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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Armmuskeln glänzten unter dem Kettenpanzer, und unter den Ringen aus Metall konnte Richard auch die weißen Narben seines Ranges erkennen. »Bei den d’Haranischen Soldaten ist es Brauch, die Besiegten auszuplündern. Die Männer erwarten das.«
    »In der Vergangenheit haben Führer das vielleicht toleriert oder sogar ermutigt, aber ich werde das nicht tun.«
    Ein Seufzer war Kommentar genug. »Wie Ihr wünscht, Lord Rahl.«
    Richard rieb sich die Schläfen. Er hatte Kopfschmerzen, weil er zu wenig geschlafen hatte. »Begreift Ihr nicht? Hier geht es nicht darum, Länder zu erobern und anderen etwas wegzunehmen, hier geht es darum, die Unterdrückung zu bekämpfen.«
    Der General stellte einen Stiefel auf die goldene Strebe eines Sessels und hakte einen Daumen hinter seinen breiten Gürtel. »Ich sehe da keinen großen Unterschied. Aus meiner Erfahrung ist der Herrscher Rahl immer überzeugt, es am besten zu wissen, und will stets die Welt beherrschen. Ihr seid Eures Vaters Sohn. Krieg ist Krieg. Gründe machen für uns keinen Unterschied. Wir kämpfen, weil man es von uns verlangt, genau wie die auf der anderen Seite. Gründe bedeuten einem Mann nicht viel, der das Schwert schwingt, um seinen Kopf zu retten.«
    Richard schlug krachend mit der Faust auf den Tisch. Gratch riß plötzlich hellwach die leuchtend grünen Augen auf. Am Rand seines Gesichtsfeldes sah Richard rotes Leder, das sich näherte.
    »Die Männer, die die Schlächter von Ebinissia verfolgten, hatten einen Grund! Dieser Grund, und nicht die Beute war es, der ihnen die Kraft gab, die sie brauchten, um sich durchzusetzen. Sie waren ein Verband von fünftausend galeanischen Rekruten ohne jede Kampferfahrung, und doch haben sie General Riggs und seine Armee von über fünfzigtausend Mann besiegt.«
    General Reibisch runzelte die Stirn. »Rekruten? Ihr täuscht Euch ganz bestimmt, Lord Rahl. Ich kenne Riggs, er ist ein erfahrener Soldat. Das waren kampfgestählte Truppen. Ich habe Berichte über diese Schlacht erhalten. Sie ergehen sich in schauerlichen Einzelheiten dessen, was diesen Männern beim Versuch, sich aus den Bergen freizukämpfen, zugestoßen ist. Auf diese Weise konnten sie nur von einer überwältigenden Übermacht vernichtet werden.«
    »Dann besaß Riggs vermutlich als Soldat nicht die Erfahrung, die nötig gewesen wäre. Ihr habt Berichte aus zweiter Hand, ich aber habe die Geschichte aus einer unanfechtbaren Quelle, von jemandem, der selbst dabei war. Fünftausend Mann, Knaben eigentlich, kamen zufällig nach Ebinissia, nachdem Riggs und seine Leute damit fertig waren, die Frauen und Kinder dort niederzumetzeln. Diese Rekruten verfolgten Riggs und schlugen seine Armee vernichtend. Als es vorüber war, standen nicht einmal mehr tausend dieser jungen Männer auf den Beinen, doch weder Riggs noch ein einziger Soldat seiner Streitmacht lebte noch.«
    Richard verschwieg, daß diese Rekruten ohne Kahlan, die ihnen alles beigebracht hatte, was sie tun mußten, die sie in die ersten Schlachten geführt und ihnen in der Hölle des Gefechts den Weg gewiesen hatte, wahrscheinlich innerhalb eines Tages in den Dreck gestampft worden wären. Aber er wußte auch, daß es ihr Pflichtgefühl gewesen war, das ihnen den Mut gegeben hatte, ihr zuzuhören und sich gegen eine unglaubliche Übermacht zu stellen.
    »Das ist die Kraft der Motivation, General. Das ist es, was Männer erreichen können, wenn sie starke Gründe haben und für eine gerechte Sache kämpfen.«
    Ein säuerlicher Ausdruck zog das Gesicht des Generals zusammen. »Die D’Haraner haben den größten Teil ihres Lebens gekämpft und wissen, was sie tun. Im Krieg geht es ums Töten. Man tötet die anderen, bevor diese einen töten können, das ist alles. Wer gewinnt, hat recht gehabt.
    Gründe sind die Ausbeute des Sieges. Ist der Feind vernichtet, dann schreiben die Führer die Gründe in Büchern nieder und halten bewegende Reden darüber. Hat man gute Arbeit geleistet, dann ist von den Feinden niemand mehr übrig, der diesen Gründen widersprechen könnte. Wenigstens nicht bis zum nächsten Krieg.«
    Richard kämmte sich mit den Fingern die Haare zurück. Was tat er hier eigentlich? Was glaubte er, erreichen zu können, wenn schon seine Mitstreiter nicht an das glaubten, was er sich vorgenommen hatte?
    Oben, von der verputzten Kuppeldecke, blickten die gemalten Figuren von Magda Searus – der ersten Mutter Konfessor, wie Kahlan ihm erzählt hatte – und ihres Zauberers Merritt auf

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