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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Seele atmete, anschwollen.
    Es war das Gefühl des vollkommenen Glücks.
    Plötzlich war es vorbei.
    Bilder explodierten rings um ihn. Bäume, Felsen, Sterne, der Mond. Bei
    diesem Panorama packte ihn das Entsetzen.
    Atme , forderte sie ihn auf.
    Die Vorstellung erschreckte ihn. Nein .
    Atme , fordere sie ihn auf.
    Er dachte an Kahlan, an sein Verlangen, ihr zu helfen, und atmete aus,
    leerte seine Lungen von dem Gefühl vollkommenen Glücks.
    Widerstrebend, dennoch gierig, sog er die fremde Luft in sich hinein. Geräusche stürzten von allen Seiten auf ihn ein – Insekten, Vögel,
    Fledermäuse, Frösche, Blätter im Wind, alles schnatterte, jubilierte, klickte, pfiff und raschelte – schmerzhaft in seiner Allgegenwart.
    Ein Arm setzte ihn ermutigend auf der Steinmauer ab, während sich die nächtliche Welt ringsum in seinem Kopf setzte und vertraut wurde. Er sah seine Mriswithfreunde, die sich im dunklen Wald hinter den steinernen Ruinen rings um den Brunnen verteilten. Ein paar hockten auf verstreuten Quadern, ein paar standen zwischen Säulenresten. Offenbar befanden sie sich am Rand eines uralten, zerfallenen Gebäudes.
    »Ich danke dir, Sliph.«
    »Wir sind dort, wohin du reisen wolltest«, sagte sie, und ihre Stimme hallte durch die Nachtluft.
    »Wirst du … hier sein, wenn ich wieder reisen möchte?«
    »Wenn ich wach bin, bin ich stets bereit zu reisen.«
    »Wann schläfst du?«
    »Wenn du es mir sagst, Herr.«
    Richard nickte, ohne recht zu wissen, wem oder was er zunickte. Er blickte hinaus in die Nacht und entfernte sich vom Brunnen der Sliph. Er kannte diesen Wald, nicht vom Augenschein, sondern von einem fast greifbaren Gefühl her. Es war der Hagenwald, wenn es sich auch um eine Stelle handeln mußte, die sehr viel tiefer in dem weiten Gebiet lag, als er sich je hineingewagt hatte, denn diesen aus Stein erbauten Ort hatte er noch nie gesehen. An den Sternen las er ab, in welcher Richtung Tanimura lag.
    Mriswiths strömten in großer Zahl aus dem düsteren, umliegenden Wald zu der Ruine. Viele gingen mit einem ›Willkommen, Hautbruder‹ an ihm vorüber. Im Vorbeigehen schlugen die Mriswiths ihre dreiklingigen Messer leicht gegen seines und brachten beide zum Klingen.
    »Möge dein Yabree bald singen, Hautbruder«, sagte ein jeder dabei.
    Richard kannte die richtige Entgegnung nicht, also sagte er einfach: »Danke.«
    Als die Mriswiths sich an ihm vorbei zur Sliph stahlen und gegen sein Yabree schlugen, hielt das sirrende Klingen jedesmal länger an, und das angenehme Summen wärmte seinen ganzen Arm. Als sich weitere Mriswiths näherten, hielt er es anders, so daß er nur sein Yabree gegen ihre schlagen konnte.
    Richard blickte hoch zum aufgehenden Mond und zur Stellung der Sterne. Es war früher Abend, und am westlichen Himmel war noch ein schwaches Leuchten zu erkennen. Er hatte Aydindril mitten in der Nacht verlassen. Es konnte unmöglich dieselbe Nacht sein. Es mußte die darauffolgende Nacht sein. Er hatte fast einen ganzen Tag in der Sliph verbracht.
    Es sei denn, es waren zwei Tage. Oder drei. Oder ein Monat, oder gar ein Jahr. Er hatte keine Möglichkeit, das festzustellen. Er wußte nur, daß es mindestens ein Tag war. Der Mond hatte dieselbe Größe. Vielleicht war es doch nur ein Tag.
    Er wartete, um den nächsten Mriswith gegen sein Yabree schlagen zu lassen. Hinten stiegen sie in die Sliph. Eine regelrechte Schlange von ihnen wartete darauf, daß sie an die Reihe kamen. Es verstrichen nur Sekunden, bis wieder einer von der Mauer heruntersprang und sich in das schimmernde Quecksilber stürzte.
    Richard blieb stehen, um zu spüren, wie der Yabree das wärmende Surren durch seinen ganzen Körper sandte. Lächelnd registrierte er das singende Summen, das leise Lied, das ihm angenehm in den Ohren und in seinen Gliedern klang.
    Dann verspürte er ein störendes Verlangen, das das freudige Lied unterbrach.
    Er hielt einen Mriswith an. »Wo werde ich gebraucht?« Der Mriswith zeigte mit seinem Yabree auf etwas. »Sie wird dich hinbringen. Sie kennt den Weg.«
    Richard schlenderte in der vom Mriswith angegeben Richtung los. Im Schatten bei einer eingestürzten Mauer wartete eine Gestalt. Der Gesang seines Yabree trieb ihn weiter vor Verlangen.
    Die Gestalt war kein Mriswith, sondern eine Frau. Er glaubte, sie im Schein des Mondes wiederzuerkennen.
    »Guten Abend, Richard.«
    Er trat einen Schritt zurück. »Merissa!«
    Sie lächelte freundlich. »Wie geht es meinem Schüler? Viel Zeit ist

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