Die Günstlinge der Unterwelt - 5
das nicht, aber ich denke –«
Lord Rahl schlug krachend mit der Faust auf den Tisch. Selbst die beiden Wachen schreckten hoch. »Genug davon! Haltet Ihr mich für so dumm, daß ich mich durch diese Spekulationen vom Friedensprozeß abbringen lassen würde?
Glaubt Ihr, ich räume Euch irgendwelche besonderen Vorrechte ein, nur weil Ihr mir Vorschläge macht, wie ich die Bevölkerung in den Midlands für mich gewinnen kann? Ich sagte es Euch bereits, es wird keine Vergünstigungen geben! Ihr werdet genauso behandelt werden wie jedes andere Land.«
Tobias fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Natürlich, Lord Rahl. Das war nicht meine Absicht –«
»Wenn Ihr weiterhin nach einer Frau sucht, deren Enthauptung Tausende gesehen haben, und das auf Kosten Eurer Verantwortung, die Zukunft Eures Landes vorzuzeichnen, dann werdet Ihr am Ende von meinem Schwert durchbohrt.«
Tobias verbeugte sich. »Natürlich, Lord Rahl. Wir werden sofort mit Eurer Botschaft in unsere Heimat aufbrechen.«
»Ihr werdet nichts dergleichen tun. Ihr werdet hierbleiben.«
»Aber ich muß dem König doch Eure Botschaft überbringen.«
»Euer König ist tot.« Lord Rahl zog eine Braue hoch. »Oder wollt Ihr damit sagen, daß Ihr auch seinem Schatten nachjagen wollt, weil Ihr annehmt, er versteckt sich vielleicht zusammen mit der Mutter Konfessor?«
Lunetta lachte leise in sich hinein. Brogan warf ihr einen Blick zu, und das Lachen brach unvermittelt ab. Brogan spürte, daß ihm das Lächeln vergangen war. Es gelang ihm, wenigstens eine Andeutung davon wieder auf die Lippen zu bringen.
»Man wird zweifellos einen neuen König ernennen. So ist es Brauch in unserem Land: Wir werden von einem König regiert. Ihm, dem neuen König, wollte ich die Botschaft überbringen, Lord Rahl.«
»Da jeder neuernannte König zweifellos Eure Marionette wäre, ist Eure Reise überflüssig. Ihr werdet in Eurem Palast bleiben, bis Ihr Euch entschließt, meine Bedingungen zu akzeptieren und Euch zu ergeben.«
Brogans Lächeln wurde breiter. »Wie Ihr wünscht, Lord Rahl.«
Er versuchte, unauffällig das Messer aus der Scheide an seinem Gürtel zu ziehen. Sofort hielt ihm eine der Mord-Siths ihren roten Stab in einem Zentimeter Abstand vors Gesicht. Er stockte.
Er sah hoch in ihre blauen Augen und hatte Angst, sich zu bewegen. »Eine Sitte meines Landes, Lord Rahl. Ich wollte niemanden bedrohen. Ich wollte Euch mein Messer übergeben, zum Beweis meiner Absicht, Euren Wünschen zu entsprechen und im Palast zu bleiben. Es handelt sich um eine Art, mein Wort zu geben, um ein Symbol meiner Aufrichtigkeit. Gestattet Ihr?«
Die Frau starrte ihm unverdrossen in die Augen. »Schon gut, Berdine«, meinte Lord Rahl zu ihr.
Sie zog sich zurück, wenn auch nur widerstrebend und mit haßerfülltem Blick. Brogan zog das Messer langsam heraus und legte es vorsichtig, den Griff zuerst, auf die Kante des Schreibtisches. Lord Rahl nahm das Messer und legte es zur Seite.
»Danke, General.« Brogan hielt seine Hand auf. »Was soll das?«
»Der Brauch, Lord Rahl. In meinem Land ist es bei der feierlichen Übergabe eines Messers Brauch, daß, um Schande zu vermeiden, die Person, der man es überreicht, eine Münze zurückgibt, Silber für Silber, als Zeichen des guten Willens und des Friedens.«
Lord Rahl, Brogan keinen Moment aus den Augen ließ dachte kurz darüber nach, dann lehnte er sich zurück und zog eine Silbermünze aus der Tasche. Er schob sie über den Tisch. Brogan reichte hinauf, nahm die Münze und ließ sie dann in seine Jackentasche gleiten, doch nicht bevor er einen Blick auf die Prägung geworfen hatte: der Palast der Propheten.
Tobias verbeugte sich. »Danke, daß Ihr meinen Brauch respektiert habt, Lord Rahl. Wenn sonst nichts weiter anliegt, werde ich mich jetzt zurückziehen und Eure Worte überdenken.«
»Da wäre tatsächlich noch etwas. Ich hörte, der Lebensborn aus dem Schoß der Kirche betrachtet Magie alles andere als wohlwollend.« Er beugte sich ein wenig weiter vor. »Wie kommt es dann, daß Ihr eine Magierin bei Euch habt.«
Brogan sah hinüber zu der geduckten Gestalt, die neben ihm stand. »Lunetta? Aber sie ist meine Schwester, Lord Rahl. Sie begleitet mich überall hin. Ich liebe sie von ganzem Herzen – ihre Gabe, alles. An Eurer Stelle würde ich den Worten von Herzogin Lumholtz kein großes Gewicht beimessen. Sie ist Keltonierin, und die sollen, wie ich hörte, recht gut mit der Imperialen Ordnung stehen.«
»Das habe ich
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