Die Günstlinge der Unterwelt - 5
vorhersehen können, als er die Mord-Siths befreite. Doch sie hatten beschlossen, seine Wächterinnen zu werden und nahmen diese Pflicht nun mit großer Leidenschaft wahr. Und davon ließen sie sich durch nichts abbringen.
Eine der anderen Frauen rief warnend Caras Namen und deutete mit dem Kopf zur Straße hin. Ein paar Vorübergehende waren stehengeblieben. Ein drohender Blick der beiden Männer, die sich umgedreht hatten, machte den Passanten Beine.
Cara packte Richard am Arm oberhalb des Ellenbogens. »Hier ist es nicht sicher – noch nicht. Kommt mit uns – Lord Rahl.«
Ohne eine Antwort oder sein Einverständnis abzuwarten zog sie ihn in den Schatten im hinteren Teil des Durchgangs. Richard beruhigte Gratch mit einer stummen Geste. Cara hob den unteren Teil eines losen Fensterladens an und schob Richard vor sich her durch die Öffnung. Das Fenster, durch das sie hereinkamen, war das einzige in einem Raum, der mit einem staubigen Tisch, auf dem drei Kerzen standen, mehreren Bänken und einem Stuhl ausgestattet war. Seitlich lag ein Haufen mit ihrem Gepäck.
Gratch gelang es, die Flügel zusammenzufalten und sich ebenfalls durch das Fenster hineinzuquetschen. Er blieb dicht bei Richard stehen und beobachtete stumm die anderen. Nachdem man ihnen gesagt hatte, er sei Richards Freund, bereitete der ungeschlachte Gar ihnen wiederum offensichtlich keine Sorgen mehr.
»Cara, was tut Ihr hier?«
Sie runzelte die Stirn, als sei er schwer von Begriff. »Ich sagte es doch schon, wir sind gekommen, Euch zu beschützen.« Ein schelmisches Lächeln umspielte ihren Mund. »Scheint, als wären wir gerade rechtzeitig gekommen. Der Meister Rahl muß sich der Aufgabe widmen, die Magie gegen die Magie zu sein, eine Aufgabe, für die Ihr Euch besser eignet als wir. Wir dagegen wollen der Stahl gegen den Stahl sein.« Sie deutete mit ausgestreckter Hand auf die drei anderen Frauen. »Im Palast hatten wir keine Zeit, uns vorzustellen. Das hier sind meine Schwestern des Strafers: Hally, Berdine und Raina.«
Richard betrachtete die drei Gesichter im flackernden Schein der Kerzen. Damals war er fürchterlich in Eile gewesen und konnte sich nur an Cara erinnern. Sie war es gewesen, die für sie gesprochen hatte. Er hatte ihr ein Messer an die Kehle gehalten, bis sie ihn davon überzeugt hatte, daß sie die Wahrheit sprach. Wie Cara war auch Hally blond, blauäugig und groß. Berdine und Raina waren ein wenig kleiner. Die blauäugige Berdine trug einen losen Zopf aus welligem, braunem Haar. Raina hatte dunkles Haar und Augen, die seine Seele auf jede Nuance von Kraft, Schwäche und Charakter zu prüfen schienen – ein charakteristisch stechender Blick, wie er nur einer Mord-Sith eigen war. Irgendwie schienen Rainas dunkle Augen dem durchdringenden Urteil noch mehr Schärfe zu verleihen.
Richard scheute sich nicht, ihnen in die Augen zu sehen. »Ihr wart bei denen, die mich sicher durch den Palast gelotst haben?« Sie nickten. »Dann schulde ich Euch ewig Dank. Was ist mit den anderen?«
»Die anderen sind im Palast geblieben, für den Fall, daß Ihr zurückkehrt, bevor wir Euch finden«, sagte Cara. »Kommandant General Trimack bestand darauf, daß Egan und Ulic ebenfalls mitkommen, da sie zur persönlichen Leibgarde von Meister Rahl gehören. Wir sind eine Stunde nach Euch aufgebrochen und haben versucht, Euch einzuholen.« Sie schüttelte verwundert den Kopf. »Wir haben keine Zeit vergeudet, und doch habt Ihr uns gegenüber einen Tag gewonnen.«
Richard zog den Tragegurt seines Schwertes gerade. »Ich hatte es eilig.«
Cara zuckte die Achseln. »Ihr seid Meister Rahl. Nichts, was Ihr tut, kann uns überraschen.«
Richard fand, daß sie, als er unsichtbar geworden war, sogar sehr überrascht ausgesehen hatten, behielt das aber für sich.
Er sah sich in dem schwach beleuchteten, muffigen Raum um. »Was tut Ihr hier, an diesem Ort?«
Cara zog ihre Handschuhe aus und warf sie auf den Tisch. »Wir hatten vor, ihn während der Suche nach Euch als Stützpunkt zu benutzen. Wir sind erst seit kurzem hier. Diesen Ort haben wir gewählt, weil er in der Nähe des d’Haranischen Hauptquartiers liegt.«
»Man sagte mir, es befände sich in einem großen Gebäude hinter dem Markt.«
»Das stimmt«, meinte Hally. »Wir haben uns davon überzeugt.«
Richard musterte ihre durchdringenden, blauen Augen. »Ich war gerade auf dem Weg dorthin, als Ihr mich gefunden habt. Vermutlich kann es nicht schaden, Euch als Begleitung dabei zu
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