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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hier.« Sie kratzte den Unterarm heftiger und lachte erneut schnatternd.
    Brogan betrachtete finsteren Blicks die Menschenmassen, die die Straße hinuntereilten, dann musterte er kritisch die exquisiten Paläste, die die breite Durchgangsstraße säumten, die, wie man ihn unterrichtet hatte, Königsstraße hieß. Die Paläste sollten den Betrachter mit dem Reichtum, der Macht und dem Charakter der Menschen beeindrucken, die sie repräsentierten. Sämtliche Gebäude warben mit hoch aufragenden Säulen, reichen Verzierungen, weiten Fensterflächen, weit geschwungenen Dächern und verziertem Gebälk um Aufmerksamkeit. Für Tobias Brogan waren sie nicht mehr als steinerne Pfaue: protzig zur Schau gestellte Verschwendung, wie er sie noch nie gesehen hatte.
    Auf einer fernen Anhöhe lag der weitläufige Palast der Konfessoren, dessen steinerne Säulen und Türme auf der eleganten Königsstraße ihresgleichen suchten, und der irgendwie noch weißer war als der Schnee, der ihn umgab – so, als wollte er die Ruchlosigkeit seiner Existenz hinter einer Illusion der Reinheit verbergen. Starren Blicks erkundete Brogan die geheimen Winkel dieser Heimstatt der Gottlosigkeit, dieses Heiligtums der Macht der Magie über die Frommen, während seine knochigen Finger zärtlich über den ledernen Trophäenbeutel an seinem Gürtel strichen.
    »Mein Lord General«, bedrängte ihn Lunetta und beugte sich vor, »habt Ihr gehört, was ich gesagt habe?«
    Brogan drehte sich um, seine gewichsten Stiefel rieben in der Kälte knarzend am Gurt des Steigbügels. »Galtero!«
    Augen wie schwarzes Eis leuchteten hervor unter dem Rand eines polierten Helms mit einem Helmbusch, den man karminrot gefärbt hatte, passend zu den Capes der Soldaten. Die Zügel locker in einer behandschuhten Hand haltend, bewegte er sich im Sattel mit der fließenden Eleganz eines Berglöwen. »Lord General?«
    »Sollte meine Schwester nicht den Mund halten können, wenn man es ihr befiehlt« – er warf ihr einen wütenden Blick zu –, »dann knebelt sie.«
    Lunetta blickte kurz nervös zu dem breitschultrigen Mann hinüber, der neben ihr ritt, sah die polierte Rüstung mitsamt Kettenhemd, seine scharfgeschliffenen Waffen. Sie öffnete den Mund und wollte protestieren, doch als ihr Blick auf diese eiskalten Augen fiel, schloß sie ihn wieder und kratzte sich statt dessen an den Armen. »Vergebt mir, Lord General Brogan«, murmelte sie und verneigte den Kopf ehrerbietig vor ihrem Bruder.
    Galtero trieb sein Pferd mit einem aggressiven Ausfallschritt näher an Lunetta heran, so daß sein kraftvoller grauer Wallach ihre braune Mähre rempelte. »Sei still, streganicha .«
    Ihre Wangen erröteten ob der Beleidigung, und einen Augenblick lang blitzten ihre Augen bedrohlich auf, doch ebenso schnell war es wieder vorbei, und sie schien unter ihren abgerissenen Lumpen zu erschlaffen, während sie unterwürfig den Blick senkte.
    »Ich bin keine Hexe«, sagte sie leise bei sich.
    Eine hochgezogene Braue über einem kalten Auge bewirkte, daß sie noch weiter in sich zusammensank und endgültig verstummte.
    Galtero war ein guter Soldat. Der Umstand, daß Lunetta Lord General Brogans Schwester war, hätte keinerlei Bedeutung, wenn der Befehl erteilt würde. Sie war eine streganicha , eine mit dem Makel des Bösen Behaftete. Auf ein Wort hin würde Galtero oder irgendein anderer der Männer ihr Lebensblut vergießen, ohne einen Augenblick zu zögern oder Mitleid zu empfinden.
    Daß sie Brogans Verwandte war, nahm ihn nur noch härter in die Pflicht. Sie war eine ständige Mahnung daran, daß der Hüter jederzeit zum Schlag gegen die Gerechten ausholen und selbst die edelsten Familien verderben konnte.
    Sieben Jahre nach Lunettas Geburt hatte der Schöpfer diese Ungerechtigkeit des Hüters ausgeglichen, und Tobias war geboren worden. Doch ihrer Mutter, die längst dem Wahn verfallen war, hatte dies nicht mehr geholfen. Seit seinem achten Lebensjahr, nachdem der schlechte Ruf seinen Vater vorzeitig ins Grab getrieben und seine Mutter es sich endgültig und vollkommen am Busen des Wahns behaglich gemacht hatte, lastete auf Tobias die Pflicht, die Gabe zu kontrollieren, die von seiner Schwester Besitz ergriffen hatte, damit diese sie nicht ganz beherrschte. In diesem Alter hatte Lunetta ihn abgöttisch geliebt, und er hatte diese Liebe dazu benutzt, sie davon zu überzeugen, nur auf die Wünsche des Schöpfers zu hören. Er hatte sie zu anständiger Lebensführung angeleitet, so wie es

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