Die Günstlinge der Unterwelt - 5
hat Euch eine Chance gegeben, die Midlands zu erhalten, aber ihr habt sie nicht genutzt. D’Hara hat sich von der Imperialen Ordnung befreit und regiert nun in Aydindril.«
»Ihr glaubt nur, daß Ihr Aydindril in Eurer Gewalt habt«, widersprach der Herzog. »Wir haben Truppen hier, wie eine große Zahl der anderen Länder auch, und haben keinesfalls die Absicht, die Stadt kampflos aufzugeben.«
»Auch das kommt ein wenig spät.« Lord Rahl streckte die Hand aus. »Darf ich General Reibisch vorstellen, den Kommandanten aller d’Haranischen Streitkräfte in diesem Gebiet?«
Der General, ein muskulöser Mann mit rostrotem Bart und Narben im Gesicht, kletterte auf das Podium und salutierte vor Lord Rahl mit einem Faustschlag aufs Herz, bevor er sich an die Leute wandte. »Meine Truppen sitzen in Aydindril und haben es gleichzeitig umzingelt. Endlich sind wir von der Herrschaft der Imperialen Ordnung befreit und wieder D’Haraner, angeführt von Herrscher Rahl.
D’Haranische Soldaten mögen es nicht, tatenlos herumzusitzen. Falls jemand von Euch einen Kampf wünscht, ich persönlich hätte nichts dagegen. Lord Rahl hat allerdings befohlen, daß wir mit dem Morden nicht beginnen dürfen. Aber wenn wir uns verteidigen müssen, dann, die Seelen wissen es, erledigen wir das gründlich. Das ermüdende Geschäft der Besatzung langweilt mich fast zu Tode, viel lieber würde ich mich etwas Interessanterem widmen, etwas, das ich gut beherrsche.
Jedes eurer Länder hat Verbände abkommandiert, die eure Paläste bewachen sollen. Solltet Ihr beschließen, mit allen Euch zur Verfügung stehenden Truppen um die Stadt zu kämpfen, würde es meiner Einschätzung nach einen, vielleicht zwei Tage dauern, bis wir Euch in die Flucht geschlagen hätten. Wenn das erledigt wäre, hätten all unsere Schwierigkeiten ein Ende. Hat der Kampf einmal begonnen, machen D’Haraner keine Gefangenen mehr.«
Der General trat mit einer Verbeugung vor Lord Rahl zurück.
Alles redete wild durcheinander, mancher schüttelte erzürnt die Fäuste und versuchte, sich durch Gebrüll Gehör zu verschaffen. Lord Rahl riß die Hand nach oben.
»Ruhe!« Es wurde fast augenblicklich still, und er fuhr fort: »Ich habe Euch hierher eingeladen, um mir anzuhören, was Ihr zu sagen habt. Doch erst, wenn Ihr Euch entschlossen habt, Euch D’Hara zu ergeben, werde ich mich dem widmen, was Ihr zu sagen habt. Vorher nicht!
Die Imperiale Ordnung will ganz D’Hara und die Midlands beherrschen. D’Hara hat sie verloren. In D’Hara regiere ich. Aydindril hat sie verloren, in Aydindril regiert D’Hara.
Ihr hattet eine Chance zur Einheit, und Ihr habt sie leichtfertig vertan. Diese Chance ist Vergangenheit. Jetzt bleiben Euch nur zwei Alternativen. Die erste besteht darin, Euch auf die Seite der Imperialen Ordnung zu schlagen. Sie wird mit eiserner Faust herrschen. Ihr werdet nichts zu sagen und keine Rechte haben. Alle Magie wird ausgerottet werden, bis auf jene, mit der sie Euch beherrscht. Überlebt Ihr, wird Euer Leben ein trostloser Kampf ohne Hoffnung auf Freiheit. Ihr werdet ihre Sklaven sein.
Eure andere Alternative ist, Euch D’Hara zu ergeben. Ihr werdet Euch an die Gesetze D’Haras halten. Seid ihr erst mit uns vereint, werdet Ihr bei diesen Gesetzen ein Mitspracherecht erhalten. Ihr werdet das Recht auf die Früchte Eurer Arbeit haben, das Recht auf Handel und Erfolg, solange Ihr Euch im Rahmen der Gesetze bewegt und die Rechte anderer achtet. Magie wird geschützt werden, und Eure Kinder werden in eine freie Welt hineingeboren werden, in der ihnen alle Möglichkeiten offenstehen.
Sobald die Imperiale Ordnung ausgerottet ist, wird es Frieden geben. Wahren Frieden.
Doch das hat seinen Preis: Eure Souveränität. Man wird Euch zwar erlauben, Eure Länder und Kultur beizubehalten, ein stehendes Heer wird man Euch aber nicht gestatten. Die einzigen Männer unter Waffen werden jene sein, die allen gemeinsam dienen – unter dem Banner D’Haras. Dies wird kein Zusammenschluß unabhängiger Länder sein, Euer Verzicht ist endgültig. Die Kapitulation ist der Preis, den jedes Land für den Frieden zahlt, und der Beweis dafür, daß Ihr Euch ihm verpflichtet fühlt.
Zwar werdet Ihr alle eine Abgabe an Aydindril leisten, trotzdem wird kein einziges Land, kein Volk die Last der Freiheit alleine tragen müssen. Alle Länder, alle Völker werden eine Steuer zahlen, die für die gemeinsame Verteidigung ausreicht, sonst aber nichts. Alle werden gleichermaßen
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