Die Günstlinge der Unterwelt - 5
zahlen, niemand wird bevorzugt werden.«
Im Saal brach Protestgeschrei aus. Die meisten machten geltend, dies sei Diebstahl dessen, was ihnen gehöre. Lord Rahl brachte sie allein mit seinem Blick zum Schweigen.
»Was ohne Preis gewonnen wurde, ist nichts wert. Erst heute bin ich an diese Tatsache erinnert worden. Sie war es, die wir begraben haben. Freiheit hat ihren Preis, und den werden alle tragen, auf daß alle sie zu schätzen wissen und sie bewahren.«
Unter den Menschen auf dem Balkon wäre fast ein Tumult ausgebrochen. Sie beschwerten sich, man habe ihnen Gold versprochen, daß dieses ihnen gehöre und daß sie es sich nicht leisten könnten, eine Steuer zu bezahlen. Ein Sprechchor setzte ein, in dem verlangt wurde, man solle ihnen das Gold aushändigen. Wieder hob Lord Rahl seine Hand und bat sich Ruhe aus.
»Der Mann, der Euch das Gold versprochen hat, ist tot. Grabt ihn aus und beschwert Euch bei ihm, wenn Ihr wollt. Die Männer, die für Eure Freiheit kämpfen, benötigen Lebensmittel – und die werden unsere Truppen nicht stehlen. Wer von Euch Speisen und Dienste bereitstellen kann, wird einen fairen Preis für seine Arbeit und seine Waren gezahlt bekommen. Am Kampf für Freiheit und Frieden werden sich alle beteiligten, wenn nicht im Dienst unter Waffen, dann wenigstens mit Steuern zur Unterstützung unserer Truppen.
Alle, über welche Mittel sie auch verfügen, müssen etwas in ihre Freiheit investieren und werden ihren Teil bezahlen. Dieses Prinzip ist ein Gesetz, das nicht gebrochen werden darf.
Wenn Ihr Euch dem nicht fügen wollt, dann verlaßt Aydindril und geht zur Imperialen Ordnung. Es steht Euch frei, das Gold von ihr zu verlangen, schließlich war sie es, die es Euch versprochen hat. Ich werde ihr die Erfüllung dieses Versprechens nicht abnehmen.
Also wählt frei: mit uns oder gegen uns. Wenn Ihr mit uns seid, dann werdet Ihr uns helfen. Überlegt es Euch gut, bevor Ihr geht, denn wenn ihr geht und später beschließt, daß Ihr lieber doch nicht unter der Imperialen Ordnung leiden wollt, dann werdet Ihr über einen Zeitraum von zehn Jahren die doppelte Steuer zahlen, um Euch Eure Rückkehr zu erkaufen.«
Der Menschenmenge auf dem Balkon stockte der Atem. Eine Frau unten im Saal, ziemlich weit vorn, meldete sich mit besorgter Stimme zu Wort.
»Und wenn wir uns für keine von beiden Möglichkeiten entscheiden? Kämpfen ist gegen unsere Prinzipien. Was, wenn wir beschließen, nicht zu kämpfen, sondern einfach unseren Geschäften nachzugehen?«
»Glaubt Ihr in Eurer Arroganz, uns macht es Spaß zu kämpfen, nur weil wir unbedingt wollen, daß das Gemetzel ein Ende hat, und Ihr seid etwas Besseres, weil Ihr nicht kämpfen wollt? Oder daß wir die ganze Last auf uns laden, damit Ihr die Freiheit genießen und nach Euren Prinzipien leben könnt?
Ihr könnt Euch auf andere Weise beteiligen, ohne ein Schwert in die Hand zu nehmen, aber beteiligen müßt Ihr Euch. Ihr könnt helfen, die Verwundeten zu versorgen, Ihr könnt den Familien helfen, deren Männer in den Kampf gezogen sind, Ihr könnt helfen, Straßen zu bauen und zu unterhalten, um die Soldaten mit Nachschub zu versorgen – es gibt unzählige Möglichkeiten, wie Ihr helfen könnt, aber helfen müßt Ihr. Ihr werdet die Steuer zahlen wie jeder andere auch. Niemand wird tatenlos zusehen.
Solltet Ihr beschließen, Euch nicht zu ergeben, dann seid Ihr auf Euch selbst gestellt. Die Imperiale Ordnung hat die Absicht, alle Völker und Länder zu erobern. Früher oder später werdet Ihr also von einem von uns beherrscht werden. Betet darum, daß es nicht die Imperiale Ordnung ist.
Die Länder, die es vorziehen, sich uns nicht zu ergeben, werden mit einer Blockade belegt und isoliert, bis wir Zeit haben, Euch zu erobern – oder die Imperiale Ordnung dies tut. Keinem unserer Völker wird es unter Androhung einer Strafe wegen Verrats erlaubt sein, mit Euch Handel zu treiben, und weder Reisende noch Güter werden unsere Grenzen passieren dürfen.
Die Möglichkeit der Kapitulation, die ich Euch jetzt biete, ist verlokkend: Ihr könnt Euch uns ohne Nachteile oder Strafen anschließen. Ist dieses Ultimatum zur friedlichen Kapitulation jedoch abgelaufen und wird es erforderlich, Euch zu erobern, dann wird man Euch erobern, und Ihr werdet Euch ergeben – aber die Bedingungen werden hart sein. Jedes einzelne Eurer Völker wird über einen Zeitraum von dreißig Jahren eine dreifache Steuer zahlen. Es wäre unfair, zukünftige Generationen
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