als hätten sie einst Königen und Königinnen gehört. Silberne Reifen umschlossen seine Arme oberhalb der mächtigen Bizeps. An jedem seiner dicken Finger trug er einen goldenen oder silbernen Ring.
    Jede einzelne der Schwestern kannte die Schmerzen gut, die einem diese Finger zufügen konnten.
    Sein kahlrasierter Kopf glänzte im flackernden Schein der Feuer. Er paßte zu seinen Muskeln. Ulicia konnte sich ihn nicht mit Haaren auf dem Kopf vorstellen. Das hätte ihm nur von seiner Bedrohlichkeit genommen. Sein Hals hätte einem Stier gehören mögen.

Weitere Kostenlose Bücher