Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Marmorsäulen. Wie er den versammelten Vertretern erklärt hatte, war er in einer Prophezeiung erwähnt worden. Eine der ältesten Prophezeiungen bezeichnete ihn auf Hoch-D’Haran als fuer grissa ost dmuka , – den Bringer des Todes. Dieser Name traf dreifach zu: auf denjenigen, der das Reich der Toten und die Welt der Lebenden zusammenbringen konnte, indem er den Schleier zur Unterwelt zerriß, auf den, der die Seelen der Toten herbeirief, was er immer dann tat, wenn er die Magie seines Schwertes benutzte und mit den Toten tanzte, und im gemeinsten Sinn des Wortes auf den, der tötet.
Berdine gab Richard einen Klaps auf den Rücken, daß seine Zähne klapperten, und brach damit das beklemmende Schweigen. »Ihr habt uns nicht erzählt, daß Ihr eine Braut gefunden habt. Hoffentlich plant Ihr, vor der Hochzeitsnacht ein Bad zu nehmen, sonst wird sie Euch davonjagen.« Die drei Frauen lachten.
Zu Richards Überraschung hatte er noch die Kraft zu lächeln. »Ich bin nicht der einzige, der stinkt wie ein Pferd.«
»Wenn das alles war, Lord Rahl, dann werde ich mich jetzt am besten um ein paar anstehende Angelegenheiten kümmern.« General Reibisch richtete sich auf und kratzte sich den rostfarbenen Bart. »Wie viele Menschen werden wir Eurer Ansicht nach töten müssen, bis wir diesen Frieden haben, von dem Ihr gesprochen habt?« Er lächelte schief. »Damit ich weiß, wie weit der Weg noch ist, bis ich keine Wache mehr brauche, die mir den Rücken freihält, wenn ich mich zu einem Nickerchen niederlege.«
Richard und Reibisch wechselten einen langen Blick. »Vielleicht kommen sie auch zur Besinnung und ergeben sich, und wir brauchen nicht zu kämpfen.«
General Reibisch stieß grunzend ein zynisches Lachen hervor. »Mit Verlaub, ich denke, ich werde veranlassen, daß die Männer ihre Schwerter wetzen, für alle Fälle.« Er sah auf. »Wißt Ihr, wie viele Länder es in den Midlands gibt?«
Richard überlegte einen Augenblick. »Offen gestanden nein. Nicht alle Länder sind groß genug, um in Aydindril vertreten zu sein, aber von diesen sind viele immer noch groß genug, um Soldaten unter Waffen zu haben. Die Königin wird es wissen. Sie wird bald zu uns stoßen und uns helfen.«
Auf seinem Kettenpanzer tanzten winzige Lichtpunkte, Spiegelungen der Lampen. »Ich werde sofort damit beginnen, unter den Streitkräften der Palastwachen aufzuräumen, bevor sie Gelegenheit haben, sich zu formieren. Vielleicht geht es auf diese Weise ruhig und friedlich ab. Vermutlich wird aber noch vor Ende dieser Nacht eine der Palastwachen versuchen, auszubrechen.«
»Sorgt dafür, daß genügend Leute um den Palast von Nicobarese stehen. Lord General Brogan darf die Stadt nicht verlassen. Ich traue dem Mann nicht, aber ich habe ihm mein Wort gegeben, daß er die gleiche Chance erhält wie alle anderen.«
»Ich werde dafür Sorge tragen.«
»Und, General, sagt den Männern, sie sollen auf seine Schwester Lunetta achtgeben.« Richard spürte eine seltsame Sympathie für Tobias Brogans Schwester, für ihre scheinbare Arglosigkeit. Ihre Augen gefielen ihm. Er richtete sich auf. »Wenn sie ihren Palast in der Absicht, abzuziehen, verlassen, dann haltet genügend Bogenschützen an strategischen Stellen und in Schußweite bereit. Wenn sie von ihrer Magie Gebrauch macht, geht kein Risiko ein und zögert nicht.«
Richard war es bereits jetzt zuwider. Noch nie zuvor hatte er Männer in einen Kampf schicken müssen, in dem Menschen verletzt oder getötet werden konnten. Er mußte daran denken, was die Prälatin ihm einst erklärt hatte: Zauberer waren gezwungen, die Menschen für das zu benutzen, was getan werden mußte.
General Reibisch betrachtete Ulic und Egan, die schwiegen, den Gar und die drei Frauen. Er richtete das Wort an sie, vorbei an Richard. »Eintausend Mann werden hellwach sein und nur einen Ruf entfernt, falls Ihr sie braucht.«
Nachdem der General gegangen war, wurde Caras Miene ernst. »Ihr müßt schlafen, Lord Rahl. Als Mord-Sith weiß ich, wann ein Mann erschöpft ist und jederzeit zusammenbrechen kann. Eure Welteroberungspläne könnt Ihr morgen schmieden, wenn Ihr Euch ausgeruht habt.«
Richard schüttelte den Kopf. »Augenblick noch. Ich muß zuerst noch einen Brief schreiben.«
Berdine lehnte sich neben Cara an den Schreibtisch und verschränkte die Arme. »Einen Liebesbrief an Eure Braut?«
Richard zog eine Schublade auf. »So etwas Ähnliches.«
Berdine setzte ein kokettes Lächeln auf. »Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher